In der Eurozone hat das Wirtschaftswachstum im Frühjahr überraschend das Tempo vom Jahresauftakt gehalten.
30.07.2024 - 12:19:32Eurozone wächst stärker als erwartet - Deutschland schrumpft
Im zweiten Quartal sei das Bruttoinlandsprodukt (BIP) erneut um 0,3 Prozent im Quartalsvergleich gewachsen, teilte die Statistikbehörde Eurostat am Dienstag nach einer ersten Schätzung mit. Allerdings zeigten sich in den vier größten Volkswirtschaften des Währungsraums deutliche Unterschiede, wobei die deutsche Wirtschaft in den Monaten April bis Juni sogar schrumpfte. Experten sprechen von einer "Wachstumskluft" im gemeinsamen Währungsraum.
Analysten hatten für das zweite Quartal im Schnitt einen Anstieg der Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent in der Eurozone erwartet. Bereits zu Beginn des Jahres war die Wirtschaft in den 20 Ländern des Währungsraums um 0,3 Prozent gewachsen. Im Jahresvergleich meldete Eurostat für das zweite Quartal einen Zuwachs der Wirtschaftsleistung um 0,6 Prozent.
Während die Konjunktur in Spanien weiter auf hohen Touren läuft und das BIP um 0,8 Prozent zulegte, zeigte sich in Deutschland eine schwache Entwicklung. Hier schrumpfte die Wirtschaft um 0,1 Prozent.
"Das ist keine Durststrecke mehr, das ist eine chronische Wachstumsschwäche in Deutschland", kommentierte Chefvolkswirt Ulrich Kater von der Dekabank. Seiner Einschätzung nach steckt der Wirtschaftsstandort Deutschland "in einem gewaltigen Strukturwandel und hat darüber die Orientierung verloren".
In Frankreich, der nach Deutschland zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone, kam die Wirtschaft im zweiten Quartal mit einem Zuwachs um 0,3 Prozent etwas stärker in Fahrt. In Italien wurde ein Wachstum von 0,2 Prozent gemeldet.
"Es ist derzeit vor allem der europäische Norden, der den BIP-Zuwachs dämpft", sagte Thomas Gitzel. Chefvolkswirt der VP Bank. Er spricht von einer "Wachstumskluft zwischen dem europäischen Norden und dem europäischen Süden." Exportabhängige Länder wie etwa Deutschland leiden nach Einschätzung von Gitzel unter dem trägen Welthandel. Die südeuropäischen Länder profitieren hingegen in der Nach-Corna-Ära von einem hohen Reisebedürfnis der Menschen.
Am Devisenmarkt konnte der Euro nach den Wachstumsdaten zulegen und erreichte am späten Vormittag ein Tageshoch bei 1,0835 US-Dollar.