Deutschland, Einzelhandel

Was kostet Käse oder Wiener Würstchen, wenn alle durch die Produktion verursachten Umweltschäden berechnet würden? Der Discounter Penny macht ein Experiment.

31.07.2023 - 15:02:33

«Wahre Preise»: Umweltschützer drängen Politik zum Handeln

Die Aktionswoche des Discounters Penny mit «wahren Preisen» für einige Produkte darf nach Ansicht von Verbraucher- und Umweltschützern kein einmaliges Experiment bleiben. «Der Aktion im Supermarkt müssen endlich grundlegende Maßnahmen folgen. Die Supermarktketten sind dabei ebenso in der Pflicht wie die Bundesregierung», sagte am Montag der Landwirtschaftsexperte der Umweltorganisation Greenpeace, Matthias Lambrecht.

Auch der Bund Umwelt und Naturschutz und der Bundesverband der Verbraucherzentralen forderten bei einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur, das Problem der verdeckten Umweltkosten bei der Lebensmittelproduktion müsse endlich konsequent angegangen werden. Ein Weg wäre nach Einschätzung der Verbände die Senkung der Mehrwertsteuer auf in der Produktion weniger umweltbelastende Lebensmittel wie Obst und Gemüse.

Seit Montag verlangt der Discounter Penny für 9 seiner mehr als 3000 Produkte eine Woche lang die «wahren Preise» - also den Betrag, der bei Berücksichtigung aller durch die Produktion verursachten Umweltschäden eigentlich berechnet werden müsste. Die Produkte vom Käse bis zum Wiener Würstchen werden dadurch um bis zu 94 Prozent teurer, wie die Handelskette mitteilte. Die Mehreinnahmen will die zur Rewe-Gruppe gehörende Kette für ein Projekt zum Klimaschutz und zum Erhalt familiengeführter Bauernhöfe im Alpenraum spenden. Der Händler will mit dem Schritt nach eignen Angaben mehr Bewusstsein für die Umweltbelastungen durch die Lebensmittelproduktion schaffen.

Doch gab es auch Kritik an der Aktion. Für die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch etwa ist sie ein «reiner PR-Gag». Während Penny für gerade einmal neun seiner Produkte die «wahren Preise» verlange, drücke der Discounter gleichzeitig die Preise für etliche andere klima- und umweltschädliche Lebensmittel wie Fleisch aufs Minimum.

@ dpa.de