Libanons, Ex-Zentralbankchef

Der libanesische Ex-Zentralbankchef Riad Salamah ist nach monatelangen internationalen Ermittlungen festgenommen worden.

03.09.2024 - 17:26:30

Libanons Ex-Zentralbankchef Salamah festgenommen

Staatsanwalt Dschamal al-Hadschar ließ den 73-Jährigen nach einer Befragung im Justizpalast in Beirut festnehmen, wie die Staatsagentur NNA berichtete. Er ist wegen mehrerer Finanzverbrechen angeklagt, darunter Veruntreuung öffentlicher Gelder und Bereicherung. Salamah hat die Vorwürfe mehrfach zurückgewiesen.

"Die Justiz hat gesprochen. Wir respektieren die Entscheidung der Justiz", teilte der geschäftsführende Justizminister Henri al-Churi zu der Festnahme mit.

Justizkreisen zufolge dauerte die Befragung Salamahs mehr als drei Stunden. Diese habe sich vor allem um die mutmaßliche Unterschlagung öffentlicher Gelder in Höhe von mehr als 40 Millionen US-Dollar gedreht, hieß es. Salamah wurde Augenzeugen zufolge von Sicherheitskräften im Justizpalast eskortiert. Diese hätten ihn nach der Anhörung ins Hauptquartier der Kräfte für innere Sicherheit gebracht.

Salamah stand rund 30 Jahre an der Spitze der Zentralbank des kleinen Mittelmeerlandes, das in der schwersten Wirtschafts- und Finanzkrise seiner Geschichte steckt. Er hatte den Posten vergangenes Jahr verlassen. Ein Nachfolger wurde wegen Streitereien der verschiedenen politischen Lager nicht ernannt. Die Zentralbank vorübergehend vom ersten Vizegouverneur Wassim Mansuri geführt. Der Libanon ist derzeit auch ohne Präsident, die Regierung ist nur geschäftsführend im Amt.

Gegen Salamah wurde wegen verschiedener mutmaßlicher Finanzverbrechen im Libanon sowie in mehreren europäischen Ländern ermittelt, darunter auch in Deutschland. Seine Unterstützer sehen hinter den Ermittlungen politische Motive. Kritiker machen ihn und die politische Führung dagegen für die Geldpolitik verantwortlich, die zur massiven Wirtschaftskrise im Libanon geführt hat. Die örtliche Währung hat dabei im Lauf der vergangenen fünf Jahre mehr als 95 Prozent ihres Werts verloren.

@ dpa.de