Gesundheitssystem, Schweiz

Das Gesundheitssystem in der Schweiz – teuer, aber dafür sehr gut

06.12.2022 - 14:54:10

Wer in der Schweiz lebt, profitiert von einem der besten Gesundheitssysteme weltweit. Generell ist die Schweiz für Qualität bekannt – und auch für hohe Preise. Das gilt nicht nur für Schokolade oder Uhren. Auch das Gesundheitssystem ist recht preisintensiv. Wie jedes anderes Gesundheitssystem hat es durchaus Vorzüge, aber auch einige Nachteile.

  • Das Gesundheitswesen der Schweiz ist nicht nur eines der besten weltweit … - Foto: Abb. 1: pixabay.com @ Tumisu (CCO Creative Commons)

    Abb. 1: pixabay.com @ Tumisu (CCO Creative Commons)

  • … Es ist auch eines der teuersten der Welt. - Foto: Abb. 2: pixabay.com @ geralt (CCO Creative Commons)

    Abb. 2: pixabay.com @ geralt (CCO Creative Commons)

Das Gesundheitswesen der Schweiz ist nicht nur eines der besten weltweit … - Foto: Abb. 1: pixabay.com @ Tumisu (CCO Creative Commons)… Es ist auch eines der teuersten der Welt. - Foto: Abb. 2: pixabay.com @ geralt (CCO Creative Commons)

Aufbau des Schweizer Gesundheitssystems

Geprägt ist das Schweizer Gesundheitssystem föderalistisch. Bund, Länder und Gemeinden übernehmen dabei verschiedene Teilaufgaben im Gesundheitswesen. So werden vom Bund die Höhe der Selbstbeteiligung bestimmt und Änderungen bei der Prämienhöhe freigegeben oder abgelehnt. Die Kantone legen fest, welche Leistungen welches Krankenhaus erbringen darf, und setzen zudem Gehälter und Arbeitszeiten der dortigen Angestellten fest. Staat und Privatwirtschaft agieren in der Schweiz gleichermaßen, weshalb private Krankenversicherungen sowohl Grund- als auch Zusatzversicherungen anbieten und sich dabei an den stark regulierenden Vorgaben desBundesamts für Gesundheit (BAG) sowie der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (FINMA) orientieren müssen. Das Krankenversicherungsgesetz in der Schweiz (KVG) sieht außerdem vor, dass eine Grundversicherung in einer derKrankenkassen der Schweiz obligatorisch für alle in der Schweiz lebenden Personen ist. Eine Ergänzung dieser Grundversicherung ist durch Zusatzversicherungen möglich.

 

Die Vorteile des Schweizer Gesundheitssystems

Der vermutlich größte Vorteil des Schweizer Gesundheitssystems: Es hat jeder in der Schweiz lebende Bürger Zugang zu einer qualitativ hochwertigen medizinischen Versorgung. Krankenversicherungen müssen jede in der Schweiz lebende Person in ihre Grundversicherung aufnehmen – und zwar ohne Gesundheitsprüfung. Auch die Dichte der Ärzte und Krankenhäuser ist in der Schweiz sehr hoch. So landete die Schweiz bei einer jährlichen Untersuchung des Health Consumer Powerhouses auf dem ersten Platz. Dabei wurden unter anderem Kriterien wie Prävention, Leistungsspektrum, Zugang zu Pflege, Therapieergebnisse, Medikamente sowie Patientenrechte unter die Lupe genommen.

 

Für die gesamte Bevölkerung ist der Zugang zur Gesundheitsversorgung mit sehr vielen Wahlmöglichkeiten sichergestellt.Wartezeiten, wie sie beispielsweise in Deutschland bei vielen Fachärzten üblich sind, gibt es praktisch nicht. Versicherte sind daher auch sehr zufrieden mit dem Gesundheitssystem.

 

Die Nachteile des Schweizer Gesundheitssystems

„Viele Köche verderben den Brei.“ Dieses Sprichwort passt ein wenig zum Gesundheitssystem in der Schweiz. Die zahlreichen beteiligten Akteure wie Bund, Kantone, Gemeinden, Leistungserbringer und Krankenversicherungen übernehmen verschiedene Teilaufgaben, was zu einer großen Unübersichtlichkeit des Schweizer Gesundheitssystems führt. Hinzu kommt, dass das Gesundheitssystem in der Schweiz eines der teuersten der Welt ist. Die hohe Qualität im Gesundheitswesen hat ihren Preis. In der Schweiz wird sowohl der höchste Anteil am BIP als auch das meiste Geld pro Kopf für die Gesundheitsversorgung aufgewendet.

 

Die Gesundheitssysteme der Schweiz und Deutschland – ein Vergleich

Eine Krankenversicherungspflicht besteht sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland. Dabei ist jede in der Schweiz lebende Person zum Abschluss einer Grundversicherung verpflichtet. Dabei ist es freigestellt, bei welcher der etwa 60 privaten Krankenkassen eine Versicherung erfolgt. Die Versicherer sind verpflichtet, ausnahmslos jeden unabhängig von seinem Gesundheitszustand in die Grundversicherung aufzunehmen. In Deutschland hingegen gibt es die gesetzliche Krankenversicherung und private Krankenversicherungen, wobei der Abschluss einer privaten Krankenversicherung nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich ist. Wer in der Schweiz zusätzliche Leistungen in Anspruch nehmen möchte, kann diese mit einer Zusatzversicherung absichern. Allerdings steht es hier jedem Versicherer frei, ob eine Aufnahme oder eine Ablehnung (zum Beispiel aufgrund bestehender Erkrankungen) erfolgt. Ein bedeutender Unterschied verglichen mit Deutschland: Während in Deutschland Zahnbehandlungen sowohl von der gesetzlichen als auch der privaten Krankenversicherung übernommen werden, müssen Patienten in der Schweiz diese selbst bezahlen. Diese Behandlungen gehören nicht zur Grundversicherung, können aber mit einer entsprechenden Zusatzversicherung abgedeckt werden.

 

Finanzierung der obligatorischen Krankenversicherung in der Schweiz

Grundsätzlich muss sich jede in der Schweiz lebende Person selbst um ihren Versicherungsschutz kümmern. Der Arbeitgeber bezahlt – anders als in anderen Ländern – keinen Arbeitgeberanteil zur Krankenversicherung dazu. DieBeiträge zur Krankenversicherung müssen also die Versicherten selbst tragen. Auch Kostenbeteiligungen der Versicherten (beispielsweise Selbstbehalt, Spitalbeitrag) sowie Gelder von Bund und Kantonen (Prämienverbilligung) tragen zur Finanzierung bei.

Dabei gilt: Die Prämien der Versicherer müssen kostendeckend gestaltet werden, wobei Kapitalerträge in die Kostenabrechnungen für Prämien einbezogen werden können. Anders als beispielsweise in Deutschland sind die Prämien nicht vom Einkommen abhängig, sondern unterscheiden sich je nach Versicherer, Wohnort sowie gewählter Versicherungsform.

Bei geringem Einkommen sowie für Kinder und Jugendliche in Ausbildung ist eine Prämienverbilligung vorgesehen, die Entscheidung über deren Erhalt obliegt den Kantonen.

Wer Krankenkassenbeiträge sparen möchte, kann sich für eine Selbstbeteiligung entscheiden. Je höher diese ausfällt, umso niedriger die Prämie. Wer nur selten krank ist und auch nicht unter einer chronischen Erkrankung leidet, kann mit einer hohen Selbstbeteiligung bares Geld sparen. Wer aufgrund bereits bekannter Erkrankungen aber mit höheren Behandlungskosten rechnet, sollte sich für eine geringe Selbstbeteiligung entscheiden.

 

Die Leistungen der Krankenversicherung in der Schweiz

Durch die obligatorische Krankenversicherung werden Leistungen bei Krankheit, Mutterschaft und Unfall gewährt. Bei Unfällen übernimmt die Krankenversicherung die Kosten allerdings nur, wenn keine andere Versicherungsdeckung vorhanden ist.

Ein Teil der Behandlungskosten muss aber immer vom Versicherten übernommen werden. Dabei handelt es sich um die Selbstbeteiligung. Auch bei einem Krankenhausaufenthalt kommen oft Kosten auf den Versicherten zu. Ausgenommen von der Kostenbeteiligung sind lediglich Leistungen, die mit einer normal verlaufenden Schwangerschaft einhergehen.

 

Das Solidaritätsprinzip in der Schweiz – was ist das?

In der Schweiz hat das Solidaritätsprinzip eine lange Tradition. Entsprechend diesem Prinzip bilden alle Versicherten zusammen eine Gemeinschaft, zu der jeder und jede seinen Beitrag leistet. Dadurch stehen im Notfall ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung, um jemandem die benötigte Hilfe zu gewähren. Im Umkehrschluss heißt das: Auch wer kerngesund ist und nie einen Arzt besuchen muss, zahlt einen Beitrag zur Krankenversicherung. Das ist in Deutschland ähnlich. So wird indirekt für diejenigen gesorgt, die krank sind und mehr medizinische Unterstützung benötigen. Aufgabe von Bund, Kantonen, Gemeinden sowie Krankenversicherern ist die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts dieses Kollektivs. Entscheidungen im Schweizer Gesundheitswesen werden deshalb immer im Interesse der gesamten Gemeinschaft getroffen.

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