Hubschrauber und Drohnen sind in der Luft, Polizisten und Feuerwehrleute suchen Straßen und Wälder ab.
21.07.2023 - 06:53:57Spurensucher sollen mutmaßliche Löwin finden. Der aufwendige Einsatz gilt einem Tier.
Die Suche nach einer freilaufenden Raubkatze in Berlin und Brandenburg wird heute intensiviert. Die Polizei geht weiter Hinweisen auf mögliche Sichtungen südwestlich von Berlin nach. Bei Kleinmachnow machten sich der Gemeindejäger und Polizisten auf den Weg in den Wald, wie ein dpa-Reporter berichtete. Ein Sprecher der brandenburgischen Polizeidirektion West sagte auf die Frage, ob es eine konkrete Sichtung gebe, nur: «Es gibt verschiedene Bürgerhinweise, denen wir nachgehen.»
Zudem durforsten professionelle Tierspurensucher den Wald, wie der Bürgermeister von Kleinmachnow, Michael Grubert (SPD), im RBB sagte.
Unter anderem in seiner Gemeinde soll das Tier - mutmaßlich eine Löwin - gesichtet worden sein. «Es kann nicht tagelang so weiter gehen», sagt Grubert mit Blick auf den Großeinsatz der Polizei.
Wie die Polizei Berlin mitteilt, sind derzeit rund 100 Einsatzkräfte mit der Suche beschäftigt. In der Nacht ergaben sich demnach keine neuen Erkenntnisse zum Aufenthaltsort. Auch Hinweise auf Löwengebrüll in Berlin-Zehlendorf bestätigten sich nicht.
Unterdessen hat die Polizei einen privaten Tierhalter überprüft. Das Tier, das diese Person halte, sei noch da, sagte der Sprecher der Polizeidirektion West, Daniel Keip. Nähere Angaben etwa auch, wo das Tier gehalten werde, wollte er nicht machen.
Das Landesamt für Umwelt teilte mit, im Tierbestandsverzeichnis seien 23 Löwen aus drei Zirkusunternehmen, zwei Zoos und einer privaten Haltung in Brandenburg erfasst. Der Polizei seien die Kontaktdaten übermittelt worden.
Einwohnerinnen und Einwohner zu Wachsamkeit aufgerufen
Die Warnung erreichte die Bevölkerung südlich von Berlin in der Nacht zum Donnerstag: Eine freilaufende Raubkatze soll in Kleinmachnow in Brandenburg gesichtet worden sein. Ein nur wenige Sekunden langes Handyvideo eines Zeugen zeigt ein Tier dort zwischen Büschen und Bäumen umherschleichen. Das Video schätzen die Ermittlungsbehörden als echt ein. In der Nacht hätten auch Polizisten die Raubkatze «gesichert» gesehen, sagte eine Behördensprecherin.
Weitere mögliche Sichtungen gab es am Nachmittag und Abend auf Berliner Stadtgebiet, nahe der südlichen Grenze zu Brandenburg. Die Berliner Polizei konzentrierte darum ihre Suche auf den Bereich in Zehlendorf rund um den langen Königsweg. Auch Potsdam rief Einwohnerinnen und Einwohner zu Wachsamkeit auf: «Augen auf! Potsdam ist nicht weit entfernt», teilte die Stadt auf Twitter mit.
Zunächst fehlte jedoch jede Spur: Weder Blut noch Kot oder Pfotenabdrücke deuteten auf die Präsenz des Tieres in der Region hin. Aus Sicht des Veterinärmediziners Achim Gruber von der Freien Universität Berlin bleiben nicht zuletzt deswegen Zweifel, ob es sich wirklich um eine Löwin handelt. «Ich halte es für möglich, dass das eine Löwin ist, bin aber nicht davon überzeugt», sagte Gruber im RBB-Spezial. Er setze auf die Jagdhunde, die nach dem Tier suchten. Wenn diese keine Spuren fänden, sei dies «ein starkes Puzzlestück» gegen die Hypothese, dass man es mit einer Löwin zu tun habe.
Wildtierexperte erkennt nur zwei Wildschweine
Auch Berlins Wildtierexperte Derk Ehlert ist skeptisch, ob tatsächlich eine Raubkatze frei durch Berlin und Brandenburg läuft. Er könne auf dem bekannten Video nur zwei Wildschweine erkennen, die von links nach rechts laufen, sagt er im RBB-Inforadio. «Ich glaube aber natürlich den Zeugen, den Kollegen von der Polizei in Berlin, die ein derartiges Tier auch real gesehen haben», so Ehlert. Dennoch mache es ihn stutzig, dass bisher keine Spuren gefunden werden konnten.
«Grundsätzlich kann ein Löwe nicht einfach weg sein, auch so eine Löwin nicht. Sie hinterlässt Spuren», sagt der Wildtierexperte. «Es ist schon sehr auffällig, dass an der Stelle, wo das Tier gesehen und gefilmt wurde, nicht mal ein Trittsiegel zu sehen ist.» Dennoch könne es sein, dass das Tier in Berlin und Brandenburg rumläuft.
Und falls es tatsächlich eine Löwin ist, dann bleibt die Frage: Woher kommt sie? Aus den Zoos, Tierparks und Zirkussen dieser Region jedenfalls nicht, wie die Polizei in der Nacht herausfand. Dort vermisste niemand eine Großkatze. Private Halter sind laut Bürgermeister Grubert in Kleinmachnow nicht bekannt.