Herzinsuffizienz: Übergewichtige Jugendliche mit erhöhtem Risiko
18.07.2016 - 09:58:34Herzinsuffizienz gilt in erster Linie als Krankheit, deren Symptome im Alter stark zunehmen können: Der Begriff bezeichnet die Unfähigkeit des erkrankten Herzens, die vom Körper im Kreislauf benötigte Blutmenge ohne Druckanstieg in den Herzvorhöfen zu fördern. Forscher haben aber jetzt herausgefunden, dass ein Zusammenhang zwischen Übergewicht in jungen Jahren und einer späteren Herzinsuffizienz bestehen könnte.
Musterungen brachten es an den Tag
In Schweden wurden bereits in den sechziger Jahren die Daten von gemusterten 18-jährigen Männern anonymisiert erfasst. Unter anderem wurden Gewicht und Körpergröße von 1,6 Millionen Rekruten gespeichert. Nachdem Forscher der Sahlgrenska-Akademie an der Universität Göteborg diese Daten nun näher untersucht haben, stellte sich heraus, dass es anscheinend eine Verbindung gibt zwischen Übergewichtigkeit in jungen Jahren und einer Herzinsuffizienz, die bereits in den mittleren Lebensjahren auftritt.
Herzinsuffizienz mit 47 Jahren
Die schwedischen Forscher recherchierten, dass von den in den Sechzigern gemusterten Rekruten etwa 5.500 später wegen einer Herzinsuffizienz in einem schwedischen Krankenhaus behandelt wurden. Ihr Alter betrug zu diesem Zeitpunkt im Durchschnitt 47 Jahre. Daran ließe sich erkennen, dass Männer, die um ihr 18. Lebensjahr herum übergewichtig waren, ein erhöhtes Risiko hätten, vor ihrem 60. Geburtstag an einer Herzinsuffizienz zu erkranken. Betrug der Body-Mass-Index 35, was auf starkes Übergewicht hinwies, sei das Risiko sogar um ein Zehnfaches höher.
Ursachen und neue Therapiemöglichkeit
Bisher hat man herausgefunden, dass bei jungen Menschen häufig eine schlechtere Pumpfunktion des Herzens die Ursache für eine Herzinsuffizienz ist. Andere Gründe für das Entstehen der Krankheit in jungen Jahren können auch
- ein Infarkt,
- Diabetes oder
- Bluthochdruck sein.
Zusätzlich gibt es noch andere Faktoren, die den Herzmuskel negativ beeinflussen können.
Fest steht: Übergewichtige sollten bei entsprechenden Symptomen auch in jüngeren Jahren auf eine Herzinsuffizienz hin untersucht werden. Zur Behandlung gibt es aktuell neue Wirkstoffe, etwa LCZ696. Der Wirkstoff hemmt ein körpereigenes Enzym, was einen hormonsteigernden Effekt hat. Dies wiederum führt zu einer Steigerung des Herzzeitvolumens – ein positiver Therapie-Effekt. LCZ696 ist Ende 2015 von der EU zur Behandlung von Patienten mit Herzinsuffizienz und eingeschränkter Ejektionsfraktion zugelassen worden. Bedarf an neuen Therapien gibt es genug: Allein in Deutschland sind knapp zwei Millionen Menschen von Herzinsuffizienz betroffen.
Auch Frauen im Fokus der Forscher
Als Ergebnis der Rekruten-Studie wollen die schwedischen Forscher nun auch die Daten von Frauen des Landes näher untersuchen. Als Grundlage dienen hierfür die Daten von schwangeren jungen Frauen, von denen bestimmte Parameter ebenfalls zentral erfasst wurden. Sie sollen anstelle der Musterungsdaten zurate gezogen werden.