In Süddeutschland sind Nothelfer im Einsatz gegen das Hochwasser.
02.06.2024 - 14:21:57Hochwasserlage in Bayern spitzt sich zu. Ein Einsatz endet tragisch. In Baden-Württemberg entgleiste ein ICE.
Die Hochwasserlage in Teilen Bayerns spitzt sich zu, während die ersten Einsatzkräfte in Baden-Württemberg vorsichtig aufatmen. Im oberbayerischen Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm droht ein weiterer Dammbruch. Dieser schützte die Gemeinde Baar-Ebenhausen am Fluss Paar, einem Nebenfluss der Donau, sagte ein Sprecher des Landratsamtes - das Ausmaß ist noch unklar.
Unterdessen ist nun auch die Bundeswehr im Hochwassereinsatz. Im Landkreis Dillingen a.d. Donau unterstützen nach Angaben der dortigen Behörden rund 70 Soldaten beim Befüllen von Sandsäcken. Für den Nachmittag wird mit neuem Regen gerechnet.
Autobahn teilweise gesperrt
Die Wassermassen könnten im Landkreis Pfaffenhofeen an der Ilm einen weiteren Damm an dem Fluss Paar - ein Nebenfluss der Donau - brechen lassen, nun im Bereich von Manching, teilte das Landratsamt mit. Die Autobahn 9 in Oberbayern ist nach einem Dammbruch teilweise gesperrt worden. Betroffen ist laut Autobahn GmbH zum einen der Abschnitt zwischen Ingolstadt-Süd und Langenbruck in beiden Fahrtrichtungen. Zudem sei der Abschnitt zwischen Pfaffenhofen und dem Autobahnkreuz Neufahrn erheblich eingeschränkt. Es werde empfohlen, den gesamten Bereich großräumig zu umfahren. Weitere Einschränkungen durch Überflutungen gab es zudem auf der A8 in Fahrtrichtung München im Bereich von Sulzemoos.
Grund für die Einschränkungen ist nach Angaben der Polizei, dass Fahrbahnen teilweise überspült wurden. Auch für die Polizei sei ein Hochwasser dieses Ausmaßes in diesem Bereich neu, sagte ein Sprecher. Es gebe zudem Stromausfälle. Betroffen sei eine erhebliche Anzahl von Menschen. Es werde versucht, das Problem zu lösen.
Das Landratsamt hatte die Bewohner der Orte Reichertshofen, Baar-Ebenhausen und Manching gebeten, umgehend das Erdgeschoss in ihren Häusern und Wohnungen zu verlassen und sich in höhere Stockwerke zu begeben.
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hat zudem eine Warnmeldung «Extreme Gefahr» für die Orte Rottmannshart, Westenhausen, Lindach, Ernsgaden, Irsching und Knodorf herausgegeben.
Nach den Worten von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sind landesweit rund 40.000 Einsatzkräfte unterwegs. «Das Wichtigste wird jetzt sein in den nächsten Stunden, die Ablösungen gut zu organisieren.» Es müssten diejenigen abgelöst werden, die schon sehr lange im Einsatz seien, sagte Söder. «Denn je länger du ohne Ablöse im Einsatz bist, desto eher besteht die Gefahr, dass irgendein Fehler passiert, dass Ermüdung passiert. Im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm war zuvor ein Feuerwehrmann ums Leben gekommen.
Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck machte sich ein Bild von der Hochwasserlage und würdigte den Einsatz der Helfer. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz dankte den Zehntausenden Haupt- und Ehrenamtlichen. Seit Freitag hat es mancherorts ununterbrochen geregnet.
ICE-Waggons entgleist
Die nach einem Erdrutsch gesperrte Bahnstrecke bei Schwäbisch Gmünd ist eingleisig wieder befahrbar. Es seien aber nur geringe Geschwindigkeiten möglich, sagte eine Bahnsprecherin Auf dem Abschnitt war Abend ein ICE mit 185 Passagieren entgleist. Schwäbisch Gmünd liegt etwa 50 Kilometer östlich von Stuttgart.
Die Aufräumarbeiten laufen, wie die Sprecherin erklärte. Der ICE sei wieder auf die Gleise gestellt worden und warte darauf, abgeschleppt zu werden. Wie lange die Sperrung andauert, ist unklar.
Generell sollten Bahnreisende wegen des Unwetters in Süddeutschland weiter mit Zugausfällen und Verspätungen rechnen. Wie eine Bahnsprecherin sagte, sind mehrere Strecken betroffen. Nach einer Auflistung auf der Internetseite des Unternehmens kommt es zum Beispiel zu Ausfällen auf den Strecken München-Nürnberg-Berlin, Stuttgart-Mannheim-Frankfurt, München-Lindau-Bregenz-Zürich, Karlsruhe-Stuttgart-Crailsheim-Nürnberg und Augsburg-Kempten-Oberstdorf. Zwischen Stuttgart und München war nach Unternehmensangaben vom Morgen kein Fernverkehr möglich.
«Wir raten von Reisen in die betroffenen Hochwassergebiete in Bayern und Baden-Württemberg ab», teilte die Bahn mit. In den noch fahrenden Zügen kann es demnach sehr voll sein. Wer seine Reise aufgrund der Unwetterschäden verschieben möchte, könne seine Fahrkarte zu einem späteren Zeitpunkt nutzen, hieß es. Die Zugbindung sei aufgehoben.
Neue Schauer erwartet
Dabei ist mitunter innerhalb von 24 Stunden mehr Regen fallen lassen, als im Durchschnitt in einem Monat erwartet wird. In Kißlegg in Baden-Württemberg seien am Freitag 130 Liter auf den Quadratmeter an einem Tag gefallen, teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach mit. Im Schnitt würden dort in einem Monat 118 Liter erwartet. In Bad Wörishofen in Bayern seien es bei dem Starkregen 129 Liter binnen 24 Stunden gewesen, der Schnitt liege bei 101 Litern im Monat. Das seien im Schnitt in der Unwetterregion im Süden alles Monatswerte, was innerhalb eines Tages an Niederschlag gefallen sei.
Für den Nachmittag wird erneut Regen erwartet. Laut DWD sind südlich des Mains bis zur Donau erneut heftige Gewitter mit Niederschlagsmengen von bis 25 Litern pro Quadratmeter in kurzer Zeit möglich. Örtlich könnten es in kurzer Zeit bei Unwettern auch bis zu 40 Liter werden. Am Abend ziehen die Unwetter Richtung Süden und es gebe im Alpenvorland kräftige Gewitter und Starkregen. Immerhin ist in fast allen betroffenen Regionen ab Dienstag mit einer Entspannung der Wetterlage zu rechnen.