Schwere Stürme ziehen über Frankreich und Großbritannien.
02.11.2023 - 04:30:39Orkantief über Westeuropa: Überflutung und Sturmböen drohen. Es gibt heftige Böen und Starkregen. Auch in weiteren Ländern wird das Orkantief zu spüren sein - in Deutschland allerdings deutlich schwächer.
Das von schweren Stürmen begleitete Orkantief «Ciaràn» hat den Nordwesten Frankreichs getroffen. Umgestürzte Bäume blockierten Straßen und Bahnstrecken. Hunderte Feuerwehrleute waren im Einsatz. Aus Vorsorge evakuierten einzelne Orte Bereiche unmittelbar an der Küste. Vor dem Departement Finistère wurde eine 21 Meter hohe Sturmwelle gemessen.
1,2 Millionen Haushalte in Frankreich sind wegen ohne Strom. Techniker seien damit beschäftigt, die Versorgung wieder herzustellen, teilte Energiewendeministerin Agnès Pannier-Runacher mit. 780.000 der betroffenen Haushalte befinden sich in der Bretagne, wie der Stromversorger Enedis mitteilte. 3000 Techniker seien im Einsatz.
Erstes Todesopfer
Unterdessen wurde ein erstes Todesopfer durch den Sturm in Frankreich bekannt: Ein Lastwagenfahrer kam in der Nacht ums Leben, als sein Fahrzeug von einem umstürzenden Baum getroffen wurde, wie Transportminister Clément Beaune dem Sender France Info sagte. Obwohl das Unwetter sich in Teilen des Landes bereits abschwäche, sollten die Menschen vorsichtig sein und Fahrverbote in den Regionen beachten, erklärte er. Mindestens zwei Menschen - ein Feuerwehrmann und ein Autofahrer, dessen Wagen ebenfalls von einem Baum getroffen wurde - wurden leicht verletzt.
An der Atlantikküste, der Nordküste sowie der östlichen Mittelmeerküste gilt bis zum Abend Überschwemmungsgefahr durch Sturmwellen. Die Behörden warnen eindringlich vor dem Unwetter. Gemeinden hatten noch am Mittwoch Dämme verstärkt und zusätzliche Barrikaden nahe der Küste errichtet.
Orkantief trifft auf Südwestengland und Kanalinseln
Das Orkantief, das in Großbritannien «Emir» heißt, traf in der Nacht zum Donnerstag auch auf den Südwesten Englands und die Kanalinseln. Auf der Insel Jersey wurden der Polizei zufolge Windgeschwindigkeiten von bis zu 164 Stundenkilometer gemessen. «Bitte bleiben sie drinnen. Es ist sehr gefährlich da draußen», so eine Mitteilung der Jersey Police. Etwa 40 Menschen seien wegen Sturmschäden über Nacht aus ihren Häusern evakuiert worden, teilte die Polizei mit. Medien berichteten von abgedeckten Dächern und umgestürzten Bäumen. Der Flugverkehr von und nach Jersey wurde einem Bericht der BBC zufolge eingestellt. Schulen blieben geschlossen.
Auch an der Südküste Englands gibt es starke Einschränkungen durch den Sturm. Hunderte Schulen in den Grafschaften Cornwall und Devon blieben geschlossen. Berichten zufolge waren 6000 Haushalte in Devon ohne Strom. Erwartet wurde, dass das Orkantief im Laufe des Tages weitere Schäden entlang englischen Südostküste anrichten wird. Mehrere Bahnbetreiber im Großraum London riefen die Menschen auf, nur wirklich notwendige Reisen anzutreten.
Verkehr eingeschränkt
In Frankreich wurde der Zugverkehr in den Regionen Bretagne, Normandie, Pays de Loire, Hauts de France und Centre Val de Loire für Donnerstag weitgehend eingestellt. In drei besonders stark betroffenen Départements rief Verkehrsminister Beaune dazu auf, das Auto nicht zu benutzen. Auch Lastwagen durften zunächst nicht fahren. Teils sollen herabgesenkte Maximalgeschwindigkeiten im Straßenverkehr gelten. Gemeinden hatten noch am Mittwoch Dämme verstärkt und zusätzliche Barrikaden nahe der Küste errichtet.
Am Flughafen Nantes konnten Flüge wegen der Wetterlage nicht landen und wurden Richtung Süden nach Toulouse umgeleitet.
Tief dürfte heute Niederlande und Belgien erreichen
Auch andere Länder dürften das Tief am Donnerstag zu spüren bekommen. In großen Teilen der Niederlande wurde vor dem Sturm gewarnt. Das Meteorologische Institut rechnet für den Donnerstag vor allem an den Küsten mit Böen von bis zu 110 Kilometer pro Stunde. Der Automobilclub ANWB appellierte an die Menschen, am Donnerstag möglichst zu Hause zu arbeiten. Wegen des starken Windes und schwerer Regenfälle würden extrem lange Staus erwartet.
Wegen des sich nähernden Sturmes «Ciarán» sind in den Niederlanden hunderte Flüge annulliert worden. Das teilte ein Sprecher des Amsterdamer Flughafens Schiphol mit. Passagiere müssten sich auch auf Verspätungen einstellen. Auch andere Flughäfen meldeten Annullierungen. Wegen der erwarteten heftigen Sturmböen wurde auch die Schifffahrt von der Nordsee auf die Westerschelde im Südwesten des Landes gestoppt. Auch können einige Fähren zu Wattenmeerinseln nicht fahren.
In Belgien sollen Parks und andere bewaldete Flächen an manchen Orten vorsichtshalber geschlossen bleiben. Nach Angaben der Bahn wird am Donnerstag zwischen Frankreich und Belgien kein Zug verkehren. Den Angaben nach sollen zudem zwischen der Stadt Brügge und der Nordseeküste keine Züge fahren, für andere Züge gelte eine Geschwindigkeitsbegrenzung. Nach Vorhersagen des Königlich Meteorologischen Instituts werden in Belgien Windböen zwischen 80 bis 90 km/h im Osten des Landes und 100 bis 110 km/h im Westen erwartet.
Ostfriesland und Helgoland betroffen
Deutschland soll von dem Tief auch etwas zu spüren bekommen, aber nur sehr abgeschwächt. Der Deutsche Wetterdienst gab am frühen Morgen eine Sturm- und Unwetterwarnung für die deutsche Nord- und Ostseeküste heraus. Bis zum Mittag werden demnach Sturmböen von bis zu 90 Kilometern pro Stunde erwartet.
An der Nordsee seien inbesondere Ostfriesland und Helgoland betroffen. An der Ostsee soll es mehrheitlich bei Starkwind bleiben, aber von Flensburg bis Fehmarn und auf Rügen sei mit stärkeren Windböen zu rechnen. Begleitet wird der Starkwind von dichter Bewölkung und Regenschauern bei Temperaturen zwischen 11 und 14 Grad. Zum Wochenende hin soll der Wind leicht abnehmen, es bleibt aber größtenteils stürmisch und regnerisch.