Moselort, Kröv

Großes Unglück in einem kleinen Ort in Rheinland-Pfalz: Ein Hotel stürzt ein, zwei Menschen sterben, mehrere werden verletzt.

07.08.2024 - 14:35:22

Moselort Kröv nach Hotel-Einsturz unter Schock - zwei Tote. Bei der Rettungsaktion gibt es aber auch ein kleines Wunder.

  • Der erste Gedanke von Helfern: «Wir dachten anfangs, alle sind tot.» - Foto: Florian Blaes/dpa

    Florian Blaes/dpa

  • Der rheinland-pfälzische Innenministers Michael Ebling (SPD) spricht von einem herausfordernden Einsatz. - Foto: Harald Tittel/dpa

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  • Der stundenlange und emotionale Einsatz verlangt den Helfern viel ab. - Foto: Thomas Frey/dpa

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  • Einsatzleiter Jörg Teusch (mit gelber Weste) gab tiefe Einblicke in seine Gefühlswelt.  - Foto: Birgit Reichert/dpa

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  • Kurz bevor die letzte lebende Person gerettet wurde, stüzten Kräfte das Gebäude nochmal mit Holzbalken. - Foto: Laszlo Pinter/dpa

    Laszlo Pinter/dpa

Der erste Gedanke von Helfern: «Wir dachten anfangs, alle sind tot.» - Foto: Florian Blaes/dpaDer rheinland-pfälzische Innenministers Michael Ebling (SPD) spricht von einem herausfordernden Einsatz. - Foto: Harald Tittel/dpaDer stundenlange und emotionale Einsatz verlangt den Helfern viel ab. - Foto: Thomas Frey/dpaEinsatzleiter Jörg Teusch (mit gelber Weste) gab tiefe Einblicke in seine Gefühlswelt.  - Foto: Birgit Reichert/dpaKurz bevor die letzte lebende Person gerettet wurde, stüzten Kräfte das Gebäude nochmal mit Holzbalken. - Foto: Laszlo Pinter/dpa

Es ist ein schlimmer Anblick. Das kleine Hotel in Kröv an der Mosel ist regelrecht in sich zusammengesackt. Eine Etage ist verschwunden, Fenster, Balken und Giebel sind verschoben. Etliche Urlaubsgäste befanden sich zum Zeitpunkt des Unglücks am späten Dienstagabend in dem Hotel. Nach einer stundenlangen Rettungsaktion dann die traurige Nachricht: Eine Frau und ein Mann sind in den Trümmern getötet worden. Eine Überlebende harrt fast 24 Stunden unter den Trümmern aus.

«Wir hatten alle Tränen in den Augen»

Bei der Rettungsaktion gibt auch ein kleines Wunder um eine Familie: Unter den sieben teils Schwerverletzten werden vier bereits am Morgen gerettet - unter ihnen auch ein zweijähriges Kind. Als es nach Stunden des Bangens in einem Kinderschlafsack aus dem Haus getragen wird, werden viele vor Ort emotional. «Ich habe mich noch nie so gefreut, ein fremdes Kind zu sehen. Wir hatten alle Tränen in den Augen», sagte der Brand- und Katastrophenschutzinspekteur des Kreises Bernkastel-Wittlich, Jörg Teusch. 

Zu den Geretteten gehört auch die Mutter des kleinen Kindes. Der Vater war zunächst noch eingeklemmt und schwerer verletzt. Er wurde schließlich gegen Mittag aus den Trümmern geholt. Vorher hatte Einsatzleiter Teusch noch gesagt: «Wenn wir das schaffen, die Familie am heutigen Tag wieder zusammenzuführen, ist das Balsam auf die Seele.» Die Familie stammt aus den Niederlanden. Am späten Nachmittag wurde auch das erste von zwei Todesopfern geborgen - dabei handelte es sich um eine 1961 geborene Frau, wie eine Polizeisprecherin sagte.

Immer wieder liefen Helfer auf dem Platz vor dem Gebäude hin und her, einige von ihnen waren bis zur Hüfte mit Staub bedeckt. Am Abend folgte die erlösende Nachricht: Auch die letzte noch lebende Person im Gebäude ist gerettet. Unter Applaus wird die Frau am späten Abend aus dem hell erleuchteten Gebäude getragen. 

Zuvor hatten die Einsatzkräfte nach Angaben der Polizei schweres Gerät einer Spezialfirma eingesetzt, um zu der Frau zu gelangen. Sie hatten nach Polizeiangaben «Sprechkontakt» zu ihr und konnten sie mit Flüssigkeit versorgen. Die letzte Überlebende verharrte fast 24 Stunden unter den Trümmern. Nach Angaben eines Feuerwehrsprechers sei die Frau in einer gebückten Haltung von Betonplatten eingeklemmt gewesen. Sie habe etwas zu trinken und Essen in Breiform erhalten. Über große orangefarbene Rohre wurde Luft in das Gebäude gepumpt. 

«Wir dachten anfangs, alle sind tot»

Anfangs hatte die Lage schlimmer ausgesehen. «Wir sind davon ausgegangen, alle, die dazwischen liegen, sind tot», sagte Teusch, als noch die ersten Helfer eintrafen. Und doch überlegten einige Menschen in dem Hotel über Stunden, auch dank verbliebener Hohlräume. «Die Räume, die geblieben sind, kann man auch nur als Wunder bezeichnen», sagte Teusch.

Die Rettungsaktion gestaltete sich von Beginn an extrem schwierig, da das Gebäude völlig instabil war und sich anfangs noch etliche Zentimeter bewegte. Die gesamte Gebäudestruktur gleiche einem Kartenhaus, sagte Teusch. «Wenn man dort an einer falschen Karte zieht, dann stürzt dieses Gebäude mit Sicherheit ein.» Für die Rettungskräfte bedeute dies ein großes Risiko - sie müssten vorsichtig sein.

Daher war nach der Rettung der letzten Überlebenden auch zunächst Schluss. Hunde wurden noch einmal durch das Gebäude geschickt, um sicherzugehen, dass niemand übersehen wurden. Der zweite Verstorbene, der sich noch im Hotel befindet, wird in der Nacht nicht mehr geborgen. «Heute Nacht wird auf keinen Fall weiter gemacht, es ist einfach zu gefährlich», sagte die Polizeisprecherin. Nach derzeitigem Stand gehe die Polizei stark davon aus, dass es sich bei dem Toten um den Hotelbesitzer handele. 

Unglücksursache unklar

Nach dem Unglück steht der idyllische Moselort unter Schock. «Ich kann es gar nicht glauben», sagte eine Anwohnerin mit Tränen in den Augen. Und eine andere: «Ich bin einfach nur schockiert.» Der Unglücksort war abgesperrt, Betonteile lagen am Haus.

Zwei Frauen berichteten von dem Moment des Einsturzes: Sie seien im Dachgeschoss des Hotels gewesen: «Es war ein richtig großer Knall. Wie, wenn ein Flugzeug in ein Gebäude kracht», schildert eine der beiden. Das Treppenhaus sei weg gewesen, sie seien über den Balkon gerettet worden. Ihre Freundin war zunächst noch eingeschlossen. Sie war mit ihrem Hund dort, der auch gerettet wurde. 

Die Unglücksursache ist laut Polizei noch völlig unklar. Ein Sachverständiger solle beauftragt werden, teilte der Leitende Trierer Oberstaatsanwalt Peter Fritzen mit. Ermittelt werden könne erst, wenn die Rettungsarbeiten abgeschlossen seien. «Wir müssen da jetzt beginnen, die Tatsachen zusammenzutragen, um uns ein Bild zu machen, ob möglicherweise ein irgendwie geartetes Fremdverschulden vorhanden ist.» Auch Fritzen zeigte sich berührt von dem Unglück, sagte: «Ich bin erschüttert von diesem Schadensereignis - ein Schadensereignis, das mir in meiner dienstlichen Tätigkeit in dieser Form, in dieser Dramatik und mit diesen schwerwiegenden Folgen nicht in Erinnerung ist.»

Insgesamt wurden den Angaben zufolge nach dem Unglück 21 Menschen aus drei Häusern in der Nachbarschaft evakuiert. Im Hotel selbst seien 14 Personen gewesen, von denen fünf schnell gerettet wurden. 

Grundsubstanz des Hotels aus dem 17. Jahrhundert

Kröv liegt an der Mittelmosel im Landkreis Bernkastel-Wittlich in Rheinland-Pfalz. Gerade jetzt zur Sommerzeit sind in der für Weinbau bekannten Region viele Touristen unterwegs. Die Grundsubstanz des teilweise eingestürzten Hotels mitten in der Ortschaft ist laut Teusch wohl aus dem 17. Jahrhundert.

Darauf seien 1980 noch einmal zweieinhalb Geschosse aufgesattelt worden. Dabei sei «eine Grundkonstruktion über Hohlkammerdecken mit entsprechenden Tragkonstruktionen» gebaut worden, auf denen dann alles lag. Gutachten müssten nun zeigen, «ob da irgendwas in der Unterkonstruktion der alten Bausubstanz versagt hat». Fakt sei, dass es am Dienstag noch Bauarbeiten an dem Gebäude gegeben habe. Ob die in einem sachlichen Zusammenhang mit dem Einsturz stehen, würden die Ermittlungen zeigen. 

@ dpa.de