ROUNDUP, Biden

US-Präsident Joe Biden will sich nach dem Attentat auf seinen politischen Kontrahenten Donald Trump in einer Ansprache an die Nation wenden und das tief gespaltene Land zum Zusammenhalt aufrufen.

14.07.2024 - 22:35:14

Biden kündigt Rede an Nation an und fordert Zusammenhalt

"Wir müssen als eine Nation zusammenstehen", sagte Biden am Weißen Haus und verkündete, er wolle sich am Sonntagabend (Montag 0200 Uhr MESZ) aus dem Oval Office heraus an alle Bürger wenden.

Solche Reden aus dem Büro des Präsidenten in der Regierungszentrale sind krisenhaften Momenten und großen Zäsuren im Land vorbehalten. Genau damit haben es die Vereinigten Staaten momentan zu tun.

"Das ist nicht Amerika"

Biden verurteilte die Schüsse auf den früheren Präsidenten und aktuellen republikanischen Präsidentschaftsbewerber Trump, der dabei leicht verletzt wurde, einmal mehr scharf. Die Attacke stehe im Widerspruch zu allem, wofür die Vereinigten Staaten stünden. "Das ist nicht Amerika, und wir können so etwas nicht zulassen", mahnte er bei seinem kurzen Auftritt im Weißen Haus. Es werde immer Debatten und Meinungsverschiedenheiten geben, doch das Land dürfe nie aus den Augen verlieren, wofür es stehe. "Einigkeit ist das am schwersten zu erreichende Ziel, aber nichts ist im Moment wichtiger als das", mahnte Biden.

Ein Mann hatte am Samstag bei einer Wahlkampfrede Trumps im Bundesstaat Pennsylvania auf den 78-Jährigen geschossen und ihn am Ohr verletzt. Der Täter, laut Bundespolizei FBI ein 20 Jahre alter Mann aus der Region, wurde von Sicherheitskräften getötet. Zum Motiv habe man noch keine Informationen, sagte Biden.

Der junge Mann tötete einen Feuerwehrmann und Familienvater, der als Zuschauer bei der Veranstaltung war. Zwei weitere Teilnehmer wurden schwer verletzt.

Weltweit großes Entsetzen

Biden hatte das Attentat bereits kurz nachdem es passierte verurteilt. Weltweit ist das Entsetzen groß und schürt mitten im Wahlkampf Ängste vor einer politischen Gewaltspirale in den USA. Der Trump will bei der Präsidentenwahl am 5. November den demokratischen Amtsinhaber Biden herausfordern. Etliche hochrangige Vertreter beider Parteien in den USA verurteilten den Angriff.

Viele Fragen sind offen. Medienberichten zufolge fanden die Ermittler bei dem Täter Material zum Bau von Bomben. Es war auch die Rede von Sprengsätzen. Offiziell wurden diese Informationen bislang nicht bestätigt.

Sicherheit bei Republikaner-Parteitag

Nach dem Attentat steht die Frage im Raum, ob die Veranstaltung und Trump ausreichend geschützt waren. Biden kündigte eine unabhängige Untersuchung dazu an, um zu klären, was genau passiert ist. Die Öffentlichkeit soll über die Ergebnisse informiert werden.

Zudem wies der US-Präsident den auch für seinen eigenen Schutz zuständigen Secret Service an, die Sicherheitsmaßnahmen für den am Montag beginnenden Nominierungsparteitag der Republikaner zu überprüfen.

Trump zeigt keine Schwäche

Bei dem Mega-Event soll Trump im Laufe der Woche offiziell als Präsidentschaftskandidat der Partei gekürt werden. Trump ist nach dem Angriff bemüht, keinen Eindruck von Schwäche aufkommen zu lassen: Er kündigte an, noch am Sonntagnachmittag (Ortszeit) nach Milwaukee im US-Bundesstaat Wisconsin aufzubrechen. Dort findet die Parteiversammlung statt.

Trump schrieb auf der Online-Plattform Truth Social, er habe zunächst überlegt, wegen der "schrecklichen Ereignisse" seine Reise um zwei Tage zu verschieben. Er habe aber beschlossen, "dass ich nicht zulassen kann, dass ein "Schütze" oder ein potenzieller Attentäter eine Änderung des Zeitplans oder etwas anderes erzwingt".

Biden: Gespräch mit Trump kurz, aber gut

Biden hatte nach dem Attentat mit seinem Widersacher Trump telefoniert. "Ich bin aufrichtig dankbar, dass es ihm gut geht und er sich erholt. Wir hatten ein kurzes, aber gutes Gespräch", sagte Biden nun dazu.

Die politische Stimmung in den Vereinigten Staaten ist seit Jahren aufgeheizt. Das US-Justizministerium beklagte zu Jahresbeginn einen "zutiefst beunruhigenden Anstieg der Drohungen" gegen Amtsträger und demokratische Institutionen im Land.

@ dpa.de