Jedes Jahr fallen etliche Millionen Tonnen Bauschutt an.
27.08.2023 - 05:25:06Baubranche fürchtet neue Schuttberge auf den Deponien. Eine neue Verordnung soll verhindern, dass das Grundwasser verunreinigt wird. Doch die Branche sieht in den neuen Regeln enorme Nachteile.
Die Baubranche fürchtet wegen neuer Vorschriften des Bundes eine weitere Verteuerung des Bauens und erschwertes Recycling der immensen Bauschuttmengen in Deutschland. Die am 1. August in Kraft getretene Mantelverordnung für Ersatzbaustoffe und Bodenschutz ersetzt den bisherigen Flickenteppich unterschiedlicher Länderregelungen. Doch meldet die Branche bereits Anzeichen, dass erste Recyclingfirmen Bauschutt nicht mehr zur Aufarbeitung annehmen wollen - stattdessen müssten Bauabfälle dann auf Deponien entsorgt werden.
«Schwerpunkt ist nun der Grundwasserschutz, und dabei setzt die Verordnung sehr hohe Maßstäbe», sagt Christine Buddenbohm, Geschäftsführerin Unternehmensentwicklung beim Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB). «Das Wasser, das Recycling-Baustoffe durchsickert und unten im Grundwasser ankommt, muss von besserer Qualität als Trinkwasser sein.»
Über 220 Millionen Tonnen Bauabfälle im Jahr 2020
Aus der Erläuterung des Bundesumweltministeriums geht hervor, dass die neuen Vorschriften die Auswaschung unerwünschter Stoffe ins Grundwasser verhindern sollen. Laut Bundesumweltministerium sollen die Auswirkungen der neuen Regeln auf die «Stoffströme» zwei Jahre nach Inkrafttreten evaluiert werden, zum 1. August 2027 soll dem Bundestag ein Bericht vorgelegt werden.
Die Mengen sind nahezu unvorstellbar: Laut Umweltbundesamt fielen im Jahr 2020 über 220 Millionen Tonnen Bauabfälle an, das ist mehr als die Hälfte des gesamten Müllaufkommens in Deutschland. Nach Daten des Bundesumweltamts wurde der Großteil verwertet.
«Die Ersatzbaustoffverordnung ist ein Flop»
Das Umweltministerium habe mehr Ressourcenschutz gewollt und einen Dschungel an Nachweisen, Rechtsunsicherheiten und unterschiedlichen Auslegungen geschaffen, kritisiert die Bauindustrie. «Die Ersatzbaustoffverordnung ist ein Flop», wirft Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller dem Bund vor.
Laut Bundesumweltministerium sollen die Auswirkungen auf die «Stoffströme» zwei Jahre nach Inkrafttreten der neuen Vorschriften evaluiert werden, zum 1. August 2027 soll dem Bundestag ein Bericht vorgelegt werden. Außerdem ist ein wissenschaftliches Begleitgutachten geplant, welches derzeit aber noch nicht ausgeschrieben ist. «Es ist folglich erst in ein paar Jahren mit validen Ergebnissen zu rechnen», heißt es aus dem Ministerium.