Ab der zweiten Jahreshälfte dürften die realen Einkommen erstmals seit drei Jahren wieder steigen, erwartet das DIW.
15.06.2023 - 10:39:00Wirtschaftsforscher: Privater Konsum erholt sich langsam. Das Institut warnt vor einer zu restriktiven Finanzpolitik.
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) geht davon aus, dass die Menschen in Deutschland in diesem Quartal wieder mehr konsumiert haben. «Wir denken, dass der private Konsum sich erholt - aber zaghaft», sagte DIW-Expertin Geraldine Dany-Knedlik am Donnerstag. Die verlangsamte Inflation habe dazu beigetragen, dass die Unsicherheit gemindert worden sei. «Wir sehen jetzt auch erste Tariflohnabschlüsse mit kräftigen Raten wie zum Beispiel im öffentlichen Dienst.»
Laut DIW-Erwartung dürften die realen Einkommen ab der zweiten Jahreshälfte erstmals seit drei Jahren wieder steigen. Damit hätten die Menschen auch abzüglich der Preissteigerungen mehr Geld zur Verfügung. Zuvor war der private Konsum eingebrochen. Das habe mit dazu geführt, dass die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal leicht geschrumpft sei, sagte Dany-Knedlik.
Das DIW geht nun davon aus, dass die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr insgesamt um 0,2 Prozent zurückgehen wird. Die anstehende Erholung werde die Verluste aus den ersten Monaten nicht ausgleichen können. Für das kommende Jahr rechnet das DIW mit einem «soliden Wachstum dank steigender Reallöhne» von 1,5 Prozent. «Vor allem im Jahr 2024 wird der private Verbrauch die wirtschaftliche Erholung maßgeblich tragen», teilte das Institut mit.
DIW-Präsident Marcel Fratzscher warnte vor einer zu restriktiven Finanzpolitik. «Die Finanzpolitik muss aufpassen, nicht dauerhaft zur Bremse für die deutsche Wirtschaft und die notwendige wirtschaftliche und ökologische Transformation zu werden», sagte er. «Die Bundesregierung dürfte die Schuldenbremse auch ohne Ausgabenkürzungen einhalten können, auch weil die im Vergleich zu früheren Jahren noch immer hohe Inflation zu deutlichen Steuermehreinnahmen führen wird.»