Die Inflation in der Eurozone hat im August den tiefsten Stand seit drei Jahren erreicht.
30.08.2024 - 11:55:53Inflation in der Eurozone sinkt deutlich auf 2,2 Prozent
Die Verbraucherpreise legten um 2,2 Prozent im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresmonat zu, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag in Luxemburg nach einer ersten Schätzung mitteilte. So niedrig war die Inflationsrate zuletzt im Sommer 2021.
Der deutliche Rückgang der Teuerung ist mit der Entwicklung der Energiepreise zu erklären, die sich im August im Jahresvergleich deutlich verbilligt haben. Hier meldet Eurostat einen Rückgang um 3,0 Prozent, während sich die Preise für Lebens- und Genussmittel und für Dienstleistungen verteuert haben.
Analysten hatten den deutlichen Rückgang der Teuerung im Schnitt erwartet. Nachdem sich die Inflation im vergangenen Jahr tendenziell und zum Teil deutlich abgeschwächt hatte, erwies sich die Inflation in den vergangenen Monaten als hartnäckig. Im Juli war sie sogar leicht auf 2,6 Prozent angestiegen.
Die Kernteuerung ohne schwankungsanfällige Preise für Energie-, Nahrungs- und Genussmittel ging im August ebenfalls zurück, aber nur leicht um 0,1 Prozentpunkte auf 2,8 Prozent. Die Kerninflation bildet die grundlegende Teuerung ab und stellt den Inflationstrend nach Meinung vieler Ökonomen besser dar als die Gesamtrate.
Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank sieht in der Kernteuerung den "Wermutstropfen" der Preisentwicklung. Hier sei der Rückgang wesentlich zäher als im Vergleich zur Gesamtteuerung. "Dies ist vor allem der noch immer hohen Inflationsrate im Bereich der Dienstleistungspreise zuzuschreiben", sagte Gitzel.
Bereits am Donnerstag hatten Preisdaten aus Deutschland einen deutlichen Rückgang der Teuerung gezeigt. In der größten Volkswirtschaft der Eurozone fiel die Inflationsrate im August auf 1,9 Prozent, nachdem sie im Monat zuvor noch bei 2,3 Prozent gelegen hatte. Die schwächere Teuerung erklärt sich vor einem Rückgang der Energiepreise im Jahresvergleich.
Die Inflationsrate für die Eurozone nähert sich mit dem Rückgang im August dem Ziel der Europäische Zentralbank (EZB) von mittelfristig zwei Prozent. Im Juni hatte die EZB erstmals seit der großen Inflationswelle die Zinsen gesenkt. Auf der Zinssitzung im Juli hielten die Währungshüter die Leitzinsen stabil und machten deutlich, dass künftige Zinsschritte von der Entwicklung der Konjunkturdaten abhängen. An den Finanzmärkten wird im September fest mit einer weiteren Zinssenkung der EZB gerechnet.
"Das Inflationsgespenst in Europa verflüchtigt sich langsam", kommentierte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank. "Die Inflationszahlen bewegen sich jetzt wieder im Zielkorridor der EZB". Kater verwies auch auf den leichten Rückgang der deutschen Verbraucherpreise im Monatsvergleich, was seiner Einschätzung nach an den Preisen für Energie und Nahrungsmitteln lag. "So erfreulich diese Zahlen auf der einen Seite zwar sind, sie müssen auf der anderen Seite auch dauerhaft sein, und diese Probe steht noch aus", schränke der Ökonom ein.