Corona-Hinweis an einer Schule

Wirtschaftsexperten warnen vor erneuten flächendeckenden Schulschließungen

12.11.2020 - 14:34:37

Trotz steigender Infektionszahlen spricht sich das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) gegen Schulschließungen zum Infektionsschutz aus.

Der flächendeckende Lock-Down von Schulen verursacht erhebliche gesamtwirtschaftliche Schäden, betont Marcel Fratzscher vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) gegenüber dem „Handelsblatt“. Dabei müssen wir zwei Dimensionen unterscheiden. Erstens kommt es zu einer Überlastung von Familien, die Arbeit, Beschulung und Kinderbetreuung organisieren müssen. Dies führt zu erheblichen Fehlzeiten am Arbeitsplatz. Zweitens haben wir im ersten Lock-Down die Erfahrung machen müssen, dass ein nicht unerheblicher Teil der Schüler durch den Heimunterricht nicht erreicht werden konnten. Die Auswirkungen auf die Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit bleiben auf der Strecke, warnt der Wirtschaftsexperte.
Die Politik steht in der Verantwortung, zunächst alle alternativen Strategien zu erwägen, bevor es wieder zu einem Lock-Down des Bildungssystems kommt. Nur als Ultima Ratio sind Schulschließungen als Mittel der Pandemie-Bekämpfung in Betracht zu ziehen. Wenn es allerdings soweit kommen sollte, muss die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten der Länder dies klar kommunizieren und nicht die Fehler von März wiederholen, als viele Dinge chaotisch verliefen. Falls die Politik zu dem Schluss kommen sollte, dass ein Lock-Down unvermeidlich ist, muss schnell und entschieden gehandelt werden.
Der Präsident des DIW kritisiert die aktuelle Taktik des Abwartens. Die Politik zögert Entscheidungen bis zum letzten Moment hinaus, beklagt Fratzscher. Eine Entscheidung zugunsten eines früheren zweiten Lock-Downs wäre in der Lage gewesen, den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Schaden zu minimieren, der jetzt eingetreten ist. Wenn aktuell über eine Verlängerung der Weihnachtsferien nachgedacht wird, so wäre eine ähnliche Maßnahme in Bezug auf die Herbstferien deutlich effektiver gewesen. Allerdings stellt der Vorschlag von Armin Laschet zu einem vorgezogenen Beginn der Weihnachtsferien einen tragbaren Kompromiss dar. Der Unterrichtsausfall könnte durch die Halbierung der Sommerferien kompensiert werden, schlägt der Wirtschaftsexperte im „Handelsblatt“ vor.

 

Redaktion ad-hoc-news.de, NeoMatrix

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