Pinkafeld - Behandlungen und medizinische Eingriffe im Nachhinein zu dokumentieren, ist wichtig, kostet Ärztinnen und Ärzte aber enorm viel Zeit.
08.10.2024 - 10:00:00Wie können wir Ärzt*innen entlasten?. Eine zweifach ausgezeichnete Masterarbeit der FH Burgenland zeigt Lösungen auf.
Die Arbeitssituation von Spitalsärzt*innen ist in vielerlei Hinsicht herausfordernd. Unter anderem rauben umfangreiche Dokumentationsaufgaben, gesetzliche Vorgaben sowie ausbaufähige IT-Lösungen im österreichischen Gesundheitssystem viel wertvolle Zeit. Dazu kommen Herausforderungen im Personalbereich und die immer höher werdenden Betreuungserwartungen von Seiten der Patientinnen und Patienten.
Selina Osztovics, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Department Gesundheit & Soziales der FH Burgenland, beleuchtete in ihrer Masterarbeit aus dem Studiengang Gesundheitsförderung und Personalmanagement die medizinisch-pflegerische Dokumentation in Österreichs Gesundheitswesen. Ihre Arbeit wurde sowohl mit dem Health Research Award 2024 als auch mit dem Pannonia Research Award ausgezeichnet. "Effiziente Dokumentation spielt in der medizinischen Praxis eine fundamentale Rolle in Bezug auf die Patient*innenversorgung. Hier geht es schlicht um Qualitätssicherung", so die Absolventin.
Ausgebildete Fachkräfte als entlastende Maßnahme
Neben einer umfassenden Literaturrecherche führte sie auch Expert*innen-Interviews mit medizinischem und pflegerischem Personal unterschiedlicher Einrichtungen in ganz Österreich. Aus ihren Ergebnissen geht hervor, dass zahlreiche Maßnahmen angewendet werden können, um den Prozess der Dokumentationstätigkeit zu verbessern. Allen voran wäre der Einsatz von medizinischen Dokumentationsfachkräften eine Lösung. An der FH Burgenland als einziger Hochschule Österreichs bildet der Bachelorstudiengang Gesundheitsmanagement und Gesundheitsförderung diese dringend gebrauchten Fachkräfte aus. Das Wahlpflichtfach Medizinische Dokumentation schließt ab dem Studienjahr 2024/25 zusätzlich auch mit dem Certificate of Advanced Studies (CAS)-Abschluss ab.
Eingesetzt werden die Absolvent*innen zum Beispiel bereits bei der Gesundheit Burgenland. "In der Klinik Oberwart haben wir in der Vergangenheit äußerst positive Erfahrungen mit Medizinischen Dokumentationsassistent*innen gemacht. Die Absolvent*innen der FH Burgenland unterstützen uns sehr wesentlich bei der Optimierung von Prozessabläufen bei Untersuchungs- und Behandlungsabläufen. Zudem tragen sie sehr zu einer lückenlosen Patientendokumentation und einer ordnungsgemäßen Diagnosen- und Leistungscodierung bei", betont der Kaufmännische Direktor Marc Seper.
Ausbau von E-Health in Österreich notwendig
Das Delegieren der Dokumentationstätigkeiten an Fachpersonal ist also eine Möglichkeit, um Ärztinnen und Ärzte zu entlasten. Weiters schlägt die Studienautorin vor, das Ausmaß der Dokumentation zu hinterfragen. "In Gesundheitseinrichtungen wird oft an verschiedenen Stellen dasselbe erhoben. Es kommt zu Doppelgleisigkeiten, die Zeit rauben, aber wenig effizient sind." Vernetzung spielt hier eine zentrale Rolle. Kommunikationstechnologien – auch bekannt unter dem Begriff E-Health – müssen ausgebaut und vereinheitlicht werden. Zu viele Systeme seien im Umlauf – oftmals sogar innerhalb ein und derselben Institution. Das Personal müsste außerdem durch regelmäßige Schulungen unterstützt werden.
"Grundsätzlich muss dringend ein verstärktes Bewusstsein für Dokumentation entstehen", so Osztovics. "Es wäre auch wichtig, diese digitalen Kompetenzen in die Ausbildungen zu integrieren." Im Medizinstudium wird aktuell kaum Wissen dazu vermittelt. Auch sollten Ärzt*innen und vor allem Pflegekräfte, die schlussendlich zu 99 Prozent die ausführende Instanz sind, bereits bei der Entwicklung von Softwarelösungen involviert werden, um alle Bedürfnisse dieser Gruppe abdecken zu können.
Neue gesetzliche Rahmenbedingungen wichtig
Der zeitliche Aufwand und oftmals auch die ungeliebte Tätigkeit der Dokumentation sind keine neuen Erkenntnisse. "Dennoch haben die veränderten Arbeitsbedingungen in den letzten Jahren, sei es durch die COVID-19-Pandemie, die Digitalisierung oder auch den Personalfachkräftemangel gezeigt, wie ausbaufähig einige Bereiche der Dokumentation sind", betont Osztovics.
Die Chancen der Dokumentationstätigkeiten liegen dabei nicht nur in der Digitalisierung, sondern auch bei der Gesetzgebung. Gesetzliche Änderungen an unterschiedlichen Punkten könnten dem zunehmenden zeitlichen Aufwand entgegenwirken. Ist ein gut ausgebautes Dokumentationssoftwaresystem vorhanden, das von allen Beteiligten unterstützt sowie umfassend angewendet wird, besteht eine gute Möglichkeit, um kommende Herausforderungen positiv zu bewältigen.
Über die Autorin Selina Osztovics, BA MSc, geboren 1998 und wohnhaft im Bezirk Oberwart, hat ihre beiden Studien an der FH Burgenland absolviert und ist seit 2021 als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Department Gesundheit & Soziales der FH Burgenland tätig. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen "Betriebliche Gesundheitsförderung, Betriebliches Gesundheitsmanagement, Evaluation von Gesundheitsinterventionen im Bereich der Gesundheitsförderung". Außerdem übernimmt sie Lehrtätigkeit im Bereich "Wissenschaftliches Arbeiten".
Mehr zum Studiengang Bachelorstudium, Wirtschaftsstudium mit Schwerpunkt Gesundheitsförderung – 6 Semester – Organisationsform: berufsermöglichend (Lehrveranstaltungen Montag bis Mittwoch) – Akademischer Grad "Bachelor of Arts in Business, BA" – Studienort: Campus Pinkafeld – Zugang: Matura, Studienberechtigungs- oder Berufsreifeprüfung, Vorbereitungslehrgang mit Zusatzqualifikationsprüfung.
Mehr Informationen zu den Studiengängen der FH Burgenland finden Sie unter http://www.fh-burgenland.at.
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Aussender: FH Burgenland Ansprechpartner: Mag. Christiane Staab Tel.: +43 57707 3537 E-Mail: christiane.staab@fh-burgenland.at Website: www.fh-burgenland.at