Dax gibt nach - Unsicherheit vor Fed-Sitzung
18.09.2023 - 15:51:43Der Dax hat am Montag nachgegeben. Nach dem Hinweis der Europäischen Zentralbank (EZB) in der vergangenen Woche auf eine Zinspause stelle sich für die Anlegerschaft nun die Frage, ob die US-Notenbank Fed am Mittwoch ähnlich vorgehen werde, sagte Chef-Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Das aber sei «mehr als ungewiss». Zudem wächst Marktbeobachtern zufolge die Unsicherheit, wie lange die Leitzinsen dies- und jenseits des Atlantiks auf ihrem hohen Niveau bleiben werden.
Am Nachmittag gab der deutsche Leitindex um 0,75 Prozent auf 15.775,08 Punkte nach. Der MDax verlor 0,92 Prozent auf 27.064,42 Zähler und auch europaweit schwächelten die Börsen wieder.
In der Woche zuvor hatte der Dax um rund ein Prozent zugelegt und damit positiv auf die Entscheidungen der EZB reagiert. Diese hatte den Leitzins zwar erneut angehoben, aber signalisiert, dass die im vergangenen Jahr begonnene Zinsanhebung zur Bekämpfung der hohen Inflation damit beendet sein könnte. Allerdings wurde kein Wort darüber verloren, wann die Zinsen wieder sinken könnten.
So gelang es dem deutschen Börsenbarometer trotz seiner Erholung bisher nicht, aus der Spanne zwischen 15.500 bis etwa 16.000 Punkten auszubrechen. Wie es weitergeht, könnte nun von der Fed am Mittwochabend abhängen. Aber Fed-Präsident Jerome Powell müsste sich nach Ansicht des Kapitalmarktstrategen Jürgen Molnar von RoboMarkets «schon ziemlich weit aus dem Fenster lehnen, um das positive Überraschungspotenzial des Meetings zu heben». Denn, so schreibt Stanzl, veranschlage der Markt inzwischen nur noch «ein Prozent Restwahrscheinlichkeit» für eine Zinserhöhung der US-Notenbank.
Wichtig bleibt die Sitzung trotzdem, auch wenn von einer Zinssenkung nach wie vor keine Rede sein dürfte. Nach Molnars Ansicht ist auch nicht entscheidend, ob in diesem Jahr vielleicht noch eine Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte folgt. Der wesentliche Belastungsfaktor für die Börsen in den kommenden Monaten bleibe vielmehr «das voraussichtlich lange Verharren auf dem hohen Zinsniveau».
Unter den Einzelwerten boten sich die Aktien von Fresenius, Rheinmetall und Muniche Re ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den ersten Platz im Dax. Am Nachmittag lag erneut das Papier des Krankenhausbetreibers und Medizintechnikunternehmens Fresenius mit einem Plus von 1,1 Prozent vorn. Fresenius kam eine DZ Bank-Studie zugute: Analyst Sven Kürten stufte das Papier auf «Kaufen» hoch. «Die «neue» Fresenius - also ohne FMC - ist operativ wachstumsstark und hat ein hohes Potenzial zur Schuldentilgung», schrieb er.
Munich Re stiegen um 0,7 Prozent. Die DZ Bank hatte auch über die Aktie des Rückversicherers eine positive Studie verfasst und in dieser den fairen Wert angehoben. Zudem ist das Papier seit diesem Montag nun auch im währungsgemischten Stoxx Europe 50 vertreten. Vonovia dagegen mussten den europäischen Index verlassen. Die Aktie des größten deutschen Wohnimmobilienunternehmens büßte 1,5 Prozent ein.
Für das Rheinmetall-Papier ging es um 0,8 Prozent hoch. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg verstärkte den Druck auf Deutschland, seine Verteidigungsausgaben zu erhöhen. «Im Kalten Krieg, als Konrad Adenauer oder Willy Brandt regierten, lagen die Verteidigungsausgaben bei drei bis vier Prozent der Wirtschaftsleistung», sagte Stoltenberg den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag). In seiner norwegischen Heimat sei es ähnlich gewesen. «Wir haben das damals geschafft, und wir müssen es heute wieder schaffen.»
Die an diesem Montag umgesetzten Index-Veränderungen bewegten nur Ionos spürbar. Die Aktie des Internetdienstanbieters legte an der SDax-Spitze um 3,7 Prozent zu. Allerdings hat sie die vorangegangenen sieben Handelstage nachgegeben. Der Anteilsschein des Börsenneulings und Wasserstoff-Spezialisten Thyssenkrupp Nucera gab im SDax um 2,9 Prozent nach.
Der Euro bewegte sich zum Wochenstart nur wenig. Am Nachmittag wurde er zu 1,0668 US-Dollar gehandelt. Die EZB hatte den Referenzkurs zuletzt am Freitagnachmittag auf 1,0658 Dollar festgesetzt.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,68 Prozent am Freitag auf 2,73 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,31 Prozent auf 123,03 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,16 Prozent auf 130,06 Punkte.