Bundesagentur für Arbeit

Arbeitsmarktexperten erwarten Erhöhung der Arbeitslosigkeit

18.03.2020 - 10:21:06

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sieht starke Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeitsmarkt voraus.

Wie Enzo Weber, der Leiter des Bereichs "Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen" am Nürnberger IAB, gegenüber dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (RND) (Mittwochsausgaben der Zeitungen des RND) erklärte, erwarten er und seine Kollegen am Institut eine schwere Rezession. "Dementsprechend wird das auch für den Arbeitsmarkt eine schwierige Zeit", so Weber.

Im Prinzip funktioniere der Arbeitsmarkt gut, er sei über einen langen Zeitraum auch bei konjunkturellen Schwächen stabil geblieben. Diese Stabilität bei Schwankungen sei auch in der jetzigen Situation hilfreich, aber der erhebliche Ausfall von wirtschaftlicher Tätigkeit schaffe völlig neue Herausforderungen. Solche Ausfälle gebe es normalerweise im Konjunkturgeschehen nicht. Aktuell gebe es viele Hinweise auf eine Erhöhung der Arbeitslosigkeit. Entscheidend sei, wie lange lange die Maßnahmen gegen die Corona-Epidemien andauerten. "Wenn die Einschränkungen noch halbwegs im zeitlichen Rahmen bleiben und die Lage wieder zur Normalität zurückkehrt, wird es zwar eine extrem harte Phase, die man aber auch überdauern kann", erklärte der Arbeitsmarktforscher Weber den Journalisten des RND. Sollten die Einschränkungen aber längere Zeit gelten und die Corona-Krise auch den Finanzmarkt erreichen, dann werde es auch für den Arbeitsmarkt sehr schwierig. Das Institut nehme an, so Weber, dass Maßnahmen wie etwa Liquiditätshilfen für Unternehmen und Kurzarbeitergeld für Arbeitnehmer das Schlimmste verhindern könnten. Eine staatliche Lohnfortzahlung sei "eine gute Option für alle, die aus Gründen wie Kinderbetreuung oder Quarantäne nicht mehr arbeiten können", erläuterte der Berliner Ökonom, denn durch eine derartige Maßnahme ließen sich Einkommensausfälle vermeiden. Weiterhin würden Liquiditätshilfen für Betriebe und für Selbstständige benötigt, sagte Weber und sprach sich für große Flexibilität bei den hierfür geltenden Bedingungen aus. Betriebe müssten die Möglichkeit erhalten, Rückzahlungen über einen möglichst langen Zeitraum zu strecken oder im Falle einer schwerwiegenden Entwicklung der Krise auch gar nicht zu leisten. Auch eine Maßnahme wie die Einführung der Kurzarbeit für Minijobber hält Weber für denkbar. Zwar hätten solche Minijobber eigentlich keinen Anspruch auf Kurzarbeit, da sie nicht in die Arbeitslosenversicherung einzahlten. Es gebe aber viele Argumente dafür, dies in der derzeitigen Lage trotzdem zu ermöglichen, so der 40-jährige Wirtschaftswissenschaftler.

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wurde 1967 als Forschungseinrichtung der Bundesanstalt für Arbeit gegründet. Es macht seine Forschungsergebnisse öffentlich und berät Politik und Wirtschaft.

 

Redaktion ad-hoc-news.de, RSM

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