Die Stimmung in den Unternehmen der Eurozone hat sich im November überraschend deutlich verbessert.
23.11.2023 - 11:11:22Einkaufsmanager-Stimmung erholt sich von Mehrjahrestief
Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global stieg zum Vormonat um 0,6 Punkte auf 47,1 Zähler, wie S&P am Donnerstag in London nach einer ersten Schätzung mitteilte. Damit konnte sich der Index etwas erholen, nachdem er im Oktober mit 46,5 Punkten den tiefsten Stand seit November 2020 erreicht hatte. Analysten waren im Schnitt von einem Anstieg auf nur 46,8 Punkte ausgegangen. Trotz der Verbesserung rechnen Ökonomen mit einem Abrutschen der Euro-Wirtschaft in eine Rezession.
Wie es weiter in der Mitteilung hieß, hat sich die Stimmung in den Industriebetrieben und im Bereich Dienstleistungen jeweils verbessert. Dennoch verharren die Indexwerte unter der sogenannten Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Dies deutet auf ein Schrumpfen der wirtschaftlichen Aktivitäten in der Eurozone hin.
In Deutschland hat sich die Stimmung in der Industrie und in den Dienstleistungsunternehmen unerwartet stark aufgehellt. In Frankreich, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone nach Deutschland, hat sich die Stimmung unter Dienstleistern leicht verbessert, in der Industrie jedoch leicht verschlechtert.
In Deutschland und Frankreich liegen die Stimmungsindikatoren trotz der Verbesserung nach wie vor deutlich unter der Expansionsschwelle. "Die beiden größten Volkswirtschaften der Eurozone befinden sich aktuell im Würgegriff einer beträchtlichen Wirtschaftsschwäche", sagte Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt des S&P-Partners Hamburg Commercial Bank.
Der Ökonom sieht das Potenzial für ein zweites Quartal in Folge mit rückläufigem Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der Eurozone. Das würde der allgemein anerkannten Definition einer technischen Rezession entsprechen.
Analyst Christoph Weil von der Commerzbank sieht ebenfalls Anzeichen einer Rezession, die sich verdichten. Die Stimmungsdaten dürften seiner Einschätzung nach die Spekulation an den Finanzmärkten auf eine baldige Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) "eher befeuern".
Am Devisenmarkt reagierte der Euro nur für kurze Zeit auf die Stimmungsdaten aus der Eurozone. Der Euro-Kurs EU0009652759 stieg am Morgen zeitweise auf ein Tageshoch bei 1,0930 US-Dollar. Im Vormittagshandel wurde die Gemeinschaftswährung dann wieder bei 1,0911 Dollar gehandelt und damit auf dem Niveau aus dem frühen Handel.
Die Entwicklung im Überblick:
Region/Index November Prognose Vormonat EURORAUM Gesamt 47,1 46,8 46,5 Industrie 43,8 43,5 43,1 Dienste 48,2 48,1 47,8 DEUTSCHLAND Industrie 42,3 41,2 40,8 Dienste 48,7 48,5 48,2 FRANKREICH Industrie 42,6 43,3 42,8 Dienste 45,3 45,5 45,2
(Angaben in Punkten)
/jkr/bgf/tih