Bei israelischen Luftangriffen im Norden des Gazastreifens sind nach Angaben der von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde vom Montag mindestens 110 Menschen getötet worden.
18.12.2023 - 14:01:17Hamas-Behörde: 110 Tote durch israelische Angriffe im Gazastreifen
Die Menschen seien gestorben, als mehrere Wohnhäuser in dem Stadtteil Dschabalia getroffen worden seien, sagte ein Sprecher der Behörde. Unter Trümmern würden Dutzende weitere Opfer vermutet. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.
Die israelische Armee betonte auf Anfrage, sie prüfe vor einem Angriff Ziele sehr genau, um zivile Opfer so weit wie möglich zu vermeiden und warne Menschen vor einem bevorstehenden Angriff. Die Hamas mische sich absichtlich unter die Zivilbevölkerung.
Dschabalia ist seit Tagen zwischen der israelischen Armee und der Hamas umkämpft. Der Stadtteil gilt als Hochburg der islamistischen Terrororganisation, die Israel am 7. Oktober überfallen und Massaker unter der Zivilbevölkerung angerichtet hatte. Israel hatte rund 1200 Tote zu beklagen. Durch israelische Luftangriffe und die laufende Bodenoffensive starben nach palästinensischen Angaben im Gazastreifen bisher fast 19 000 Menschen.
Israel hatte Zivilisten schon kurz nach dem Hamas-Überfall und auch danach immer wieder aufgerufen, wegen kommender Kämpfe im Norden in den Süden des Gazastreifens zu gehen. Allerdings ist die humanitäre Lage dort entsetzlich und inzwischen gibt es auch im Süden Kämpfe.
In Dschabalia wurde nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auch das Kamal-Adwan-Krankenhaus bei den Kämpfen weitgehend zerstört. Mindestens acht Patienten seien gestorben, schrieb WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Sonntagabend auf der Plattform X, vormals Twitter. Die Patienten, darunter ein neunjähriges Kind, seien wegen unzureichender medizinischer Versorgung gestorben.
Die Ständige Vertretung Israels bei den Vereinten Nationen in Genf warf Tedros auf X vor, nicht zu erwähnen, dass sich die islamistische Hamas im Kamal-Adwan-Krankenhaus eingenistet habe. Bevor die israelische Armee das Gelände betreten habe, sei in Abstimmung mit den medizinischen Teams ein Dialog geführt worden. Die Armee habe ein humanitäres Zeitfenster zugelassen, und der größte Teil des Krankenhauses sei evakuiert worden.
Nach Angaben des Militärs hatten sich einige Dutzend Zivilisten trotz vorheriger Anfragen und Warnungen geweigert, das Areal zu verlassen. Auf dem Gebiet seien 90 Terroristen festgenommen worden. "Israel zerstörte auch die Infrastruktur der Terroristen und fand zahlreiche Waffen und Geheimdienstdokumente, die unter anderem in der Säuglingsstation in den Brutkästen versteckt waren", hieß es von der Ständigen Vertretung Israels bei den UN.