Die Finanzen im Griff: Was Gründer beachten müssen
18.02.2020 - 08:46:31Rund 80 Prozent aller Start-ups scheitern in den ersten drei Jahren. Meist liegt dies an fehlender Nachfrage, Unstimmigkeiten im Team oder zu wenig Startkapital. Doch auch ein schlechtes Finanzmanagement lässt den Traum von der Selbstständigkeit platzen.
Zum Zeitpunkt der Unternehmensgründung ist die erste Steuererklärung noch eine gefühlte Ewigkeit entfernt. Umso nachlässiger gehen viele frischgebackene Unternehmer mit ihren kaufmännischen Pflichten um. Die Buchhaltung hat bis zum Monatsende Zeit, Rechnungen verschwinden in beliebigen Ordnern. Doch spätestens nach dem ersten Geschäftsjahr rächt sich diese Nachlässigkeit. Wenn wichtige Belege und Rechnungen plötzlich spurlos verschwunden sind, kann auch der beste Steuerberater nichts mehr ausrichten. Je früher sich Gründer mit ihren kaufmännischen Aufgaben beschäftigen, desto besser. Vorsteuer, Einkommensteuer und Umsatzsteuer sind schließlich kein Kinderspiel.
Bei der Unternehmensgründung zählt jeder Cent. Gerade bei der Kundenakquise darf anfangs nicht gespart werden. Doch viele Gründer übertreiben es mit dem Investment. Anstatt Rücklagen für finanzielle Engpässe zu bilden, brauchen sie ihr gesamtes Startkapital auf. So braucht es nur einen Zahlungsausfall und sie stehen vor der Insolvenz.
Ein solider Finanzplan mit ausreichend finanziellen Rücklagen wendet das vorzeitige Unternehmens-Aus ab. Auf einem Tagesgeldkonto lässt sich Geld zur Überbrückung kurzfristiger Liquiditätsengpässe parken; ein schufafreies Geschäftskonto mit unternehmerfreundlichen Konditionen wie digitalem Zugriff oder umfassendem Ausgaben-Management hilft dabei, die alltäglichen Finanzen effizient zu organisieren.
Warum ein Geschäftskonto eröffnen, wenn es das Privatkonto auch tut? Vor allem viele Freiberufler, nebenberuflich Selbstständige oder Kleinunternehmer vermischen ihre Business- mit den Privatfinanzen. Rein rechtlich sind sie auch nicht zur Eröffnung eines separaten Geschäftskontos verpflichtet. Doch spätestens vor der ersten Steuererklärung bereuen die meisten ihre Entscheidung. Ein- und Ausgaben sind bunt gemischt; wichtige Nachweise für das Finanzamt gehen in der Fülle der Buchungen unter. Ein separates Geschäftskonto erspart Gründern viel Arbeit. Ein weiterer Pluspunkt: Unternehmer können die Kontoführungsgebühren vollständig steuerlich geltend machen.
Die Gründungsphase ist eine intensive Planungsphase. Von der Haftpflichtversicherung über das Marketingkonzept bis hin zum Steuervordruck wird alles bis ins kleinste Detail geplant. Doch diese Gründlichkeit lässt nach. Schnell verlieren Unternehmer die Fixkosten aus den Augen und damit wichtige Einsparmöglichkeiten. Nur wer die Ausgaben regelmäßig überprüft, erkennt Einsparpotenziale. Und für die meisten Kostenposten gibt es günstigere Alternativen.
Ein reibungsloses erstes Gründungsjahr ist ein Mythos. Irgendetwas geht immer schief. Bei den einen reicht das Startkapital nicht, bei den anderen gibt es Probleme im Team. Wieder andere klagen über technische Defekte. Selbstverständlich machen sich die Gründungshürden auch finanziell bemerkbar. Umso größer ist die Versuchung, das Projekt "Unternehmertum" bei den ersten Problemen auf Eis zu legen. Doch kämpfen lohnt sich. Förderungsmöglichkeiten gibt es schließlich genug - sei es finanzielle Unterstützung von Freunden, Familie und Bekannten, staatliche Zuschüsse, Factoring oder Crowdfunding.
Wer sich auf den Ernstfall vorbereiten will, erstellt frühzeitig einen Krisenplan mit möglichen Risiken, Problembereichen - und Lösungsvorschlägen. So sind Jungunternehmer bereits mental auf eine herausfordernde Gründungszeit eingestellt.
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