Hans-Werner Sinn

Früherer Ifo-Präsident empfiehlt Quarantäne-Maßnahmen wie in Südkorea

20.03.2020 - 14:10:11

Hans-Werner-Sinn, der frühere Präsident des Ifo-Instituts rät der Bundesregierung, sich an den Quarantäne-Maßnahmen von Südkorea zu orientieren.

Der frühere Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung (Ifo), Hans-Werner Sinn schlägt gegenüber der Tageszeitung „Welt“ in deren Samstagsausgabe vor, dass sich Deutschland an der Quarantäne-Politik Südkoreas orientieren solle. Dann nämlich sei es möglich, meint Sinn, eine größere medizinische Wirkung bei zugleich geringeren ökonomischen Verlusten zu erzielen. Südkorea setze in deutlichen stärkerem Umfang als Deutschland auf eine individuelle Kontrolle. Der ostasiatische Staat habe sich eine gewaltige „Testmaschinerie“ geschaffen, damit die bedeutenden „Brandherde“ der Corona-Epidemie schnell identifiziert und anschließend konsequent Quarantäne-Maßnahmen ergriffen werden könnten.

Zudem überwache Südkorea die Kontaktpersonen infizierter Menschen, damit die weitere Verbreitung des Corona-Virus zielgerichtet unterbunden werden könne. Infizierte Personen, so der Wirtschaftsforscher, hätten in Südkorea ausschließlich die Wahl zwischen einer harten Quarantäne und einer umfassenden individuellen Kontrolle. Eine solche Vorgehensweise habe für die Volkswirtschaft eine wesentlich weniger einschneidende Auswirkung als die in der Bundesrepublik Deutschland gehandhabten Maßnahmen. Zwar funktioniert die deutsche Methodik bei der Bekämpfung nach Einschätzung von Hans-Werner Sinn einigermaßen gut, doch gebe es Möglichkeiten zu einer deutlichen Optimierung.

Der Wirtschaftsforscher meint allerdings auch, dass die von der Bundesregierung zur Unterstützung der von der Krise stark betroffenen Wirtschaft ergriffenen Maßnahmen angemessen seien. Vollkommen richtig sei, zum jetzigen Zeitpunkt eine Politik zur Rettung von Unternehmen zu betreiben. Nur so lasse sich vermeiden, dass strukturell gesunde Betriebe oder auch ganze Branchen zerstört würden, weil sie unter die vom Staat sachlich nachvollziehbar verordneten Quarantäne-Bestimmungen fallen. Man müsse sich aber, so Sinn, im Klaren darüber sein, dass der Staat nicht diejenige Wirtschaftsleistung vollständig ersetzen könne, die derzeit als Konsequenz der aus medizinischer Sicht erforderlichen Maßnahmen wegfällt.

Hans-Werner Sinn hält eine Verschärfung der Coronakrise im kommenden Herbst für wahrscheinlich, sagte er gegenüber der „Welt“. Zu diesem Zeitpunkt erwarteten die Virologen nämlich eine wieder steigende Anzahl von Erkrankungen. Sollte dies der Fall sein, dann müsse man wohl mit erneuten drastischen Einschränkungen rechnen. Dies aber könnte den Staat an die Grenzen seiner Belastungsfähigkeit bringen, da der Staat ja bereits zuvor enorme Geldmengen bereitgestellt habe, befürchtet der Wirtschaftsforscher.

 

Redaktion ad-hoc-news.de, A. Camus

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