Vier Jahre nach einem Großbrand mit fast 1000 Hektar auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Lübtheen im Südwesten Mecklenburg-Vorpommerns brennt es dort wieder.
13.06.2023 - 23:09:02Waldbrände in MV - Landrat «ein bisschen optimistisch». Zuletzt gelang die Eindämmung des Feuers.
Im Südwesten Mecklenburg-Vorpommerns ist nach Aussage des zuständigen Landrats Stefan Sternberg (SPD) die Eindämmung der auf munitionsbelastetem Gelände herrschenden Waldbrände gelungen. Die Einsatzkräfte hätten geschafft, dass «die Flächen nicht unmittelbar größer geworden sind», sagte Sternberg nach einer Lagebesprechung des Einsatzstabes. «Wir sind ein bisschen optimistisch.»
Bei Lübtheen seien weiterhin etwa 100 Hektar und bei Hagenow 45 bis 47 Hektar betroffen - trotz Böen, die laut Sternberg auch am Abend herrschten. «Das zeigt, dass die Maßnahmen, die wir ergriffen haben, also auch Wirkung zeigen.» Dem Landkreis Ludwigslust-Parchim zufolge sollten in der Nacht mehr als 300 Einsatzkräfte gegen die Brände kämpfen.
Auch die Evakuierung eines weiteren Ortsteils von Lübtheen ist vorerst vom Tisch. Das heiße nicht, dass es grundsätzlich eine Entspannung gebe, sagte der Landrat. Vielmehr habe man an den entsprechenden Flanken seine Hausaufgaben gemacht. Nach der Evakuierung der Ortschaft Volzrade drohte zeitweise auch Trebs die Räumung, weil sich das Feuer auf die Ortschaft zubewegt hatte.
Abgebrannte Flächen gleichen «Mondlandschaft»
Der Stab hatte nach früherer Aussage Sternbergs eine bestimmte Stelle festgelegt - hätte das Feuer diese Stelle erreicht, wäre demnach auch Trebs geräumt worden. Beide Ortschaften gehören zur Stadt Lübtheen. Trebs hat nach Angaben von Lübtheens Bürgermeisterin Ute Lindenau (SPD) - wie Volzrade - etwa 160 Einwohner. Über die weiter bestehende Evakuierung Volzrades soll laut Sternberg am Morgen entschieden werden.
Auf den abgebrannten Flächen sehe es aus wie in einer «Mondlandschaft». Die Landschaft erinnere an einen Filmdreh auf einem anderen Planeten, sagte Sternberg.
Der Landrat verwies auf die Bedeutung der Maßnahmen, die nach dem Waldbrand ergriffen wurden, der 2019 bei Lübtheen fast eine Woche lang wütete und knapp 1000 Hektar Wald erfasste. Dazu gehörte etwa die Schaffung von Schneisen, die die Ausbreitung der Flammen verhindern soll. «Das Feuer ist jetzt an den meisten Schneisen direkt angekommen und man merkt im Moment, die Schneisen halten.» Auch die nach 2019 geschaffenen Brunnen seien sehr effektiv. Die Millioneninvestitionen von Land und Bund hätten sich gelohnt. «Sonst wären wir hier in Lübtheen lange, lange, lange jenseits der 100 Hektar.»
Explosionsgefahr alter Granaten
Zahlreiche Kräfte sollten auch die Nacht über im Einsatz bleiben. Mit etwa 60 Kreisregnern werden laut Kreiswehrführer Stefan Geier die Schneisen weiter feucht gehalten. Am Dienstag hatte zudem ein Hubschrauber mit Löschwasser an einer besonders unzugänglichen Stelle unterstützt. Für die Feuerwehrleute gilt ein Sicherheitsabstand zum Feuer von 1000 Metern, wegen der Explosionsgefahr alter Granaten. Ein Bergepanzer der Bundeswehr hatte bei Hagenow Schneisen verbreitert. Mit Blick auf den Dienstag sagte Geier, «ich will nicht sagen, dass ich entspannt bin». Er sei aber mit dem Tagesverlauf zufrieden. Man könne beruhigt in die Nacht gehen.
Sternberg sagte, auch nach 2019 sei es faktisch unmöglich gewesen, die Gegend von jeglicher Munition zu befreien. «Wir werden immer mit einer schwierigen Situation in Lübtheen auf dem Truppenübungsplatz mit diesem Feuer umgehen müssen.» Schon zuvor hatte Sternberg auf Selbstentzündung alter Munition als möglichen Auslöser für die Brände verwiesen. Diese gelange durch Erosion an die Oberfläche.
Am Montagnachmittag waren in kurzer Folge Brände bei Lübtheen und in der Viezer Heide bei Hagenow - rund 30 Kilometer nördlich von Lübtheen - ausgebrochen.
Die Forscherin Kirsten Thonicke vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung hatte kürzlich erklärt, Deutschland habe zuletzt immer wieder mit sehr trockenen Zeiträumen zu kämpfen. Reichlicher Niederschlag Ende dieses Winters habe das Defizit nicht ausgeglichen. «Damit ist dann alles zu trocken, ein Waldbrand kann sich schnell ausbreiten. Wenn dann noch trockene Winde dazukommen, wächst die betroffene Fläche sehr schnell.»