Gold, Goldpreis

Was spricht für einen steigenden Goldpreis 2016?

12.01.2016 - 10:45:00

Anfang des Jahres 2016 sprechen verschiedene Faktoren für eine steigende Nachfrage nach Gold und unterfüttern die These, dass Gold bereits einen Boden gebildet hätte bzw. eine untere Widerstandslinie ausgetestet worden ist. So warnt der renommierte Wirtschaftsprofessor Max Otte schon vor einem "Endspiel" an den Finanzmärkten, welches zu erheblichen Kursausfällen und Kapitalvernichtung führen kann. Diese Warnung wird seit etwa drei Monaten in der Wirtschaftspresse zitiert und ist selbst von den Großbanken oder der Europäischen Zentralbank bisher nicht substanziell dementiert bzw. entkräftet worden.

Aktienkurse zu hoch? Erschreckende Parallelen zur Aktienblase der 2000er

Ähnlich wie in der Boomphase der "New Economy" Anfang des Jahrtausends zeigen sich erschreckende Parallelen: Das Interesse nach Gold und Edelmetallen zieht erst langsam an, Aktien erreichen Phantasiebewertungen - obwohl sie noch niemals Geld verdient haben. Auch wenn es etwas weit gehen würde, die Zalando Aktie (WKN: ZAL111) mit den Luftblasen der IT-Gründer zu vergleichen, so gibt es Übereinstimmungen: Jenseits eines KGV von 22-30 wird die Luft der Kurse dünner, da die Aktien selbst bei einer vollständigen Ausschüttungsquote eine zu geringe Dividende zahlen würden. Zalando und ähnliche Aktien werden mit KGVs zwischen 60 und 90 bewertet. Insofern kann es durchaus sein, dass viele Aktionäre wieder von der Marktentwicklung enttäuscht werden. Die ersten Börsentage des Jahres 2016 zeigen: An den chinesischen Börsen wird von einem Wertverlust von 590 Milliarden (!) US-Dollar in den ersten Handelstagen berichtet (Quelle).

Da die Niedrigzinsphase weitergeht, fallen festverzinsliche Wertpapiere als Werterhalt weitestgehend aus. Sachwerte könnten schon bald wieder in den Fokus rücken, meint Tim Schieferstein von GoldSilberShop.de, die neben dem reinen Onlinegeschäft auch an mehr als 30 Standorten vor Ort Gold verkaufen.

Die Goldpreisentwicklung 2015 Bei den meisten Geldanlageinstrumenten gibt es neben dem klassischen Konjunkturverlauf Phasen erheblicher Schwankungen. Die Märkte neigen manchmal zu Übertreibungen nach oben (wie bei den Aktien), manchmal auch nach unten. Das erste Fixing des weltweit beachteten Leitmarktes der London Bullion Market Association - welches auch in vielen Tageszeitungen abgedruckt wird - lag bei 1.172 USD pro Feinunze Gold. Bis Mai 2015 stieg das Gold auf knapp über 1.214 US-Dollar. Um danach wieder leicht abzubröckeln. Trotz der politischen Krise um die Ukraine, einem drohenden militärischen Konflikt in wichtigen Öl-Ländern aufgrund der Terror-Aktivitäten und sich eintrübender Konjunkturaussichten haben sich die Anleger dem Gold noch nicht wieder zugewendet.

Der große Ausverkauf: Instabilität an Weltbörsen

Dies bedeutet, dass die Privatanleger und Investoren weiterhin auf Aktien setzten und in der nächsten Zeit weitere Kursverluste hinnehmen könnten. Dann werden die Anleger den Aktienanteil "herunterfahren" und auf Cash und Sachwerte setzen. Das Börsenjahr 2016 hat aus Sicht deutscher Anleger noch weitere Herausforderungen: Viele ehemalige Schwergewichte des DAX (WKN 846900) wie E.ON oder RWE haben aufgrund der Energiewende eine ungesicherte Zukunft. Volkswagen drohen Milliardenklagen wegen eines massenfachen Emissionsbetruges. Die Frage lautet also: Wohin mit dem Vermögen, um der Kapitalvernichtung zu entgehen?

Verschiedene Treiber der Goldnachfrage

Neben den Geldanlagemotiven und der jahrtausendealten Faszination des Goldes gibt es weitere Faktoren, die für eine stetige Ausweitung der Nachfrage nach Gold sorgen:

Die Nachfrage der Industrie nimmt durch die stetige Computerisierung und Digitalisierung stetig zu, womit es für Gold eine Art natürliche Nachfrage gibt. Es handelt sich also - im Gegensatz zu vielen Zertifikaten und Optionsscheinen - um ein Vorprodukt bzw. industriellen Rohstoff, der für eine Weiterverwendung unabdingbar ist. Ein Ersatzstoff mit ähnlichen Leitfähigkeiten und physikalischen Eigenschaften ist nicht in sich.

Bevölkerungswachstum in Gold-Abnehmerländern: Ein weiterer, großer Goldnachfrager ist die weltweite Schmuckindustrie. Indien wächst sowohl vom Bruttosozialprodukt als auch der Bevölkerungszahl her gesehen jährlich. Damit steigt auch die Nachfrage der Privatverwender.

Auch die enorme Ausweitung der Geldmenge sorgt indirekt für eine steigende Goldnachfrage: Die steigende Staatsverschuldung unterminiert das Vertrauen in Papierwährungen, die im Wesentlichen auf Vertrauen basieren. Dies wird beispielsweise auch an Deutschlands Goldreserven deutlich. Die Medien sprechen übereinstimmend von etwas mehr als 3.384.000 Kilogramm Gold - womit nur ein Bruchteil der Staatsverschuldung oder gar des ausgegebenen Bargeldes von Gold gedeckt wäre.

Gold ist international akzeptiert, auch größere Beträge können leicht transportiert und dank der Stückelung in kleine Barren in die jeweiligen Währungen wieder umgetauscht werden.

Zudem wird Gold in einem sehr arbeitsintensiven Prozess gewonnen, eine Produktionsanpassung nach oben ist nicht leicht möglich. So konnte eines der führenden Rohstoffunternehmen der Welt, die Produktion innerhalb eines Jahres lediglich um vier Prozent steigern.

Für einen steigenden Goldpreis spricht also die steigende Nachfrage der Goldverwender bzw. -verarbeiter. Zusätzlichen Treibstoff für die Kursentwicklung könnte das Fehlen von Anlagealternativen bzw. die Entwertung ganzer Anlageklassen bieten. Die hohen Selbstkosten der Branche bei der Goldförderung, die irgendwo zwischen 1.070 und 1.200 US-Dollar angegeben werden, sprechen ebenso für eine Rückkehr der Goldnotierungen auf einen Wachstumspfad.

Foto: © Robert Kneschke -Fotolia.com