Tausende Einsätze für die Feuerwehren, platt gedrückte Autos, blockierte Bahngleise: Die schweren Unwetter in vielen Teilen Deutschlands haben Spuren hinterlassen.
23.06.2023 - 04:11:19Überflutete Straßen und Gewitter sorgen für unruhige Nacht
Blitze, Sturmböen, überflutete Straßen, vollgelaufene Keller: Über Teilen Deutschlands sind schwere Unwetter hinweggezogen. In Duisburg rettete die Feuerwehr nach eigenen Angaben mehrere Menschen aus Fahrzeugen, die auf überschwemmten Straßen feststeckten. Mehrere Straßen im Stadtgebiet waren wegen Überflutung nicht mehr befahrbar. Allein hier gab es über 400 Einsätze, verletzt wurde laut der Feuerwehr niemand.
Am frühen Morgen warnte der Deutsche Wetterdienst noch vor «teils heftigem, mehrstündigem Starkregen» im Nordwesten Deutschlands und in Mecklenburg mit Regenmengen zwischen 30 und 90 Litern pro Quadratmeter. Im Osten und Südosten könne es noch vereinzelt Gewitter mit Starkregen, Hagel und stürmischen Böen geben.
Bahnstrecken blockiert
Das Unwetter wirkt sich weiter auf den Zugverkehr aus: Die Strecke zwischen Berlin und Hamburg war am Freitagmorgen weiterhin gesperrt, wie eine Sprecherin der Deutschen Bahn sagte. Demnach werden die Züge über Stendal umgeleitet und verspäten sich um etwa eine Stunde. Bundesweit kam es in der Nacht aufgrund von Unwetterschäden zu Verspätungen und Zugausfällen, wie es auf der Internetseite des Unternehmens heißt. Mehrere Strecken in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Hessen wurden gesperrt, hier etwa die Verbindung zwischen Kassel und Göttingen. Für gestrandete Fahrgäste hatte die Deutsche Bahn am Donnerstagabend in mehreren deutschen Städten Züge zum Übernachten zur Verfügung gestellt.
Straßen in Braunschweig stehen unter Wasser
Mehrere Bundesländer im Westen, der Mitte und Nordosten waren von dem Unwetter am Donnerstag betroffen, das bis zum Freitag über Deutschland zog. In den sozialen Netzwerken wurden vielfach Videos und Bilder von überfluteten Straßen und umgestürzten Bäumen geteilt. Hunderte Einsätze zählte allein die Feuerwehr der niedersächsischen Stadt Braunschweig. Videos zeigten, wie Straßen unter Wasser standen und auch Geschäfte geflutet wurden. Straßenbahnen und Autos steckten fest. Ähnliche Aufnahmen gab es auch aus der hessischen Stadt Kassel.
Feuerwehr rettet Menschen aus Auto
Der Feuerwehr brachte die Wetterlage viele Einsätze. So mussten etwa vollgelaufene Keller leer gepumpt werden. Im Kreis Neuwied in Rheinland-Pfalz stürzte ein Baum auf ein fahrendes Auto. «Bei einem anderen Einsatz mussten Personen aus ihrem Pkw in einer vollgelaufenen Unterführung gerettet werden», teilte der Brand- und Katastrophenschutz des Landkreises mit. Im Frankfurter Vorort Sindlingen wurden mehrere Autos durch umgestürzte Bäume schwer beschädigt. «Die Leute haben ein Riesenglück gehabt», sagte ein Feuerwehrsprecher angesichts der regelrecht platt gedrückten Fahrzeuge in einem Wohngebiet. Zahlreiche Bäume stürzten auch in Hattersheim am Main auf Häuser und Autos, laut Feuerwehr bestand hier Tornado-Verdacht. Die Einsatzkräfte rückten zu 94 Einsätzen aus.
Im Landkreis Harz gab es durch das Unwetter zahlreiche vollgelaufene Keller. In Havelberg bei Stendal schlug ein Blitz in ein Haus ein und setzte den Dachstuhl in Brand, wie die Polizei mitteilte. Der Schaden beträgt rund 50.000 Euro. Die Berliner Feuerwehr rief den «Ausnahmezustand Wetter» aus.
Abgesagte Events
Vielerorts wurden auch Veranstaltungen im Freien abgesagt - etwa der Abendmarkt in Radolfzell am Bodensee und die Warm-up-Party des Full-Force-Festival bei Gräfenhainichen in Sachsen-Anhalt. Die Sicherheit habe höchste Priorität, hieß es in einer Mitteilung. «Bitte macht eure Zeltplätze sturmsicher, sichert lose Gegenstände oder baut sie wieder zurück und baut bitte keine weiteren Pavillons mehr auf.» Zudem wurde ein Konzert des britischen Sängers Sting im niedersächsischen Lingen gecancelt.
Wie geht es weiter mit dem Wetter?
Blitz und Donner sorgten mancherorts in der Nacht zum Freitag für einen unruhigen Schlaf. Entwarnung gab der DWD aber auch für Freitag noch nicht - wenngleich die Unwetter langsam abziehen. Für den Nordwesten Deutschlands und Mecklenburg warnte der Wetterdienst am Freitagmorgen vor «teils heftigem, mehrstündigem Starkregen» mit Regenmengen zwischen 30 und 90 Litern pro Quadratmeter.
Das Tief wandere im Tagesverlauf langsam nach Polen, wobei die schwülwarme Luft durch kühlere ersetzt wird. Der Regen zieht dann ab nachmittags und abends allmählich ebenfalls ostwärts ab. In der Nacht zum Samstag seien dann «wahrscheinlich keine Warnungen mehr erforderlich».
Gebuchte Bahnreisen können verschoben werden
Wer für Freitag ein Bahnticket gebucht habe, könne die Fahrt auf einen späteren Termin verschieben, teilte die Bahn mit. «Die Zugbindung ist aufgehoben. Das Ticket gilt dabei für die Fahrt zum ursprünglichen Zielort, auch mit einer geänderten Streckenführung. Sitzplatzreservierungen können kostenfrei storniert werden.»