Wie ist es, mit einem römischen Handelsschiff über das Mittelmeer zu segeln? Das haben Forscher mit einem Original-Nachbau getestet - und dabei einiges gelernt.
16.11.2023 - 03:50:58Römerschiff-Nachbau: Auch bei starkem Wind stabil
Mehrwöchige Testfahrten mit einem nachgebauten römischen Handelsschiff auf dem Mittelmeer haben den Forschern neue Erkenntnisse gebracht. «Wir haben gelernt, dass dieses Schiff absolut seetauglich ist und auch bei hohem Wellengang und starkem Wind stabil zu fahren ist», sagte der Leiter des Projekts, Christoph Schäfer, der Deutschen Presse-Agentur in Trier.
Bei den teils «sehr anstrengenden» Touren in der Bucht von Cannes in Südfrankreich habe das Team «noch eine Menge Respekt dazu gewonnen vor den Römern als Seefahrern». Eine weitere Erkenntnis sei, dass man die bisher angenommene Ladekapazität des Schiffes «nach unten korrigieren» müsse. Bisher war man von 30 Tonnen ausgegangen.
Vorlage war ein gesunkenes Schiff
Das von Trierer Wissenschaftlern originalgetreu nachgebaute Schiff mit Namen «Bissula» ist inzwischen wieder auf dem Rückweg in den Heimathafen nach Trier. Per Transporter war es zunächst über Land bis nach Dillingen an die Saar transportiert und dort wieder ins Wasser gesetzt worden. Derzeit liege es oberhalb der Schleuse von Rehlingen, sagte Schäfer. Voraussichtlich nächste Woche werde die «Bissula» über die Saar zurück nach Trier an der Mosel fahren.
Bei den Messfahrten auf dem Mittelmeer wollten die Wissenschaftler Daten zur Leistungsfähigkeit des 16 Meter langen und 5 Meter breiten Schiffes sammeln. Die Daten würden nun in den nächsten Wochen und Monaten ausgewertet, sagte Althistoriker Schäfer von der Universität Trier.
Trierer Wissenschaftler hatten den Segelfrachter von 2017 bis 2019 mit Studenten und Handwerkern in Trier originalgetreu nachgebaut. Vorlage des Schiffes war ein an der französischen Küste bei Marseille gesunkenes Schiff aus dem 3. Jahrhundert. Das Wrack war in den 1980er-Jahren entdeckt worden. Schäfer sagte, das Schiff habe damals auch Wein in Amphoren transportiert. Zuvor war «Bissula» bereits auf der Mosel etliche dutzende Male zu Testfahrten unterwegs gewesen.