Stühle im Flur einer Schule

Lehrergewerkschaft sieht zunehmende Wut von Eltern auf Pädagogen

14.06.2020 - 13:24:04

In der Coronakrise entwickelte sich eine wachsende Unzufriedenheit von Eltern mit den Lehrern, zeigt sich die GEW besorgt.

Anfangs war vor allem Wertschätzung für die Lehrerinnen und Lehrer zu sehen, schätzte die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Marlies Tepe, ein. Inzwischen beobachte die Gewerkschaft aber mit Sorge ein regelrechtes Bashing gegen die Pädagogen. In der Montagsausgabe der "Welt" vermutet Tepe, dass Eltern offenbar eigenen Druck auf die Lehrkräfte übertragen. Gleichzeitig zeigt die Gewerkschafterin Verständnis für die schwierige Situation der Erziehungsberechtigten. Beruf und Familie seien aktuell sehr schwer vereinbar.

Die Lehrkräfte seien der falsche Adressat für den verständlichen Druck, meinte Tepe. Vielmehr sollten die Eltern die Verantwortlichen in Pflicht nehmen und gute Bedingungen an öffentlichen Bildungseinrichtungen verlangen. Aus Sicht der Gewerkschafterin sind dafür neben den Schulträgern Kommunen und Länder, aber auch der Bund zuständig. Angriffe auf die Lehrer sind nicht zielführend. Marlis Tepe warnte davor, dass die aktuelle Situation dazu führen könnte, dass noch weniger Menschen den Lehrerberuf ergreifen wollen. Der Zustand des deutschen Bildungswesens zeige, dass die Gesellschaft in der Vergangenheit einiges versäumte. Die Arbeitnehmervertreterin bemängelte, dass der Fernunterricht ohne Vorwarnung kam und die Schulen auf diese Situation nicht vorbereitet waren. Es gab keinerlei Test für eine solche Situation. Auch die Infrastruktur ließe zu wünschen übrig. Einigen Schulen fehle die digitale Ausstattung. Oft stünden Lehrkräften nicht die notwendigen Endgeräte zur Verfügung. Es mangelt an WLAN und an einer geeigneten Plattform zum Lernen. Oft mangelt es auch an einer Cloud, in der Pädagogen und Schüler Dateien ablegen können. Viele Eltern wurden ebenfalls im Stich gelassen. So mussten sie sich in vielen Fällen ausgedruckte Materialien an den Schulen abholen, weil die Familien über keine Drucker oder Computer verfügen. Das Arbeitsmaterial wurde dann durch offene Fenster gereicht. Für diese strukturellen Defizite die Lehrkräfte zu kritisieren, sei unfair, meinte die Gewerkschaftschefin. Zur Rückkehr zu einem Regelschulbetrieb hat Marlis Tepe eine klare Haltung. Einen Schulalltag ohne Kontakt-Beschränkungen lehnt sie kategorisch ab. Solange die Gesellschaft in bestimmten öffentlichen Bereichen Sicherheitsabstände festlegt, könnte die Schule nicht zur Normalität zurückkehren. Die Gewerkschafterin fürchtet neue Hotspots in Schulen.

 

Redaktion ad-hoc-news.de, berufstouri

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