Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, aber die vielen Helfer geben nicht auf, um den vermissten Arian zu finden.
26.04.2024 - 15:23:12Seit Tagen verschwunden: Suche nach Arian geht weiter. Die Bundeswehr schickt zusätzliche Soldaten und die Polizei ändert ihre Suchstrategie.
Seit vier Tagen fehlt jede Spur von Arian, doch die Rettungsmannschaften geben nicht auf: Bei der Suche nach dem Sechsjährigen im Norden Niedersachsens ist die Zahl der Einsatzkräfte am Freitag noch einmal aufgestockt worden. Die Bundeswehr beorderte weitere 150 Soldatinnen und Soldaten nach Bremervörde westlich von Hamburg. Ein Lebenszeichen von dem Kind gab es allerdings bis zum Nachmittag nicht. «Die Hoffnung bei den Einsatzkräften ist noch enorm hoch», sagte Polizeisprecherin Sara Mehnen. «Wir wissen aber, dass die Zeit gegen uns spielt.»
Arian wird seit Montagabend vermisst. Hunderte Einsatzkräfte durchkämmen seit Tagen die Gegend rund um Elm, dem Heimatort des Sechsjährigen. Angesichts der niedrigen Temperaturen der vergangenen Tage ist die Suche zu einem Wettlauf gegen die Zeit geworden. Eine Überwachungskamera hatte den Jungen dabei gefilmt, wie er nach dem Verschwinden aus seinem Elternhaus in Richtung eines angrenzenden Waldes lief. Nach Angaben der Polizei ist Arian Autist und reagiert nicht auf Ansprachen.
Polizei ändert Strategie bei Suche
Polizei, Rettungskräfte, Feuerwehr und die Bundeswehr sind vor Ort. Am Freitag konzentrierte sich der Einsatz auf die Gegend nordwestlich von Elm. Die Suche dort lief auch entlang des Flusses Oste. Groß ist die Sorge, dass der Junge ins Wasser gefallen sein könnte. Zudem waren die Retter abermals in dem Ortsteil. Schuppen und Garagen wurden durchsucht. Die Gemeinde hatte außerdem die für Freitag geplante Müllabfuhr abgesagt.
Zugleich änderte die Polizei ihre Taktik in der Hoffnung, Arian lebend zu finden. «Wir haben wieder neue Suchkorridore eingerichtet und suchen dort, allerdings nicht mit den langen Polizei- oder Personenketten, sondern in kleineren Gruppen», sagte Sprecher Heiner van der Werp. Das Kind ist nur mit einem längeren Pullover, einer Jogginghose und Socken bekleidet.
Die Einsatzkräfte nehmen auch Rohre um den Wohnort des Jungen ins Visier. Ein Spezialist des Technischen Hilfswerks (THW) hatte die Umgebung auf mögliche Verstecke insbesondere an Kanälen und Gräben an Feldern in dem Gebiet geprüft. «Der hat sich hier in diesen Bereichen nochmal die Kanalisation angeschaut, hat geguckt, in welchen Bereichen denn Möglichkeiten wären, dass sich ein Mensch darin verstecken könnte», sagte Polizeisprecherin Sara Mehnen. Kräfte des Technischen Hilfswerks und der Feuerwehr untersuchten diese Orte am Freitagnachmittag.
Bereits in der Nacht zu Freitag habe die Polizei einige Aktionen durchgeführt, um die Aufmerksamkeit des kleinen Jungen zu erregen. So seien mit sogenannten Skybeamern Lichtkegel an den nächtlichen Himmel geworfen worden. «Auf so etwas reagiert der Junge möglicherweise positiv», sagte der Polizeisprecher. Über Lautsprecher seien bis zum frühen Morgen auch Kinderlieder im Suchgebiet abgespielt worden.
Bundeswehr schickt zusätzliche Soldaten
Unterdessen stockte die Bundeswehr ihre Unterstützung auf. Zu den rund 300 Soldatinnen und Soldaten, die sich bereits an der Suche beteiligten, sollten am Freitag weitere 150 Soldaten des Objektschutzregiments der Luftwaffe aus Friesland ausrücken, wie eine Sprecherin des Landeskommandos in Niedersachsen sagte. Sie sind etwa mit Nachtsichtgeräten und Wärmebildkameras für die Suche in der Nacht ausgerüstet.
Die Bundeswehr hatte sich schon in den vergangenen Tagen an der Suche beteiligt - etwa mit einem Tornado-Flugzeug, das Aufnahmen mit einer Wärmebildkamera erstellte. Auch Drohnen und ein Hubschrauber waren in der Luft.
Erkenntnisse aus anderen Vermissten-Fällen
Helfen könnten den Einsatzkräften auch Erkenntnisse aus vergangenen Vermisstenfällen - darunter auch der Fall eines tagelang vermissten Achtjährigen aus Oldenburg 2022. Damals hatte sich ein geistig behindertes Kind in einem Kanalsystem verirrt. Ein Spaziergänger hatte nach acht Tagen Suche ein leises Wimmern aus einem Kanaldeckel gehört - nur wenige hundert Meter vom Elternhaus des Kindes entfernt. Der Junge wurde unverletzt gerettet.
«Wir haben Ermittler, die durchgehend die Spurenauswertung machen und sich natürlich auch andere Fälle angucken», sagte Polizeisprecherin Mehnen. Dazu zähle auch dieser Fall aus Oldenburg. Auch eine Expertin für Autismus, die die Polizei bei der Suche nach Arian berate, habe sich speziell zu diesem Fall informiert.