Zwei Frauen besuchen Schloss Neuschwanstein, wie Tausende andere täglich auch.
15.06.2023 - 15:48:18Tödlicher Angriff bei Schloss Neuschwanstein. Sie treffen auf einen anderen Touristen - und wenig später endet der Urlaubstag mit einem fürchterlichen Verbrechen.
Bei einem Besuch des weltberühmten Schlosses Neuschwanstein sind zwei junge Frauen Opfer einer Gewalttat geworden. Eine 21 Jahre alte Touristin sei danach gestorben, sagte Oberstaatsanwalt Thomas Hörmann. Zu der Tat war es bereits am Mittwochnachmittag gekommen. In der Folge kam es zu einem Großeinsatz der Polizei rund um das Allgäuer Märchenschloss von Bayernkönig Ludwig II. Ein Tourist aus den USA wurde festgenommen und sitzt inzwischen unter Mordverdacht in Untersuchungshaft.
Die junge Frau war nach den ersten Ermittlungen mit ihrer ein Jahr älteren Freundin unweit der Marienbrücke in Schwangau unterwegs. Die historische Brücke ist ein beliebter Treffpunkt von Urlaubern, weil es von dort einen guten Blick auf das Schloss gibt.
Zufallsbegegnung mit fatalen Folgen
Dabei sollen die Frauen, nach dpa-Informationen US-amerikanische Staatsbürgerinnen, auf einen 30 Jahre alten Besucher aus den USA getroffen sein. Es sei eine Zufallsbegegnung gewesen, erläuterte Hörmann. In der Folge ging das Trio gemeinsam weiter. «Der Mann lotste die beiden dann unter einem Vorwand auf einen schwer einsehbaren Trampelpfad, welcher zu einem Aussichtspunkt führt», berichteten die Ermittler.
Dort soll der Mann die 21-Jährige angegriffen haben. Als ihre 22 Jahre alte Freundin einschreiten wollte, würgte der Täter nach den bisherigen Erkenntnissen diese und stieß die 22-Jährige dann einen steilen Abhang in Richtung der Pöllat hinab. Die Pöllat ist ein Wildbach und verläuft in einer Schlucht unterhalb von Neuschwanstein.
Dann soll es zu einem versuchten Sexualdelikt an der 21-Jährigen gekommen sein. «Das ist aber noch nicht belastbar», sagte Hörmann. Auch die 21-Jährige soll der Amerikaner dann den Abhang hinabgestoßen haben. Etwa 50 Meter tiefer kamen beide Opfer nebeneinander zum liegen. Die Bergwacht musste gerufen werden, um die beiden verletzten Frauen zu bergen.
Die 22-Jährige war ansprechbar und kam in ein Krankenhaus. Ein Polizeisprecher sagte, die Frau sei nur leicht verletzt. Die Jüngere musste schwer verletzt mit einem Hubschrauber in eine Klinik gebracht werden. In der Nacht zum Donnerstag starb die 21-Jährige. Angaben zur Herkunft der Freundinnen machten die Ermittler nicht. Mehrere Medien hatten über das Verbrechen und den Tod der 21-Jährigen berichtet.
Erfolgreiche Fahndung nach dem Tatverdächtigen
Der mutmaßliche Täter konnte zunächst flüchten. Die Polizei leitete eine umfangreiche Fahndung rund um das Schloss ein. Beamte aus mehreren Orten fuhren zum Einsatzort, ein Spürhund und ein Polizeihubschrauber unterstützten die Suche. Der 30-Jährige konnte kurze Zeit später in der Nähe festgenommen werden. Er blieb einen Tag in Gewahrsam, ehe gestern Haftbefehl gegen ihn erlassen wurde. Die Ermittlungen gegen den Verdächtigen laufen wegen Mordes und versuchten Mordes sowie wegen eines Sexualdelikts.
Die Kriminalpolizei hat mittlerweile die Untersuchung übernommen. Bei der Arbeit am Tatort wurde sie wegen des steilen Geländes dort von speziellen Kräften der Alpinen Einsatzgruppe der Polizei unterstützt. Laut Hörmann steht weiterhin die Spurensicherung im Vordergrund. «Wir sind am Anfang der Ermittlungen.» Es müsse noch genau herausgefunden werden, was geschehen ist.
Aufruf zu Zeugenaussagen
Die Polizei hofft nun darauf, dass andere Besucher des Schlosses Hinweise geben können, um die Tat rekonstruieren zu können. Zeugen, welche die Tat beobachtet oder im Vorfeld etwas gesehen haben, sollen sich melden. Zudem können Fotos oder Videos, die am Mittwoch im Umfeld des Schlosses gemacht wurden, über eine Internetseite an die Polizei geschickt werden. Die Beamten wollen dann prüfen, ob auf den Bildern die Frauen oder der mutmaßliche Täter zu sehen sind.
Nach dem tödlichen Angriff in seiner Kommune zeigte sich der Bürgermeister der Gemeinde Schwangau, Stefan Rinke, tief betroffen. «Unser Mitgefühl gilt den Opfern und ihren Familien», sagte er dem Radiosender Antenne Bayern. Eine solche Straftat habe es bisher in Schwangau nicht gegeben. Es handele sich um einen «schockierenden Einzelfall», der sich nicht auf die allgemeine Sicherheitslage in Schwangau auswirke, betonte er.
Schloss Neuschwanstein zählt zu den berühmtesten und meist besuchten Sehenswürdigkeiten Deutschlands. In der Vergangenheit kamen mitunter fast eineinhalb Millionen Besucher pro Jahr zu der Sehenswürdigkeit. Im Sommer würden sich im Durchschnitt täglich mehr als 6000 Besucher durch Räume des Schlosses drängen, berichtet die Bayerische Schlösserverwaltung.