Die Konservative Partei in Großbritannien wird nach ihrer abzusehenden Niederlage bei der Parlamentswahl nach Einschätzung eines Experten ihren Rechtskurs verschärfen.

Experte: Britische Konservative rücken weiter nach rechts

Die Tories würden einen rechtsgerichteten und populistischeren Kurs einschlagen, sagte der Politikwissenschaftler Mark Garnett der Deutschen Presse-Agentur. Der Experte von der Universität Lancaster schließt sogar einen Zusammenschluss mit der rechtspopulistischen Partei Reform UK von Brexit-Vorkämpfer Nigel Farage nicht aus.

"Wenn Reform UK besser abschneidet als die Umfragen vermuten lassen, wird die Initiative der britischen Rechten eindeutig bei Farage liegen", sagte Garnett. "In diesem Fall werden viele der verbleibenden konservativen Abgeordneten erwägen, aus der Partei auszutreten."

Tories droht Absturz

Reform liegt in Umfragen ungefähr auf Augenhöhe mit den Tories. Wegen des britischen Mehrheitswahlrechts dürfte die Partei zwar nur wenige Sitze gewinnen. Aber sie kostet die Konservativen von Premierminister Rishi Sunak wahrscheinlich entscheidende Stimmen. Es gilt als wahrscheinlich, dass die Tory-Partei bei der Abstimmung am Donnerstag nur etwas mehr als 100 der 650 Sitze erhält, manche Projektionen sagen noch weniger Mandate voraus. Bei der jüngsten Wahl 2019 waren es 365 Sitze.

"Die britischen Wähler haben offenbar entschieden, dass es nach 14 Jahren konservativ dominierter Regierungen Zeit für einen Wechsel ist", sagte Garnett. Dies geschehe zwar oft, wenn eine Partei lange an der Macht ist. "Bei dieser Wahl aber werden viele Wähler für nicht-konservative Kandidaten stimmen, um die Regierung für ihre Bilanz zu bestrafen. Selbst Brexit-Befürworter dürften es schwer haben, bedeutende Erfolge aufzuzählen." Vielmehr hätten die Tories zahlreiche politische Versäumnisse sowie Skandale zu verantworten.