ROUNDUPEZB, Lohnwachstum

Das Lohnwachstum hat sich in der Eurozone deutlich abgeschwächt.

22.08.2024 - 15:31:20

Lohnwachstum schwächt sich im zweiten Quartal deutlich ab

Im zweiten Quartal, also in den Monaten April bis Juni, seien die Tariflöhne um 3,6 Prozent im Jahresvergleich gestiegen, teilte die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag in Frankfurt mit. Zum Jahresbeginn hatten die Tariflöhne noch deutlich stärker um 4,7 Prozent zugelegt.

Experten vom britischen Analysehaus Capital Economics schreiben von einem "starken Rückgang bei der Lohninflation". Dies sei mit Einmalzahlungen zu begründen, die es in Deutschland zu Beginn des Jahres gegeben habe und die sich im zweiten Quartal nicht wiederholt hätten. In Deutschland gab es für viele Angestellte Einmalzahlungen zum Ausgleich der hohen Inflation. Generell erkennen die Capital-Economics-Experten aber einen "eindeutig rückläufigen Trend bei der Lohninflation".

Ökonomen und Mitglieder der EZB verweisen immer wieder auf die Bedeutung der Lohnentwicklung für die Geldpolitik. Hintergrund ist der große Einfluss steigender Löhne auf die allgemeine Inflationsrate, die eine entscheidende Rolle bei der Geldpolitik spielt. Experten schauen vor allem auf den Dienstleistungssektor. Hier machen sich höhere Löhne besonders stark bemerkbar.

In den vergangenen Monaten hat sich die Inflation im gemeinsamen Währungsraum als hartnäckig erwiesen. Zuletzt war die Inflationsrate im Juli leicht auf 2,6 Prozent gestiegen. Sie liegt damit weiter ein Stück über der von der EZB anvisierten Zielmarke von mittelfristig zwei Prozent.

Der deutliche Rückgang beim Lohnwachstum deutet allerdings auf eine sinkende Inflation hin. Sie dürften "aus Sicht der EZB eine Erleichterung darstellen", sagte Analyst Elmar Völker von der Landesbank Baden-Württemberg. Das stärkere Lohnwachstum zu Beginn des Jahres hatten die Notenbanker noch mit Sondereffekte begründet und eine Verlangsamung im Frühjahr in Aussicht gestellt.

Die EZB hat im Juni erstmals seit der großen Inflationswelle die Leitzinsen gesenkt. Nachdem die Notenbank sie im Juli unverändert belassen hatte, wird an den Finanzmärkten im September mit einer zweiten Senkung gerechnet. "Sollten die Inflationsdaten für August den weithin erwarteten Rückgang zeigen, dann dürfte der Weg für den Zinsschritt frei sein", kommentierte Experte Völker.

@ dpa.de