Reisen, Tui-Flugzeug

TUI will Teile des Unternehmens abgeben

23.06.2020 - 08:12:03

Der krisengeschüttelte Touristikkonzern TUI plant, im Rahmen seiner Neuausrichtung Unternehmensteile zu verkaufen.

Fritz Joussen, der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, erklärte der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" für ihre Ausgabe vom Dienstag, die TUI werde sich "von Vermögenswerten trennen oder Partner an Bord holen". Hiervon könnte unter anderem die Hotelsparte betroffen sein; die TUI hat zur Zeit viele Häuser in der eigenen Bilanz.

Diese Häuser trügen die Marke TUI, und der Konzern setzte und überprüfe dort die Standards hinsichtlich der Lage, der Qualität und des Service, erläuterte Yousen weiter, und dazu müsse man nur in seltenen Fällen tatsächlich auch der Eigentümer der Hotels sein. Die Hamburger Hapag-Lloyd Kreuzfahrten GmbH, die mit ihren fünf Schiffen Hochseekreuzfahrten durchführt und die der TUI gegenwärtig noch vollständig gehört, soll wie geplant künftig in das Eigentum des Joint-Venture-Unternehmens TUI Cruises überführt werden. Dessen Anteile gehören je zur Hälfte der TUI und dem liberianischen Kreuzfahrtunternehmen Royal Caribbean Cruises mit Sitz in Monrovia.

Zur finanziellen Überbrückung der Corona-Krise hatte die Aktiengesellschaft im April dieses Jahres einen Hilfskredit der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau in Höhe von 1,8 Milliarden Euro erhalten. Joussen bestätigte gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", dass dieser Betrag möglicherweise nicht ausreichend sein werde. Man arbeite hier selbstverständlich mit mehreren Szenarien und tue "gut daran", in diesen Gedankenspielen auch zusätzliche, neue Geldquellen zu erwägen, so der Vorstandsvorsitzende der TUI. Das Unternehmen habe seine Kosten um 70 Prozent senken können, des weiteren seien auch die Reisewarnungen der Bundesregierung für viele Länder aufgehoben worden. Aber niemand könne wirklich sagen, "wie es mit dem Virus weitergeht, wann es Medizin und Impfstoffe" geben werde, betonte Joussen.

Erst vor kurzem war bekannt geworden, dass die TUI anscheinend bereits im Mai mit dem Bund über eine weitere finanzielle Unterstützung in Höhe von zusätzlichen 1,2 Milliarden Euro im Gespräch war. Zu Details dieser Verhandlungen gab Joussen aber nichts bekannt.

Die geplante Streichung von 8.000 Arbeitsplätzen im gesamten Konzern soll, wie sein Chef sagte, zur Hälfte Arbeitsplätze in den Zielgebieten des Reiseunternehmens betreffen. Auch seien Kürzungen in Frankreich vorgesehen. Die Geschäfte des Unternehmens im Nachbarland seien "seit Jahren defizitär" und würden nun "in einem geordneten Prozess saniert", kündigte Joussen an. Auch der Flugzeugbestand der Langenhagener Fluggesellschaft TUI Fly solle mehr als halbiert werden. Die Gesellschaft hätte dann noch 17 Maschinen in ihrer Flotte, was den Verlust von bis zu 900 Vollzeitstellen mit sich bringen könnte. Dem Widerstand aus der Politik gegen diese Sparpläne begegnete Youssen mit scharfer Kritik. Man könne nicht über Flüge nach Mallorca für 19 Euro klagen "und gleichzeitig fordern, dass Fluggesellschaften nicht kleiner werden" dürften. Gleichzeitig zeigt er sich aber auch offen für Kompromisse. Man stehe in dieser Frage "nicht am Ende der Verhandlungen, sondern am Anfang", hob er hervor.

Was die ohnehin bald ausgelagerte Kreuzfahrtsparte des Konzerns betreffe, wolle die TUI ihre neu gebauten Schiffe, anders als die meisten ihrer Wettbewerber, nicht etwa später von den Werften ausliefern lassen, sondern im Gegenteil sogar schon früher als geplant. Man könne sich "gut vorstellen, Schiffe früher abzunehmen", erklärte Fritz Joussen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Dies habe einen simplen Grund. Neubauten seien im Betrieb viel wirtschaftlicher als die alten Schiffe. Wenn man ältere Schiffe durch neue ersetze, dann spare das also Kosten und verbessere gleichzeitig auch die Klimabilanz. Hierbei müssten die Werften dem Konzern aber finanziell entgegenkommen, forderte Youssen. Denn schließlich hätten sie ja auch Vorteile, wenn sie freie Kapazitäten in ihrer Produktionsplanung schließen könnten, die durch das Aufschieben von Aufträgen anderer Auftraggeber entstünden.

 

Redaktion ad-hoc-news.de, RSM

@ ad-hoc-news.de