ROUNDUP, Russland

Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist in den frĂŒhen Morgenstunden von heftigem Raketenbeschuss erschĂŒttert worden.

12.02.2025 - 07:20:04

Russland attackiert Kiew mit ballistischen Raketen

Die örtliche MilitĂ€rverwaltung und die Rettungsdienste berichteten auf Telegram ĂŒber BrĂ€nde in mehreren Stadtteilen, unter anderem auf den DĂ€chern von WohnhĂ€usern sowie in einem Industriegebiet. Ob es sich dabei um RaketeneinschlĂ€ge oder SchĂ€den durch herabgefallene TrĂŒmmer abgefangener Geschosse handelt, war zunĂ€chst unklar. Nach Angaben von BĂŒrgermeister Vitali Klitschko wurde im Stadtteil Obolon ein Mensch getötet, mindestens drei weitere wurden verletzt.

Die ukrainische Luftabwehr hatte zuvor vor dem Anflug ballistischer Raketen aus nordöstlicher Richtung gewarnt. In sozialen Medien berichteten etliche Menschen ĂŒber laute Explosionen in Kiew.

US-Regierung schickt hochrangige Vertreter nach Moskau und Kiew

Kurz vor dem dritten Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine schickt US-PrĂ€sident Donald Trump unterdessen hochrangige Mitglieder seiner Regierung nach Russland und in die Ukraine. So konnte der US-Sondergesandte fĂŒr den Nahen Osten, Steve Witkoff, in Russland die Freilassung des dort inhaftierten US-StaatsbĂŒrgers Marc Fogel erwirken. Trump begrĂŒĂŸte Fogel nach dessen Ankunft in Washington, wie auf einem Video des Weißen Hauses zu sehen war.

Der Lehrer war 2021 an einem Moskauer Flughafen festgenommen und spĂ€ter wegen Drogenschmuggels zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Trump, Witkoff und weitere Berater hĂ€tten mit Moskau einen "Austausch" vereinbart, der ein "Zeichen des guten Willens" seitens der Russen sei, so das Weiße Haus. Was die russische Seite im Gegenzug bekam, wurde offengelassen.

Trumps Sonderbeauftragter fĂŒr Geiselangelegenheiten, Adam Boehler, sagte dem Sender CNN, man erwarte am heutigen Mittwoch die Freilassung eines weiteren US-BĂŒrgers.

Freilassung als Zeichen fĂŒr Fortschritte bei Verhandlungen

Fogels Freilassung sei "ein Zeichen dafĂŒr, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen, um den brutalen und schrecklichen Krieg in der Ukraine zu beenden", hieß es in der Mitteilung aus dem Weißen Haus. Weitere Details wurden nicht genannt. Unklar blieb auch, mit wem Witkoff in Russland gesprochen hat.

Der Sprecher des russischen PrÀsidenten Wladimir Putin, Dmitri Peskow, hatte in den Stunden zuvor einen Besuch Witkoffs im Kreml dementiert. Man habe keine Informationen zu einem Eintreffen des US-Diplomaten. "Es sind keine Kontakte geplant", sagte Peskow.

Der "New York Times" zufolge war Witkoff mit einem Privatjet nach Moskau gereist. Demnach handelt es sich um die erste bekannte Reise eines hochrangigen US-Beamten nach Moskau seit November 2021 - also wenige Monate vor dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine. Seinerzeit war der damalige CIA-Direktor Bill Burns fĂŒr GesprĂ€che in Russland.

US-Finanzminister reist nach Kiew

Zudem schickte Trump seinen Finanzminister Scott Bessent fĂŒr GesprĂ€che ĂŒber ein Ende des russischen Angriffskriegs in die Ukraine. Bessent werde sich dort mit PrĂ€sident Wolodymyr Selenskyj unterhalten, kĂŒndigte Trump ĂŒber sein Online-Sprachrohr Truth Social an. Der Krieg mĂŒsse enden und bald werde es so weit sein. Es gebe zu viel Tod und Zerstörung. "Wenn Amerika stark ist, herrscht Frieden in der Welt", fĂŒgte der Republikaner in Großbuchstaben hinzu.

Trump nannte keinen genauen Zeitpunkt fĂŒr Bessents Reise. Zuletzt hatte der US-PrĂ€sident besonderes Interesse an seltenen Mineralien in der Ukraine gezeigt und US-Hilfen fĂŒr das von Russland angegriffene Land an Zugang zu dort lagernden Rohstoffen geknĂŒpft. Selenskyj hatte deutlich gemacht, dass er sich fĂŒr westliche Hilfe erkenntlich zeigen wolle, und in diesem Zusammenhang Seltene Erden und andere BodenschĂ€tze genannt. Die Ukraine wehrt sich seit fast drei Jahren mit westlicher UnterstĂŒtzung gegen die russische Invasion.

Am Freitag hatte Trump ein Treffen mit Selenskyj in Washington in dieser Woche in Aussicht gestellt und betont, selbst nicht in die Ukraine reisen zu wollen.

Trumps Verteidigungsminister zu Ukraine-Tagung erwartet

US-Verteidigungsminister Pete Hegseth soll heute bei einem Treffen der Ukraine-Partner in BrĂŒssel dabei sein, wo ĂŒber die weitere UnterstĂŒtzung des Landes beraten wird. Im Nato-Hauptquartier kommen am Nachmittag (14.30 Uhr) Verteidigungsminister im Format der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe zur Koordinierung von Waffenhilfen zusammen.

FĂŒr Medienberichte, wonach der von Trump eingesetzte Ukraine-UnterhĂ€ndler Keith Kellogg am Donnerstag kommender Woche in die Ukraine reisen wird, gibt es weiterhin keine BestĂ€tigung. Allerdings werden Vertreter der Trump-Regierung noch vor der MĂŒnchner Sicherheitskonferenz in der Ukraine erwartet. Zu der am Freitag beginnenden und am Sonntag endenden Sicherheitskonferenz soll US-VizeprĂ€sident J.D. Vance nach MĂŒnchen kommen.

Selenskyj macht sich fĂŒr Ausbau der Atomenergie stark

Die Verhandlungen mit den USA waren in Selenskyjs abendlicher Videobotschaft nur ein Randthema. Kiew sei auf die GesprĂ€che vorbereitet, sagte der ukrainische Staatschef. Vor dem Hintergrund der stĂ€ndigen russischen Angriffe auf die Energieversorgung der Ukraine war das Hauptthema seiner Botschaft die AnkĂŒndigung, die Atomkraft auszubauen.

"Die Ukraine wird noch zwei Reaktorblöcke am AKW Chmelnyzkyj zubauen können, und das sind mehr als zwei Gigawatt Strom fĂŒr die Ukraine", sagte Selenskyj. Zuvor hatte das Parlament in Kiew den Kauf von zwei Atomreaktoren sowjetischer Bauart von Bulgarien auf den Weg gebracht.

Der Ausbau des AKW Chmelnyzkyj werde es der Ukraine erlauben, im Winter ohne Stromimporte auszukommen, versicherte Selenskyj. NatĂŒrlich gebe es auch Widerstand gegen das Projekt. "Aber das sind die Stimmen, fĂŒr die billige Energie in der Ukraine einfach unvorteilhaft ist - sie fĂŒllen ihre Taschen oder die (derjenigen), von denen sie abhĂ€ngig sind, mit teurerer Energie als Atomenergie."

Die Ukraine hat durch den systematischen russischen Beschuss von Energieanlagen inzwischen gut die HĂ€lfte ihrer KapazitĂ€ten verloren. Bereits kurz nach Kriegsbeginn war das im SĂŒdosten des Landes liegende leistungsstĂ€rkste Kernkraftwerk Europas, das AKW Saporischschja, von russischen Truppen besetzt worden. Es steht nach wie vor unter Kontrolle der Russen.

@ dpa.de