Stahlproduktion

IG-Metall-Chef Hofmann sieht weiteren Abwärtstrend für die Industrie

20.06.2020 - 14:31:12

Der IG-Metall-Gewerkschaftschef Jörg Hofmann gibt eine düstere Prognose für die Stahl- und Metallindustrie ab und sorgt sich um Hunderttausende Jobs.

Der Gewerkschaftsvorsitzende der IG-Metall reagiert auf das milliardenschwere Konjunkturpaket der Regierung. Laut einem Interview mit Hofmann in der Westdeutschen Zeitung seien manche Branchen von einer Verzögerung in der Corona-Krise betroffen. Im Maschinenbau oder Anlagenbau zeigen sich Auftragseinbrüche erst jetzt so richtig, der Beginn von Kurzarbeit startete somit erst später als in anderen Branchen. Viele Betriebe hätten im Mai oder gar erst im Juni mit der Kurzarbeit begonnen. Laut Hofmann stünden Hunderttausende Jobs auf dem Spiel. Erste Firmen beginnen bereits mit dem Personalabbau, viele fürchten sich um ihre Zukunft. Die gesamte Branche im Bereich Elektro-, Stahl- und Metallindustrie sieht der gebürtige Baden-Württemberger in einem „Abwärtsstrudel“.

Hofmann sagte in dem Interview wörtlich, es seien „150.000 Arbeitsplätze akut bedroht, wenn nicht schnell sichtbar konjunkturelle Impulse gesetzt werden“. Der Appell an die Politik zielt auch in Richtung Kurzarbeit, bei der Hofmann nicht sicher ist, wie lange diese noch vor einem Personalabbau schütze. Seiner Meinung nach stünden die Betriebe unmittelbar davor, mit dem Abbau von Stellen zu beginnen, sollten nicht geeignete Maßnahmen seitens der Regierung gesetzt werden. Insgesamt zwei Millionen Beschäftigte befinden sich derzeit innerhalb der Metall- und Elektroindustrie in Kurzarbeit.

Auch die weiteren Zahlen sind erschreckend: Nahezu jeder zehnte Betrieb hat Liquiditätsengpässe, 17 Prozent der Unternehmen erleben einen völligen Einbruch ihrer Aufträge, mehr als die Hälfte der Unternehmen beurteilt die Auftragslage als krisenhaft. Doch selbst bei einer günstigeren Auftragslage machen gestörte Lieferketten Probleme. Für Hofmann handle sich beim Konjunkturprogramm der Regierung von 130 Milliarden nur um einen kurzfristigen Impuls. Langfristige und gut geplante Konjunkturprogramme seien notwendig, um die Wirtschaft in Schwung zu halten. Der Kern seiner Kritik ist das Viertel des Konjunkturpakets, das nur auf ein kurzfristiges Beleben der Branche abzielt. Auch sei im Moment gar nicht klar, ob das Senken der Mehrwertsteuer einen Benefit bringen wird. Hofmanns Wunsch wären „zielgenauere Impulse wie die Umweltprämie“ gewesen.

 

Redaktion ad-hoc-news.de, Periphrase

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