Schule mit Corona-Hinweis

Deutscher Lehrerverband und Bundesschülerkonferenz kritisieren die Corona-Beschlüsse der Bundesregierung und der Bundesländer heftig

26.11.2020 - 17:44:36

Lehrerverband und Schülervertreter fordern eine Corona-Gesamtstrategie für die öffentlichen Bildungseinrichtungen, die an einem maximalen Infektionsschutz orientiert ist.

Der Deutsche Lehrerverband plädiert im Gegensatz zu den Beschlüssen der Bundesregierung und der Bundesländer für eine allgemeine Maskenpflicht an allen allgemeinbildenden Schulen. Die Ausnahmen in einzelnen Bundesländern für die Klassen 5 und 6 innerhalb des Unterrichts und die Regelungen an Grundschulen sind in unseren Augen nicht akzeptabel, betont Heinz-Peter Meidinger vom Deutschen Lehrerverband gegenüber dem Nachrichtenportal Watson.
Der Schutz der Schüler und des Lehrkörpers hätte Priorität genießen müssen, vor allen anderen Erwägungen. Der jetzt erzielte Kompromiss zeigt zumindest in die richtige Richtung, kann aber nur ein Anfang sein. Außerdem bemängelt der Präsident des Lehrerverbandes, dass es trotz der Appelle an die Politik, nicht zu einer bundeseinheitlichen Regelung für die Schulen gekommen sei. Eine Umsetzung von technischen Luftreinhaltekonzepten ist bei den Beschlüssen als Option überhaupt nicht berücksichtigt worden, beklagt der Lehrervertreter. Die Bewertung der verlängerten Weihnachtsferien fällt ebenso zurückhaltend aus. Es ist uns nicht ganz begreiflich, wie die Vorverlegung um zwei Tage helfen soll, das Infektionsgeschehen unter Kontrolle zu bringen. Gemeinsam mit den Lockerungen zwischen Weihnachten und Neujahr erwarte ich eher das Gegenteil und befürchte eine deutliche Zunahme der Infektionszahlen, warnt Meidinger. Die Beibehaltung des Präsenzunterrichts, wie sie die Kultusministerkonferenz beschlossen hat, ist angesichts der steigenden Infektionszahlen ein nicht zu unterschätzender Risikofaktor. Die jetzt erfolgte Rückbindung der Hygiene-Maßnahmen an die Zahlen der Neuinfektionen in einzelnen Kommunen und Regionen, bedeutet einen großen Fortschritt. Es ist falsch, wie bisher auf die ersten Fälle an den jeweiligen Schulen zu warten und dann erst zu reagieren. Wir müssen die Gesamtentwicklung in einer Region in den Blick nehmen.
Die Politik hat es versäumt, eine langfristige Strategie zu entwickeln. Stattdessen fahren wir weiterhin nur auf Sicht und reagieren kurzfristig auf das Infektionsgeschehen. Die Schulen improvisieren seit Monaten und müssen sich immer wieder von Neuem auf wechselnde Vorgaben einstellen und Beschlüsse umsetzten. Mit einem langfristigen Plan für das restliche laufende Schuljahr hätten Schüler, Lehrer und Schulleitungen eine verbindlich Orientierungsmöglichkeit gehabt, beklagt auch der Vertreter der Bundesschülerkonferenz, Dario Schramm gegenüber der „Welt“. Auch aus der Perspektive der Schülerinnen und Schüler ist das bedingungslose Festhalten am Konzept des Präsenzunterrichts fragwürdig. Schramm hält demgegenüber ein Kombinationsmodell aus Präsenz- und Fernunterricht für effektiver. Der Präsenzunterricht birgt ein hohes Risiko, das durch Wechselunterricht zielgerichtet minimiert werden könnte. Der Schülervertreter verweist auf die aktuellen Zahlen von Schülern und Lehrern in Quarantäne. Es handelt sich hierbei um mehrere Hunderttausend Personen, die in den Konzepten der Bundesregierung und der Bundesländer überhaupt nicht auftauchen, moniert Schramm. Wir benötigen dringend exakte Vorgaben ab welchem Infektionsgeschehen Einrichtungen geschlossen werden und wann auf Fern- oder Wechselunterricht umgestellt wird. Derzeit entscheiden die Schulen in Eigenverantwortung welche Schritte eingeleitet werden, was kein Dauerzustand werden darf. Die Kinder und Jugendlichen wollen auf der einen Seite in die Schule, auch um Freunde zu treffen und gemeinsam zu lernen, aber auf der anderen Seite gibt es in vielen Familien Angehörige, die zu den Risikogruppen zählen. Es gibt Kontaktbeschränkungen, Veranstaltungen werden abgesagt, Vereine müssen ihre Jugendarbeit einstellen und die Schulen bleiben offen. Dies ist für uns nicht nachvollziehbar, beklagt der Schülervertreter. Für die Abschlussklassen bedeutet Corona eine schwerwiegende Benachteiligung. Eine Situation wie am Ende des letzten Schuljahres, als die Abiturprüfungen immer wieder verschoben wurden, muss um jeden Preis vermieden werden. Die Schüler benötigen einen verlässliche Zeitrahmen, um sich angemessen vorbereiten zu können. Aber das sollte baldmöglichst geklärt werden. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren, warnt der Schülervertreter gegenüber der „Welt“.

 

Redaktion ad-hoc-news.de, NeoMatrix

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