Ergebnisse, Produktion/Absatz

Der Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck DE0006599905 hat das Jahr mit einem geringeren Gewinneinbruch begonnen als befürchtet.

15.05.2024 - 13:25:51

Operativer Gewinn bei Merck besser als erwartet - Aktie auf Jahreshoch

Im ersten Quartal belastete die Darmstädter weiter die maue Nachfrage im Laborgeschäft, weil Kunden weiter lieber ihre Bestände abbauen, als neu zu ordern. Besser lief es in der Elektronik- und Pharmasparte. "Erneut haben wir von unserem diversifizierten Geschäftsmodell profitiert", sagte Konzernchefin Belén Garijo laut Mitteilung vom Mittwoch. An der Börse lösten die vorgelegten Zahlen Freude aus: Die Merck-Aktie stieg auf einen neuen Höchststand seit September 2023.

Die Papiere der Darmstädter gewannen in der Spitze über vier Prozent auf 165,55 Euro. Analyst Peter Spengler von der DZ Bank vermutete "positive Auswirkungen" auf den Konsens nach den guten Resultaten zum Jahresauftakt. "Bei Merck wird bei Electronics und Life Science eine Wendepunkt-Story gespielt", schrieb der Experte. "Bei Electronics scheint die positive Wende früher zu kommen als erwartet." Auch am Mittag konnte das Wertpapier die Gewinne noch halten. Seit Jahresbeginn hat sich der Börsenwert des Pharmakonzerns damit um rund 14 Prozent erhöht.

Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets schrieb: "Spitzenreiter im Dax heute Morgen ist die Aktie von Merck. Nicht, weil die Zahlen annähernd so gut waren wie die der Commerzbank DE000CBK1001, sondern weil sie nicht so schlecht waren wie von den Analysten erwartet." Der Experte erwartet im zweiten Halbjahr Impulse aus dem wieder wachsenden Laborgeschäft, aber auch verstärkt aus dem Elektronik- und Pharmageschäft.

Wie der DaxDE0008469008-Konzern weiter mitteilte, sah das Laborgeschäft im ersten Quartal noch schwach aus. Der Segmentumsatz sank organisch um 12,6 Prozent auf 2,14 Milliarden Euro. Neben dem andauernden Lagerabbau bei Kunden fehlt auch der Schub, den Merck noch durch Corona-Produkte im vergangenen Jahr hatte - diese Nachfrage fehlt jetzt.

Konzernchefin Garijo sieht allerdings Licht am Ende des Tunnels. So dürfte der Lagerabbau bis Ende Juni abgeschlossen sein. "Dies wird sich aber aufgrund der Herstellungs- und Lieferzeiten für von Kunden bestellte Produkte erst im zweiten Halbjahr signifikant positiv auf den Umsatz auswirken", hieß es weiter zur Begründung. Sie hält eine schrittweise Rückkehr zum organischen Wachstum auf Konzernebene für machbar.

Der Bereich Healthcare war unterdessen ein Lichtblick für den Konzern: Der Umsatz stieg hier organisch um rund 10 Prozent auf 2,05 Milliarden Euro. Hier erholte sich etwa der kontinentalchinesische Markt im Vergleich zu einem von hohen Covid-19-Infektionsraten belasteten Vorjahresquartal.

Auch die kleinste Sparte Electronics wuchs organisch um 6,3 Prozent auf 0,93 Milliarden Euro, besonders dank höherer Nachfrage nach Halbleitermaterialien. Darunter fielen unter anderem Materialien für moderne Logikchips. Da die Nachfrage in anderen Märkten jedoch zurückhaltend blieb, sieht Merck darin noch kein Signal für eine allgemeine Trendwende im Halbleitergeschäft.

Analyst Richard Vosser von der US-Bank JPMorgan kommentierte: "Insgesamt sehen wir starke Ergebnisse, einen quantitativen Ausblick, der den Konsens untermauert, und erste Anzeichen für die Erholung im Bereich Process Solutions als positiv an."

Insgesamt ging der Umsatz der drei Monate bis Ende März um 3,3 Prozent auf etwas mehr als 5,1 Milliarden Euro zurück. Branchenexperten hatten damit gerechnet. Bereinigt um Sondereffekte wie Wechselkurs-Belastungen insbesondere beim chinesischen Yuan lag der Rückgang bei 1,2 Prozent. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) fiel um 8,4 Prozent auf 1,45 Milliarden Euro. Analysten hatten im Schnitt etwas weniger erwartet.

Der Konzern präzisierte zudem seine bisherige qualitative Prognose, den Umsatz und operativen Gewinn organisch steigern zu können. Die nun bei der Vorlage der Quartalszahlen veröffentlichten absoluten Werte liegen im Rahmen der Erwartungen der Analysten.

@ dpa.de