Depotstudent, Neobroker

Trade Republic: Payment for Order Flow sinnvoll für Kunden?

05.12.2022 - 12:00:00

Noch nie von Order Payments (PFOF) gehört? Neobroker wie Trade Republic bieten ihren Privatkunden die Möglichkeit, kostenlos an der Börse zu handeln. Als Gegenleistung dafür, dass der Broker den Auftrag des Kunden zur Ausführung an einen Handelsplatz weiterleitet, erhält dieser vom Handelsplatz eine Vergütung, das sogenannte Payment for Order Flow, sprich Zahlung für die Weiterleitung der Order.

Natürlich stellt sich schnell die Frage, ob die Handelsplätze für diese Aufträge niedrige Spannen anbieten, was zu einer schlechteren Ausführung führt und letztlich den Kleinanlegern schadet, ohne dass sie es wissen. Die BaFin ist unter anderem dieser Frage nachgegangen und hat dazu gemischte Ergebnisse bekannt gegeben. Welche das sind und ob dieses System womöglich doch ein sinnvoller Weg für die Kunden ist, verrät dieser Artikel.

Das Payment for Order Flow-Verfahren ist für Kleinanleger geeignet

Wie der Name schon sagt, hat ein Anleger im Regelfall keine großen Summen zur Anlage zur Verfügung, um zum Beispiel einen Auftrag zum Kauf von Aktien zu erteilen. Wenn ein "normaler" Broker eine Transaktionsgebühr erhebt, verschlechtert diese Gebühr natürlich die Leistung, wenn der Auftragsumfang kleiner wird. Daher ist die Methode des Payment for Order Flow für Kleinanleger vorteilhafter als das alte Auftragsmodell (mit Gebühren). Dies gilt dann, wenn der an der am Handelsplatz festgesetzte Verkaufspreis nicht eine zusätzliche Preisdifferenz zwischen An- und Verkauf aufweist, die dem Kunden versteckte Kosten auferlegt.

Die Nutzung von Handelsplätzen, die PFOF erlauben, begünstigt demnach Kundenaufträge mit geringem Handelsvolumen. In Anbetracht der Transaktionskosten sind die Kundenergebnisse in der Regel besser als am Referenzmarkt. PFOF-Handelsplätze wurden anhand einer Reihe von Indikatoren für die Qualität der Auftragsausführung im Vergleich zu liquiden europäischen Referenzmärkten getestet. Bevor ein vollständiges Verbot von Orderflow-Zahlungen verhängt wird, sollten die Folgen sorgfältig analysiert werden und die am wenigsten restriktiven Regulierungsmaßnahmen in Betracht gezogen werden.

Welches Risiko bringt Payment for Order Flow wirklich?

Zunächst muss gesagt werden, dass Trade Republic nicht alle Wertpapier-Dienstleistungen anbietet: Vermögenswirksame Leistungen und Trade Republic passen zum Beispiel noch nicht zusammen. Auch nicht mit ETFs, wie depotstudent.de aufzeigt. Es gilt jedoch für Anlagen aller Art: Je größer die Ordergröße, desto weniger wichtig sind die Gebühren in der Order und desto mehr konzentrieren sich die Händler auf den Spread, die Differenz zwischen Kauf und Verkauf. Wie sich der Spread für Anleger auswirkt, stellt Trade Republic auf dieser Seite dar.

Mit steigenden Handelsvolumen und geringerer Liquidität am Referenzmarkt zum Zeitpunkt der Orderausführung gehen demnach die möglichen Vorteile für den Kunden verloren. Ein schnellentschlossenes Verbot des Payment for Order Flow könnte demnach im Worst-Case-Fall, den Handel für die Privatkunden verteuern, ansonsten jedoch nur wenig bewirken.

Was bedeutet das für die Zukunft des Order Flows?

Generell werden die Risiken, die mit dem Payment for Order Flow aktuell verbunden werden, aktuell noch niedriger als die Vorteile angesetzt. Ausführungen von Wertpapieraufträgen bei Handelsplätzen sollen demnach künftig Payment for Order Flow gewähren, da insbesondere Kleinanleger von dieser Methode profitieren können. Ergebnisse werden jedoch aktuell noch verglichen, um einen bestmöglichen Schnitt ausfindig zu machen. Ungewiss ist demnach, ob sich die Lage zum Payment for Order Flow weiterhin positiv entwickeln wird. Viele der Anleger befürchteten erst, dadurch benachteiligt zu sein.

In Anbetracht der zahlreichen Kleinanleger, die es jedoch am Markt gibt, sind die Vorteile für diese entsprechend nennenswert. Es bleibt also abzuwarten, in welche Richtung sich der Markt bewegt, denn Neobroker wie Trade Republic können deren Wertpapiertransaktionen dadurch um einiges günstiger als klassische Banken anbieten. Die Interessenskonflikte, die zulasten der Anleger entstehen, sind jedoch berechtigt, sollte sich der Neobroker auf bestimmte Handelspartner konzentrieren. Ob das PFOF-Verbot tatsächlich in Kraft treten wird und was weitere Untersuchungen belegen werden, bleibt offen. Für Kleinanleger ist es jedoch ein Weg, der Vorteile bringt.