Ist Staking die Zukunft der Blockchain?
09.10.2020 - 18:30:00Wer sich im Blockchain-Sektor bewegt, hat im Jahr 2020 zwangsläufig Berührungspunkte mit der Ethereum Blockchain. Die aktuell zweit wertvollste Kryptowährung, basierend auf der gesamten Marktkapitalisierung, profitiert maßgeblich von einer steigenden Nachfrage nach Decentralized Finance.
Allerdings befindet sich Ethereum zum aktuellen Zeitpunkt an einem Scheideweg – immerhin soll zeitnah das wohl größte Update des Blockchain-Netzwerks kommen. Neben einer höheren Skalierbarkeit soll auch ein Wandel auf den Proof of Stake erfolgen und somit den Proof of Work als bisherigen Konsensus-Algorithmus ablösen.
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Proof of Work noch immer Status Quo?
Der Proof of Work (PoW) ist der wohl bekannteste Konsensus-Algorithmus der Welt. Seit seiner Vorstellung im Jahr 2009 baut Bitcoin, die erste Blockchain der Welt, auf den Proof of Work. So setzt beispielsweise auch Monero (XMR) auf diesen Konsensus-Algorithmus. Zusammen mit seinen anonymen Transaktionen ist dies eine perfekte Mischung für einige Anwendungsfälle.
Doch was spricht eigentlich für den Proof of Work? Im Grunde ist der PoW ein Algorithmus zur Validierung von Transaktionen im Netzwerk und der eigentliche Grund, weshalb die Blockchain ihren Namen trägt. In einem Blockchain-Netzwerk gibt es keine zentralen Entitäten wie Banken, die Transaktionen ausführen und validieren. Das bedeutet jedoch auch, dass sich das Netzwerk um die Bestätigung der Transaktionen kümmern muss.
An dieser Stelle kommt der PoW ins Spiel, denn für Validierung müssen die Miner eine mathematische Gleichung lösen, welche den Wert des vorherigen Blocks, die sogenannte Nonce, beinhaltet. Sobald einer Miner einen Block erfolgreich abschließt - die Rede ist vom Hashen des Blocks - wird dieser neue Konsens im gesamten Netzwerk geteilt. Durch die Nonce, lassen sich außerdem Blöcke erkennen, welche von Angreifern manipuliert wurden.
Doch auch der PoW und das damit einhergehende Mining, haben einige Probleme. Einerseits ist für das Mining sehr viel Rechenleistung notwendig. Die kontinuierliche steigende Schwierigkeit trägt ihr Übriges dazu bei, die vorhandene Hardware vom Mining zu disqualifizieren. Aus diesem Grund konzentriert sich Mining zumeist auf wenige große Marktteilnehmer wie Mining-Anbieter oder Mining Pools. Des Weiteren widerspricht das Mining dem Grundsatz des Umweltschutzes und des nachhaltigen Anlegens.
Warum Proof of Stake die Zukunft sein könnte
Eine Lösung für die bestehenden Herausforderungen könnte der Proof of Stake sein. Wie der Name es bereits impliziert, müssen die Anleger eine Beteiligung an dem entsprechenden Asset halten. Folglich sind die Anleger als Stake auch direkt involviert. Beim Staking müssen die Anleger lediglich Coins der entsprechenden Kryptowährung in einer kompatiblen Wallet halten.
Im Gegensatz zum Mining stehen die Teilnehmer auch nicht im direkten Wettbewerb. Vielmehr erfolgt die Vergabe der Staking-Rechte auf Basis des eigenen Investments. Wer als 1% der gesamten Coin Supply hält, hat auch das Anrecht auf 1% der Blöcke.
Aus diesem Grund haben sich bereits heute sogenannte Staking Pools gebildet. Hier zahlen Anleger ihre Coins ein, um gemeinsam von Staking zu profitieren und eine höhere Wahrscheinlichkeit zum Blockabschluss zu erhalten. Allerdings ist auch das Staking im Pool eine Art der Zentralisierung, sodass sich zeigen muss, ob es einen unmittelbaren Vorteil gibt.
Noch viel wichtiger beim ausbleibenden Wettbewerb ist die Nachhaltigkeit des Ansatzes. Anstatt regelmäßig in neue Rigs zu investieren, können Anleger nun einfach ihre Kryptos in einen Staking Pool oder eine passende Wallet investieren. Außerdem erhalten die Teilnehmer keine Blockprämie, sondern Transaktionsgebühren in der jeweiligen Kryptowährung. Die Staking Rewards sind eine Art passives Einkommen und vergleichbar mit Zinszahlungen, welche regelmäßig auf das eigene Konto fließen.
Außerdem – und das ist noch viel wichtiger – können Blockchain mit einer PoS einen Sharding-Ansatz verfolgen. Das heißt, dass die Blockchains beliebig viele Subchains betreiben können. Ein Konsensus kann für jede dieser Subchains existieren. Auf diese Art und Weise könnten moderne Blockchains frei skalierbar sein und einen neuen Standard definieren.
PoS oder PoW – Experten sind sich uneinig
Es zeigt sich, dass die Teilnehmer im PoS-System keine Rechenleistung einbringen müssen. Vielmehr hängt die Anzahl der zugewiesenen Blöcke maßgeblich von der Anzahl der persönlichen Coins ab. Somit könnte ein Wechsel von PoW auf PoS folgende Vorteile bieten:
- Schaffung eines sicheren Netzwerks, da eine 51%-Attacke finanziell nicht mehr möglich ist.
- Energieeinsparung durch den Entfall teurer und energiehungriger Hardware
Außerdem müssen die Teilnehmer beim Staking eine Sicherheitsleistung, den sogenannten Stake, hinterlegen. Nur wer diese Sicherheit einbringt, kann auch Mitglied des Konsens-Mechanismus sein. Sollte einer der Validatoren einen ungültigen Block erstellen, können andere Validatoren dies melden. Der Betrüger verliert seine eingebrachte Sicherheit. Um eine schädliche Nutzung dieser Funktion zu vermeiden, gilt die falsche Anschuldigung ebenfalls als nicht vertrauenswürdig und resultiert im Ausschluss.
Kritischer zu hinterfragen sollte jedoch die Zentralisierung des Netzwerks sein. Durch die Möglichkeit, mit viel Geld ein hohes Gewicht im Netzwerk einzulegen, haben sich bereits viele Staking Pools gebildet. Außerdem müssen Anleger über ein Mindestinvestment verfügen. Bei Ethereum soll es sich beispielsweise um 32 ETH, also rund 10.000 Euro handeln. Wer diese Summe nicht aufbringen kann, fällt aus dem Staking heraus.
Allerdings ist Staking auch nicht die perfekte Lösung für jeden Anwendungsfall. So bringt das Staking vielleicht einen Vorteil bei einer Kryptowährung, die schnell funktionieren muss und heute unter dem Mining leidet. Doch Bitcoin, die wertstabile Coin des Internets, fällt schlicht und ergreifend nicht in dieses Raster.
Fazit: Langfristiger Wandel spricht für PoS
Kryptowährungen und Blockchains werden sich in den kommenden Jahren stark verändern. Am Markt etablieren sich konkrete Use-Cases. Dementsprechend müssen die Netzwerke jedoch auch eine höhere Latenz aufweisen und mehr Transaktionen pro Sekunde erreichen. Nur wenn die Blockchain den Anforderungen heutiger System gerecht werden kann, ist eine großflächige Adaption denkbar.
An dieser Stelle kommt eben der Proof of Stake ins Spiel. Dieser Konsensus-Algorithmus ist aus mehreren Gründen interessant. Einerseits ist er schneller der Proof of Stake und somit ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Außerdem ist das Staking bereits heute ein fester Bestandteil von DeFi, einem der am schnellsten wachsenden Märkte im Finanzsektor. Je stärker die Nachfrage nach entsprechenden Lösungen wird, desto mehr gerät der Proof of Work wohl in den Hintergrund. Eine Analogie zum Goldmarkt zeigt, dass der große Goldrausch gewichen ist – das gleiche Schicksal könnte nun dem PoW bevorstehen.