Kanzleramtschef, Berichte

Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt (SPD) weist Medienberichte kategorisch zurück, wonach der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil Kanzler Olaf Scholz einen Verzicht auf die erneute Kanzlerkandidatur nahegelegt habe.

07.02.2025 - 05:47:09

Kanzleramtschef: Berichte über SPD-K-Frage 'hanebüchener Unsinn'

"Das ist richtig hanebüchener Unsinn", sagte Schmidt in der ZDF-Sendung "Markus Lanz". Partei- und Fraktionsführung hätten mit Scholz beraten, wie sich die SPD am besten aufstelle. Das habe auch etwas länger gedauert, sei aber sehr freundlich und sehr einvernehmlich erfolgt. Er sei bei diesen Gesprächen dabei gewesen. Es habe "aber auch jeder mitgekriegt", dass Olaf Scholz nicht "auf einer Welle der Zuneigung" durch das Land geritten sei, räumte Schmidt, der in Hamburg für ein Bundestagsmandat kandidiert, ein.

Nach dem Aus der Ampel-Regierung am 6. November hatte die SPD darüber diskutiert, ob der deutlich beliebtere Verteidigungsminister Boris Pistorius als Ersatzkandidat für den angeschlagenen Scholz eingewechselt werden soll. Nach einer zweiwöchigen öffentlichen Debatte nominierte der SPD-Vorstand Scholz auf Vorschlag der Parteispitze einstimmig als Kanzlerkandidaten.

"Tagesspiegel" und "t-online" berichten unter Berufung auf mehrere Quellen in der SPD sowie im Umfeld der Partei, dass Klingbeil mindestens zweimal bei Scholz vorgesprochen habe, um ihm einen Verzicht auf die Kandidatur bei der Bundestagswahl am 23. Februar nahezulegen. Sowohl Scholz als auch Klingbeil dementierten den Bericht.

Scholz konnte nicht den "strammen Max" markieren

Schmidt verteidigte zugleich den Führungsstil von Scholz in der Ampel-Koalition. Erstmals seien drei sehr unterschiedliche Parteien eine Koalition eingegangen. Es sei immer wieder mühevoll gewesen, dass Lösungen herauskommen. Das habe der Kanzler gemacht. "Dass er dabei nicht dieser Erwartung des strammen Maxes gerecht werden konnte, ist ein bisschen der Rolle geschuldet", sagte der Kanzleramtschef.

Die SPD liegt in Umfragen mit 15 bis 18 Prozent weit hinter der Union zurück. Den Rückstand aufzuholen sei nicht einfach, aber machbar, meinte Schmidt. Ganz viele Menschen wüssten allerdings nicht, wen sie wählen sollen. Der Kanzleramtschef räumte ein, es gebe eine "gewisse Grundunzufriedenheit mit dem Gesamtangebot".

@ dpa.de