Schwere Unwetter fegen über Teile Deutschlands hinweg.
30.06.2024 - 03:37:19Schwere Gewitter wüten über Deutschland. Der Wind bläst teilweise fast in Orkanstärke, Regen fällt in Massen vom Himmel. Das bekamen auch zehntausende Fußballfans zu spüren.
In der Nacht zum Sonntag hat es in weiten Teilen Deutschlands heftig gekracht und geblitzt. Besonders im Westen und Südwesten stürzten bei den schweren Gewittern Wassermassen und Hagelkörner vom Himmel. Der Wind fegte mit Geschwindigkeiten von bis zu 100 Kilometern pro Stunde übers Land, das sei fast Orkanstärke (103 km/h), teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) mit.
Am Sonntagmorgen hob der DWD alle bestehenden Unwetterwarnungen vor schweren Gewittern in Deutschland auf. Die Meteorologen warnten jedoch weiterhin vor starken Gewittern in Nord- und Ostdeutschland. Lokal eng begrenzt könnten zudem in der Nordosthälfte Deutschlands einzelne schwere Gewitter mit heftigem Starkregen bis in den Vormittag nicht ausgeschlossen werden, hieß es.
Nur vereinzelt schwere Sturmböen
Die schweren Gewitter in der Nacht sind nicht ganz so heftig ausgefallen wie prognostiziert. Es habe doch «nur ganz vereinzelt schwere Sturmböen und orkanartige Böen gegeben», sagte ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Offenbach. Diese seien vor allem in Rheinland-Pfalz und in Hessen lokal aufgetreten. «Wir dachten aufgrund von Modellen, dass das bisschen flächiger auftritt, aber das ist tatsächlich nicht passiert.»
Die stärkste Böe sei in Frankenberg in Hessen mit 107 Kilometern pro Stunde gemessen worden. «Ansonsten blieb es in der Regel unter 100 km/h», sagte er. Das große Gewitter, das aus vielen einzelnen Gewitterzellen bestand, sei in der Nacht vor allem über das Saarland, Rheinland-Pfalz, Teile Hessens und Westfalens gezogen.
Teilweise habe es heftigen Starkregen gegeben: Gebietsweise seien Mengen zwischen 30 und 40 Liter pro Quadratmeter in kurzer Zeit gefallen. Punktuell seien auch 50 bis 60 Liter niedergegangen, sagte er.
Fußballfans mussten stark sein
In Dortmund wurde das Achtelfinalspiel der Fußball-Europameisterschaft zwischen Deutschland und Dänemark am Samstagabend wegen des Gewitters zeitweise unterbrochen. Über dem Stadion waren mächtige Blitze zu sehen, Hagel und Starkregen fielen auf den Platz. Vom Dach des Dortmunder Stadions prasselten wahre Sturzbäche auf die vordersten Zuschauerreihen. Nach einer rund 25-minütigen Zwangspause ging das Spiel weiter.
Die Public-Viewing-Veranstaltungen in Dortmund wurden vorzeitig abgebrochen, zu groß sei die Gefahr durch das Gewitter für die Fans, hieß es zur Begründung. In Frankfurt am Main war bereits im Vorfeld die Fanmeile gesperrt worden.
Am Dortmunder Hauptbahnhof sorgte das Unwetter ebenfalls für Probleme. Auf der Bahnstrecke zwischen Dortmund und Hamm waren am Abend nach Angaben der Bundespolizei Blitze eingeschlagen. Menschen seien zwar nicht verletzt worden, es kam jedoch zu einer kurzzeitigen Sperrung der Strecke. Diese wurde nach einer Prüfung wieder freigegeben. Am Hauptbahnhof kam es nicht zu größeren Schäden.
In Oberhausen schlug ein Blitz in das Dach eines Wohnhauses ein und löste so einen Brand aus. Das Feuer konnte gelöscht werden, doch die Anwohner konnten vorerst nicht zurück in ihr Haus, wie die Feuerwehr mitteilte.
Verschiedene Veranstaltungen ins Wasser gefallen
Die Konzertveranstaltung SWR3 Rheinland-Pfalz Open Air in Mainz musste am Abend aufgrund des Unwetters ebenfalls abgebrochen werden. Bis zu diesem Zeitpunkt waren knapp 10.000 Menschen zum Veranstaltungsort an der Großen Bleiche in Mainz gekommen. Rund um die Stadt ebenso wie im benachbarten Wiesbaden und im Saarland musste die Feuerwehr wegen des Unwetters häufiger ausrücken. Größere Schäden waren zunächst jedoch nicht bekannt.
Seltenes Wetterereignis
Auch wenn sich Starkregen häuft: Eine sogenannte Schwergewitterlage wie diese Nacht kommt nach Angaben eines Meteorologen DWD nur «ein- bis zweimal im Jahr in Deutschland vor». Über die Nacht hinweg zog das Unwetter weiter Richtung Nordosten.
In den besonders stark betroffenen Gebieten rechnete der DWD mit bis zu 40 Liter Regenwasser pro Quadratmeter in kurzer Zeit, teilweise sogar 50 bis 80 Liter in wenigen Stunden.
DWD: Sehr hohe Blitzaktivität
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat während des Gewitters in der Nacht zum Sonntag eine hohe Zahl an Blitzen verzeichnet. Bundesweit sei von über 100.000 Blitzen in der Nacht auszugehen, sagte DWD-Meteorologe Nico Bauer. «Die Blitzaktivität war sehr, sehr hoch.» Eine exakte Gesamtzahl lag am Sonntag nicht vor. Um Mitternacht herum zählten die Meteorologen 22.000 Blitze pro halbe Stunde, hieß es. Der Schwerpunkt lag dabei in Rheinland-Pfalz und dem Saarland, wo knapp 17.000 Blitze pro halbe Stunde verzeichnet worden seien. Die Gewittersysteme sorgten mit einer sehr energiehaltigen Luftmasse bis in die Nacht hinein für eine hohe Blitzaktivität, hieß es.
Neue Woche wird wechselhaft und kühl
Zu Beginn der neuen Woche erwarten Meteorologen wechselhaftes und deutlich kühleres Wetter in Deutschland. «Die Temperaturen erreichen nur noch in den Niederungen knapp über 20 Grad», sagte Nico Bauer, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst (DWD). «Immer wieder kommt es zu Schauern, vereinzelt ist auch Blitz und Donner mit von der Partie.» Bundesweit werde es wechselhaft, zeitweise auch windig.
Am Montag ist im Nordwesten mit maximal 23 Grad zu rechnen, im Osten mit bis zu 23 Grad. Es wird wechselnd bis stark bewölkt. Auch am Dienstag und am Mittwoch geht es laut DWD grau und mit unbeständigem Wetter weiter. Die erwarteten Höchsttemperaturen liegen zwischen 18 und 23 Grad. Im höheren Bergland steigt das Thermometer teils nur auf etwa 15 Grad an. «Zudem weht an beiden Tagen ein lebhafter Westwind, der für ein leicht herbstlich anmutendes Gefühl sorgt», sagte Bauer.
So soll es bis zum kommenden Wochenende weitergehen. «Erst ab dem Wochenende deutet sich nach jetzigem Stand eine allmähliche Erwärmung an», sagte der Meteorologe zur aktuellen Vorhersage.