Ifo-Institut sieht Parallelen zur Finanzkrise von 2009
18.03.2020 - 09:51:56Zur Bekämpfung der ökonomischen Folgen der Corona-Pandemie fordert das Ifo-Institut massive staatliche Investitionsprogramme.
Die realen ökonomischen Folgen der Corona-Pandemie sind derzeit noch kaum konkret zu prognostizieren. Wir stehen vor einer tiefgreifenden Wirtschaftskrise, deren Mechanismen erst allmählich deutlich werden, warnt Clemens Fuest, Chef des angesehenen Wirtschaftsforschungsinstituts Ifo. Wir sehen einen erheblichen mehrdimensionalen Einbruch im Angebots- und Nachfragesektor. Diese wirtschaftliche Situation ist in ihrer aktuellen Ausprägung neuartig. Die ökonomischen Folgen können zum Auslöser einer Finanzkrise werden, die sich durch Probleme bei der Kapitalbereitstellung für die Unternehmen und durch eine Steigerung der Staatsverschuldung im Euro-Raum auszeichnet. Als kurzfristige Folgen sieht der Ifo-Chef in einem Gastbeitrag im „Handelsblatt“ einen Konjunktureinbruch, der sich mindestens über den Zeitraum der konkreten Eindämmungsmaßnahmen erstrecken wird. Zu Beginn des Jahres wurde ein Wirtschaftswachstum von 1,1 Prozent prognostiziert. Wenn wir versuchen, die ökonomischen Auswirkungen quantitativ einzuschätzen und dabei von sehr konservativen Werten ausgehen, wird die Wirtschaft im Jahr 2020 um mindestens fünf Prozent einbrechen. Dabei gehen wir von einer Grundlage aus, welche die Folgen der Corona-Krise auf nur zwei Monate begrenzt. In dieser Zeit, also März bis Ende April, setzten wir einen Rückgang der Wirtschaftsleistung auf 65 Prozent des Normalwerts voraus. Danach gehen wir von einer Rückkehr zum prognostizierten Wachstumspfad aus. Diese Annahmen sind sehr optimistisch, betont der Ifo-Chef. Damit hätten wir einen Einbruch der Wirtschaftsaktivitäten parallel zur Wirtschaftskrise von 2009. Das Ifo-Institut schlägt daher als Maßnahme sofortige staatliche Investitionsprogramme vor, die allerdings deutlich andere Schwerpunkte setzen müssten, wie traditionelle Konjunkturprogramme. Derzeit sehen wir ein „Einfrieren“ der Wirtschaft als angemessene Reaktion, schreibt Fuest im „Handelsblatt“. Die Kurzarbeiterregelungen sind ein Schritt in diese Richtung. Ein nächster Schritt wird die Sicherung der Existenz für Menschen sein, die kurzfristig ihr Einkommen verlieren. Für Unternehmen und Betriebe, denen jetzt aufgrund wegbrechender Aufträge oder Umsätze die Insolvenz droht, sieht Fuest die Anwendung staatlicher Garantien vor. Es muss jetzt dafür gesorgt werden, dass die Kapitalbereitstellung von Banken funktioniert. Sonst gibt es eine Abwärtsspirale, die wir nicht mehr beherrschen können. Die Folge wäre eine erhebliche Verschärfung der Krisensymptome. Ein Instrument, um dies zu verhindern, sieht Fuest in seinem Gastbeitrag im „Handelsblatt“ in einer kurzfristigen Erweiterung des Handlungsrahmens durch die Bankenaufsicht.
Redaktion ad-hoc-news.de, NeoMatrix