Einbrechende Siemens-Energy-Aktie setzt Dax unter Druck
26.10.2023 - 12:17:15Hohe Kursverluste der Aktien von Siemens Energy und des Siemens-Konzerns haben am Donnerstag den Dax unter Druck gesetzt. Der deutsche Leitindex büßte gegen Mittag 1,2 Prozent auf 14.721 Punkte ein. Damit näherte sich das Börsenbarometer wieder dem Tief vom Montag bei 14.630 Zählern, das der niedrigste Kurs seit Mitte März war.
Siemens Energy prüft nach eigener Aussage derzeit «verschiedene Maßnahmen» zur Stärkung der Bilanz. Hierfür führe man Gespräche unter anderem mit der Bundesregierung und mit Banken. Zuvor hatte die «Wirtschaftswoche» berichtet, das Unternehmen verhandele mit dem Bund über staatliche Bürgschaften für Kredite von bis zu 15 Milliarden Euro.
Aktien von Siemens Energy brachen daraufhin um mehr als 30 Prozent ein. Mit Kursen unter 8 Euro fielen sie auf den niedrigsten Stand seit dem Börsengang vor drei Jahren. Der Verlust an Börsenwert beträgt rund zweieinhalb Milliarden Euro. In ihrem Sog verloren auch Siemens-Papiere 5 Prozent. Der Siemens-Konzern ist noch mit knapp einem Drittel an Siemens Energy beteiligt. Siemens zählt mit einem Börsenwert von fast 100 Milliarden Euro zu den Schwergewichten im Dax. Kursverluste der Aktien belasten den Leitindex daher überdurchschnittlich stark.
Bereits im frühen Handel hatten die Kurse am deutschen Aktienmarkt nachgegeben. Händler und Analysten führten dies auf hartnäckig hohe Renditen von US-Staatsanleihen zurück und auf hohe Kursverluste an der US-Technologiebörse Nasdaq am Vortag, die sich an diesem Donnerstag noch ausweiten dürften. Viele US-Technologietitel gelten als hoch bewertet und mithin als besonders anfällig für steigende Zinsen an den Kapitalmärkten, die die US-Staatsanleihen derzeit abbilden.
Der MDax der mittelgroßen Unternehmen verlor am Donnerstag 1 Prozent auf 23.784 Zähler. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,6 Prozent weniger stark nach unten.
Die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) dämmte die Börsenverluste am frühen Nachmittag etwas ein. Die Euro-Notenbank hat nach zuletzt zehn Zinserhöhungen erwartungsgemäß eine Pause eingelegt. Erstmals seit Juni 2022 beließ die EZB die Zinsen unverändert. Der Inflationsdruck lässt inzwischen nach, die Konjunktur schwächelt.
Mit Blick auf weitere Einzeltitel im Dax fielen Mercedes-Benz auf mit einem Abschlag von 6 Prozent. Die Stuttgarter werden wegen harter Konkurrenz im Autogeschäft vorsichtiger mit der Prognose für das Gesamtjahr. Mit BMW und der Porsche AG verloren zwei weitere Autoaktien überdurchschnittlich.
Papiere von Rheinmetall legten dagegen um 2,2 Prozent zu, der Industriekonzern profitierte erneut vom Geschäft mit Waffen und Munition.
Am Devisenmarkt gab der Euro nach dem Zinsentscheid der EZB etwas nach und kostete zuletzt 1,0542 US-Dollar. Die Notenbank hatte den Referenzkurs am Mittwochnachmittag auf 1,0576 Dollar festgelegt.
Am deutschen Anleihemarkt stieg die Umlaufrendite von 2,84 Prozent am Vortag auf 2,87 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,07 Prozent auf 123,23 Punkte. Der Bund-Future stieg zuletzt um 0,29 Prozent auf 128,33 Zähler.