Die umstrittenen Franken-Kredite der polnischen Tochter mBank lasten weiter auf der Commerzbank.
04.08.2023 - 12:50:11Höhere Zinsen beflügeln Commerzbank - Milliardengewinn. Dennoch schneidet der Dax-Konzern im zweiten Quartal besser ab als erwartet.
Nach einem unerwartet starken zweiten Quartal sieht sich die Commerzbank auf Kurs zu ihren Zielen im Gesamtjahr. Die gestiegenen Zinsen ließen das Frankfurter Geldhaus neuerliche Belastungen durch die polnische Konzerntochter mBank verkraften. Unter dem Strich verdiente die Commerzbank 565 Millionen Euro und damit ein Fünftel mehr als ein Jahr zuvor, wie sie am Freitag in Frankfurt mitteilte.
Vorstandschef Manfred Knof rechnet für das Gesamtjahr weiterhin mit einem Konzerngewinn deutlich über dem Vorjahreswert von 1,4 Milliarden Euro. Allein im ersten Halbjahr hat die Bank knapp 1,15 Milliarden Euro verdient. «Wir setzen unsere Strategie konsequent um und haben dank starker Erträge im Kundengeschäft den Gewinn deutlich gesteigert - trotz erneut hoher Sonderbelastungen für Schweizer-Franken-Kredite in Polen», sagte Knof. «Damit sind wir voll auf Kurs, unsere Ziele für 2023 und 2024 zu erreichen.»
Die umstrittenen Kreditverträge der polnischen Tochter in Schweizer Franken kamen die Commerzbank im zweiten Quartal erneut teuer zu stehen. Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) im Juni, das möglicherweise Entschädigungen von polnischen Bankkunden nach sich zieht, legte das Institut weitere 347 Millionen Euro zur Seite. Damit summieren sich die Rückstellungen des Konzerns rund um diese Kredite inzwischen auf rund 1,7 Milliarden Euro. Knof zufolge sind inzwischen 75 Prozent des bestehenden Kreditvolumens abgesichert. Die Commerzbank setzt vor allem auf eine außergerichtliche Einigung mit betroffenen Kunden. Bislang wurden mehr als 8000 Vergleiche geschlossen.
Höhere Zinseinnahmen stimmen zuversichtlich
Die polnische Tochter hatte Immobilienkredite in Schweizer Franken zu deutlich günstigeren Zinssätzen vergeben als Kredite in der heimischen Währung Zloty. Der Anstieg des Franken-Kurses brachte die Kreditnehmer dann in Schwierigkeiten bei der Rückzahlung.
Beflügelt wird die Zuversicht der Commerzbank von deutlich höheren Zinseinnahmen. Im zweiten Quartal sprang der Zinsüberschuss im Jahresvergleich um 44 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro nach oben. Für das Gesamtjahr rechnet der Vorstand jetzt mit einem Zinsüberschuss von mindestens 7,8 Milliarden Euro.
Der Zinsüberschuss - die Differenz zwischen dem, was die Institute zum Beispiel für Kredite kassieren und auf der anderen Seite ihren Kunden etwa als Sparzinsen zahlen - ist traditionell eine wichtige Ertragsquelle der Banken und Sparkassen in Deutschland.
Die Erträge - also die gesamten Einnahmen - des seit der Finanzkrise teilverstaatlichten Instituts legten im zweiten Quartal um 8,7 Prozent auf gut 2,6 Milliarden Euro zu. Im Geschäft mit Baufinanzierungen sieht die Commerzbank inzwischen eine Erholung. «Mit langsam sinkenden Immobilienpreisen und einer zunehmenden Akzeptanz für die höheren Zinssätze hat das Baufinanzierungsgeschäft in den vergangenen Monaten wieder angezogen», berichtete Knof. Das Neugeschäftsvolumen habe im Juni sogar über dem des Vorjahresmonats gelegen.
Kostendisziplin als Daueraufgabe
Neben den gestiegenen Zinsen zahlt sich auch der Sparkurs der vergangenen Jahre aus mit dem Abbau von brutto bis 10.000 Jobs, die Zahl der Filialen in Deutschland wurde von 1000 auf 400 geschrumpft. «Der Stellenabbau läuft natürlich noch ein bisschen nach, aber das Programm an sich ist abgeschlossen und wir schauen jetzt nach vorne», sagte Knof. Kostendisziplin bleibe aber eine Daueraufgabe. Ende Juni beschäftigte das Institut 37.487 Mitarbeiter in Vollzeit, davon 25.004 im Inland.
Für mögliche Kreditausfälle legte die Commerzbank im zweiten Quartal 208 Millionen Euro zurück und damit fast doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Im Gesamtjahr erwartet das Institut einen Wert von unter 800 Millionen Euro. Zunächst war der Vorstand von unter 900 Millionen Euro ausgegangen.
Die Aktionärinnen und Aktionäre des Geldhauses sollen von der guten Entwicklung profitieren. Das Institut plant ein weiteres Aktienrückkaufprogramm.