Dax zurück über 16.000 - Niedrige US-Inflation
12.07.2023 - 18:34:33Die US-Verbraucherpreise haben am Mittwoch die Erholung am deutschen Aktienmarkt weiter befeuert. Die Inflation in den Vereinigten Staaten hatte sich im Juni unerwartet stark abgeschwächt, das wirkte als Kaufanreiz für die Investoren. Der Dax sprang zurück über die Marke von 16.000 Punkten - er schloss mit plus 1,47 Prozent auf 16.023,00 Zählern. Der MDax der mittelgroßen Titel ging mit einem Aufschlag von 2,32 Prozent auf 27.951,82 Zähler aus dem Handel.
«Das ist der ersehnte Befreiungsschlag», schrieb Analyst Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners zu den Inflationsdaten. Diese machen laut dem Marktbeobachter Hoffnung auf eine weniger restriktive Geldpolitik der Notenbanken, nachdem noch in der vergangenen Woche umgekehrt die Sorge vor steigenden Zinsen die Kurse belastet hatte. In den USA lag im Juni die Inflationsrate mit 3,0 Prozent so niedrig wie seit etwas mehr als zwei Jahren nicht mehr. Dennoch dürfte nach Einschätzung von Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank in Liechtenstein, die Fed bei ihrer nächsten Sitzung Ende Juli weiter an der Zinsschraube drehen.
Auf Unternehmensseite waren auch zur Wochenmitte vor allem Nachzügler in der Kursentwicklung und als zinsempfindlich geltende Werte gefragt. Im Dax gehörten die Papiere von Deutschlands größtem Vermieter Vonovia mit fast 5 Prozent Kursplus zu den besten Werten.
An die Index-Spitze setzten sich Zalando mit plus 10,5 Prozent nach Quartalszahlen des Konkurrenten About You. Der Online-Modehändler hat das erste Geschäftsquartal dank Sparmaßnahmen überraschend mit einem operativen Gewinn abgeschlossen. Aktien von About You schossen um fast 36 Prozent nach oben. Sie hatten allerdings seit dem Börsengang vor zwei Jahren rund 80 Prozent eingebüßt.
Continental-Papiere schlossen trotz zeitweise klarer Verluste 1,2 Prozent höher. Der Konzern hatte überraschend Eckdaten zum zweiten Quartal vorgelegt. Die anfängliche Enttäuschung der Anleger über unerwartete Verluste im Tagesgeschäft im Autozulieferbereich legte sich bis zum Abend - wohl auch, da das Management die Jahresziele für die Sparte bestätigte.
Infineon gewannen 3,2 Prozent und Aixtron 4,1 Prozent. Jefferies-Analyst Janardan Menon schätzte in einer Studie, dass die Halbleiterbranche in den kommenden Jahren ein Wachstumspotenzial von einer Billion US-Dollar habe. Davon dürften auch die beiden Unternehmen profitieren.
Einziger Dax-Verlierer waren die Papiere der Deutschen Bank mit 0,4 Prozent Abschlag. Das Investmenthaus Keefe, Bruyette & Woods hatte die Kaufempfehlung für die Aktien gestrichen.
Die im MDax notierten Anteile des Dialyseanbieters FMC gewannen 4,6 Prozent und erreichten den höchsten Stand seit einem Jahr. Die Investmentbank Goldman Sachs hatte die Bewertung der Aktien mit «Kaufen» aufgenommen.
In der dritten Reihe im SDax stemmten sich Südzucker-Papiere mit rund eineinhalb Prozent Kursplus gegen enttäuschende Nachrichten der Tochter Cropenergies. Der Biosprithersteller rechnet im zweiten Quartal mit einem deutlichen Ergebnisrückgang. Südzucker teilte kurz darauf mit, im laufenden Quartal mit einem deutlichen Gewinnanstieg zu rechnen. Cropenergies-Papiere verloren gut drei Prozent.
Auch dem Handel in Europa gaben die US-Inflationsdaten Schub. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 zog um 1,72 Prozent auf 4360,46 Zähler an, ähnliche hohe Gewinne gab es an den Börsen in Paris und London. In New York notierte der Leitindex Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsende mit 0,4 Prozent im Plus.
Am Devisenmarkt stieg der Euro nach den US-Preisdaten deutlich, er kostete zuletzt im Abendhandel 1,1126 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1022 Dollar festgesetzt.
Am Anleihenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,67 Prozent am Dienstag auf 2,69 Prozent. Der Rentenindex Rex gab um 0,01 Prozent auf 123,13 Punkte nach. Der Bund-Future stieg um 0,81 Prozent auf 132,06 Zähler.