Vor dem Hintergrund des Gaza-Krieges und zunehmender Angriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer schmiedet Israels Verbündeter USA eine militärische Sicherheitsallianz für die Region mit europäischen und anderen Partnern.
19.12.2023 - 07:59:53USA gründen Allianz zum Schutz von Schiffen - Die Nacht im Überblick
Die "Operation Prosperity Guardian" soll Handelsschiffe besser vor Angriffen der von Israels Erzfeind Iran unterstützten Huthi-Rebellen schützen, teilte das US-Verteidigungsministerium mit. Deutschland prüft nach Angaben von Verteidigungsminister Boris Pistorius eine Anfrage zur Beteiligung. Derweil setzt Israel den Krieg gegen die Hamas in Gaza fort, während sich zugleich auch die Lage an seiner Grenze zum Libanon verschärft.
Nach Angaben des US-Militärs kam es erneut zu Angriffen der Huthi-Rebellen auf zwei Schiffe im südlichen Roten Meer. Das Tankschiff "Swan Atlantic" sei am Montag von einer Drohne und einer Rakete angegriffen worden, die aus einem von den Huthis kontrollierten Gebiet im Jemen abgeschossen worden sei. Der Frachter "M/V Clara" habe von einer Explosion im Wasser in seiner Nähe berichtet. Bei keinem der Vorfälle seien Verletzte gemeldet worden.
Die Huthi-Rebellen im Jemen greifen Israel seit Ausbruch des Gaza-Kriegs mit Drohnen und Raketen an und attackieren Schiffe im Roten Meer, um sie an einer Durchfahrt in Richtung Israel zu hindern. Auch ein Containerfrachter der deutschen Reederei Hapag-Lloyd wurde attackiert. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin, der sich derzeit in der Region aufhält, teilte mit, es handle sich um eine internationale Herausforderung, die gemeinsames Vorgehen erfordere.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte, er glaube, der Gaza-Krieg sei auch ein Krieg der USA, weil diese die zivilisierte Welt anführten. Außerdem sei es auch ein Kampf gegen die iranische Achse des Terrors, die nun damit drohe, die Meerenge von Bab al-Mandeb zu schließen. Dies bedrohe die Freiheit der Schifffahrt. Netanjahu bekräftigte zugleich die Entschlossenheit seines Landes, einen "vollständigen Sieg gegen die Hamas" in Gaza zu erringen.
Israel kämpft jedoch nicht nur im Gazastreifen, auch an seinen nördlichen Grenzen kommt es immer wieder zu Konfrontationen. So spitzt sich die Lage im Grenzgebiet zum Libanon zu. Israels Militär warnte die dortige Hisbollah-Miliz vor einer Verschärfung der Kämpfe. "Wir sind heute näher an einem Krieg als gestern", sagte Militärsprecher Jonathan Conricus am Montag und warf der Hisbollah eine "stetige, systematische Eskalation entlang der Grenze" vor.
Die Schiitenmiliz, die eng mit dem Iran verbunden ist, verwickele "den Libanon in einen gefährlichen Krieg". Eine diplomatische Lösung werde angestrebt. Sollte diese nicht erreicht werden, sei das israelische Militär bereit, "seine Fähigkeiten zu nutzen, damit israelische Zivilisten im Grenzgebiet in ihre Häuser zurückkehren können". Den Angaben nach wurden in den vergangenen Monaten rund 80 000 israelische Zivilisten aufgrund der Kämpfe im Norden evakuiert. Auch aus Syrien wurde Israel laut dem Militär erneut mit Raketen beschossen. In Reaktion darauf griff Israel Stellungen in Syrien an.
Derweil arbeitet die US-Regierung eigenen Angaben zufolge an einer neuen Vereinbarung zur Freilassung der Geiseln in den Händen der islamistischen Hamas im Gazastreifen. "Aber ich kann nicht sagen, dass wir an einem Punkt sind, an dem eine weitere Vereinbarung unmittelbar bevorsteht", sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, am Montag. Ein möglicher Deal solle auch wieder Feuerpausen und humanitäre Hilfe enthalten.
Einem Medienbericht nach lotet der Chef des israelischen Geheimdienstes Mossad neue Verhandlungen zur Freilassung der Geiseln aus. Mossad-Chef David Barnea berate mit CIA-Direktor William Burns und dem katarischem Ministerpräsidenten Abdulrahman Al Thani in Warschau, meldete die Zeitung "Haaretz". Kirby bestätigte die Reise des CIA-Chefs nicht und verwies auf den US-Geheimdienst.
Nach israelischen Schätzungen werden derzeit noch mindestens 109 Geiseln im Gazastreifen festgehalten. Die Hamas gebe zudem Leichen mehrerer entführter Menschen nicht heraus. Derweil veröffentlichte die Hamas am Montag ein neues Video von israelischen Geiseln. Auf den Aufnahmen sind drei ältere Männer zu sehen, einer davon spricht auf Hebräisch in die Kamera. Unter welchen Umständen das Video entstanden ist und wann es gedreht wurde, war zunächst unklar. Israelischen Medienberichten zufolge waren die drei Männer aus einem Kibbuz im israelischen Grenzgebiet in den Gazastreifen verschleppt worden.
UN-Hilfsorganisationen in Genf informieren über die katastrophale humanitäre Lage im Gazastreifen.