Die Zahl der Zwangsversteigerungen in Deutschland legt weiter zu - und das in immer höherem Tempo.
18.07.2024 - 12:54:29Zahl der Zwangsversteigerungen legt immer schneller zu
Setzt sich der Trend des ersten Halbjahres 2024 fort, könnten im Gesamtjahr 2024 rund 14.000 Immobilienobjekte zwangsversteigert werden - das wäre ein zweistelliger Anstieg im Vergleich zu den 12.332 Einheiten des Vorjahres. Bemerkenswert ist aus Sicht der Ratinger Argetra: Der Anstieg der Zahl der Zwangsversteigerungen treffe auf ein Umfeld, in dem erstmals seit Jahren die Leitzinsen als Reaktion auf die rückläufigen Inflationszahlen gesenkt wurden. Weil der Markt diese Entwicklung schon einpreist habe, sei ein weiterer Rückgang der Kreditkosten für Baufinanzierungsvorhaben aktuell aber ausgeblieben. Zuletzt lag der Zinssatz für 10-jährige Baukredite bei 3,7 Prozent, das sind bereits deutlich weniger als die 4,3 Prozent, die im vergangenen Jahr in der Spitze für solche Finanzierungen aufgerufen wurden. Allerdings liegen sie damit aber noch um ein Vielfaches über dem Niveau der Niedrigzinsphase der Jahre 2021 bis 2022, als Hypothekendarlehen mit zehnjähriger Laufzeit zu Zinssätzen zwischen 0,85 Prozent und 1,5 Prozent vergeben wurden, heißt es in der Analyse. Diese Darlehen stehen erst in 10 Jahren und somit in den Jahren 2031 und 2032 zur Verlängerung an. Anders sieht es mit Hypothekendarlehen aus, die im Jahr 2014 mit 10-jähriger Zinsfestschreibung aufgenommen wurden und die nun zur Verlängerung anstehen: Die Konditionen dafür lagen vor 10 Jahren bei 2,5 Prozent, so dass eine Verlängerung zu den aktuellen Konditionen die Finanzierung um 50 Prozent verteuert. Die Termine im ersten Halbjahr 2024 konzentrierten sich laut Argetra in der Mitte Deutschlands von West nach Ost. Pro 100.000 Haushalte war die Zahl der anberaumten Zwangsversteigerungstermine in Thüringen (31) fast dreimal so hoch wie in Bayern (13). Durchschnittlich waren bundesweit im Halbjahr 17 und im Vorjahr 15 von 100.000 Haushalten von Zwangsversteigerungen betroffen. Zwangsversteigert wurden zu etwa 69 Prozent Wohnimmobilien mit dem Löwenanteil bei Ein- und Zweifamilienhäusern, gefolgt von Eigentumswohnungen. Den Rest von 31 Prozent teilen sich die Gewerbegrundstücke, Wohn- und Geschäftshäuser, Grundstücke und sonstige Immobilien, heißt es von Argetra.