Reisen, Supermarkt

Arbeitsmarkt stabilisiert sich nach Corona-Lock-Down

01.09.2020 - 15:31:29

Bundesagentur für Arbeit meldet fast 3 Millionen Arbeitslose im August 2020.

Nach den neuesten Arbeitsmarktzahlen, welche die Bundesagentur für Arbeit heute veröffentlicht hat, waren im August insgesamt 2,955 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet. Damit stiegen die absoluten Zahlen um 45.000 gegenüber den Werten vom Juli 2020. Die Arbeitslosenquote beläuft sich im August auf 6,4 Prozent. Im Vergleich zu den Vorjahreswerten zeigt sich, dass dieser Anstieg saisonbedingt ist und nicht auf die Corona-Krise zurückgeführt werden kann. Arbeitsmarktexperten der Bundesagentur beurteilen die Entwicklung zurückhaltend positiv. Der Negativtrend der letzten Monate scheint vorerst gestoppt. Allerdings sind die Experten in der Einschätzung der nächsten Monate vorsichtig, da im Herbst einige der Notmaßnahmen des Corona-Lock-Downs auslaufen und ihre Konsequenzen für die Arbeitsmarktzahlen schwer zu prognostizieren sind.
Die Sommermonate Juli und August zeichnen sich traditionell durch einen Anstieg der Arbeitslosenzahlen aus. Dies hängt mit der Urlaubszeit und den Betriebsferien bei einer Reihe von Unternehmen zusammen, die dazu führen, dass die Betriebe in dieser Zeit kaum Ausschreibungen veröffentlichen. Dazu kommen die im Juni auslaufenden Ausbildungsverhältnisse. Bei Berücksichtigung dieser Effekte kommt die Arbeitsagentur sogar auf eine leichte Entspannung des Arbeitsmarktes und einen Rückgang der Zahlen um 9000.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) wertete die Zahlen der Bundeagentur als Bestätigung der Corona-Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung. Die Hilfsfons und vor allem die Kurzarbeiterregelung haben einen massiven Anstieg der Zahlen verhindert, so der Minister. Allerdings zeigt sich im Vorjahresvergleich trotzdem eine deutliche Zunahme der Arbeitslosigkeit um 636.000 gemeldete Arbeitslose. Der Chef der Bundesanstalt, Detlef Scheele, veranschlagt die Effekte der Kurzarbeiterregelung auf 2,1 Millionen.
Dabei zeigt sich, dass sich derzeit 5,36 Millionen Arbeitnehmer unter die Kurzarbeiterregelung fallen. Dies sind zwar 46.000 weniger als noch im Mai, der Gesamtwert verharrt jedoch auf Rekordniveau. In der Finanzkrise 2009 betrug der Wert 1,44 Millionen und war damit um 3,92 Millionen niedriger als heute. Die weiter Entwicklung der Kurzarbeit ist derzeit aufgrund der nicht vorhersehbaren rechtlichen Rahmenbedingungen nicht möglich, so dass die Arbeitsagentur hierzu auch keine offiziellen Trendprognosen veröffentlicht. Bundesagenturchef Scheele zeigt sich jedoch optimistisch und hofft auf eine durchgreifende Verringerung der Zahlen im Herbst. Scheel beruft sich dabei auf eine Umfrage des Trendforschungsinstituts Ifo, das bei den Unternehmen ein schrittweises Zurückfahren der Kurzarbeit feststellt. Während im Juli noch 42 Prozent der Betriebe das Instrument der Kurzarbeit nutzten, sank die Wert im August auf 37 Prozent. Bestätigt werden die Zahlen des Ifo-Instituts durch die Statistik der neuangemeldeten Arbeitnehmer in Kurzarbeit. Nachdem im Juni Betriebe für insgesamt 387.000 Arbeitnehmer Kurzarbeit neu anmeldeten, sank diese Zahl im August auf knapp über 170.000. Nach den Höchstständen im März und April (10,7 Millionen Neumeldungen) setzt sich der positive Trend fort.
Minister Heil gab sich bei der Vorstellung der Daten der Bundesanstalt dennoch betont zurückhaltend. Es gibt derzeit so viele Unbekannte, dass eine seriöse Prognose der wirtschaftlichen Entwicklung und eine Einschätzung der Arbeitslosenzahlen in den nächsten Monaten kaum möglich erscheint. Die Pandemie und eine potentielle zweite Welle an Infektionen können die Bemühungen um eine wirtschaftliche Stabilisierung gefährden, gibt der Minister zu bedenken. Die Konsequenzen eines zweiten Lock-Downs für die Ökonomie bewertet Heil als katastrophal. Nachdem wir über den ersten Lock-Down glimpflich davongekommen sind, wäre ein zweiter kaum mehr aufzufangen, warnt auch die Wirtschaftsexpertin Fritzi Köhler-Geib von der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).
Die Corona-bedingten Ausfälle beziffert die Agentur auf 637.000 Menschen, die entweder ihren Arbeitsplatz verloren oder eine Arbeitsstelle nicht antreten konnten. Bei den Effekten der Pandemie zeigt sich eine deutliche Verschärfung der Zweiteilung des Arbeitsmarktes. Vor allem Geringverdiener, Menschen ohne Berufsabschluss und Ausländer sind von den negativen Arbeitsmarkteffekten betroffen.
Finanziell bedeutet die Corona-Krise für die Bundesanstalt einen erheblichen Einschnitt. Die Zahl der Empfänger von Arbeitslosengeld I erhöhte sich um 1,14 Millionen im Vorjahresvergleich, während die Zahl der Hartz-IV-Empfänger auf 4,04 Millionen anstieg. Durch das Instrumentarium und die Sonderregelungen der Kurzarbeit und die erhöhten Zahlungen für Arbeitslosengeld I und Hartz-IV wurden die Rücklagen in Höhe von 26 Milliarden Euro, welche sich die Agentur in den letzten Jahren erarbeitet hatte, nicht nur vollständig aufgebraucht, sondern die Agentur rechnet derzeit mit einer Milliarde Minus. Für das Jahr 2021 geht Bundesagentur-Chef Scheele sogar von einem weiteren 9 Milliarden-Defizit aus. Damit würde die Agentur mit einem blauen Auge davonkommen, da der Bund bereits Nachtragszahlungen von 10 Milliarden Euro für das Jahr 2021 bewilligt hat.

 

Redaktion ad-hoc-news.de, NeoMatrix

@ ad-hoc-news.de