Kinder, Kolumbien

Eine Mutter ist mit ihren Kindern auf dem Weg zu ihrem Mann, als das Kleinflugzeug über dem dichten Dschungel im Süden von Kolumbien abstürzt.

12.06.2023 - 03:48:03

Mutter geretteter Kinder soll nach Absturz noch gelebt haben. Sie wollte ihre Familie in Sicherheit bringen.

  • Das Wrack der Cessna C206, die am 18. Mai 2023 im Dschungel von Solano im kolumbianischen Bundesstaat Caqueta abgestürzt ist. - Foto: -/Pressebüro der kolumbianischen Streitkräfte via AP/dpa

    -/Pressebüro der kolumbianischen Streitkräfte via AP/dpa

  • Der Vater der geretteten Kinder, Manuel Ranoque, spricht vor dem Eingang des Militärkrankenhauses, in dem die Kinder medizinisch versorgt werden, mit Journalisten. - Foto: Ivan Valencia/AP/dpa

    Ivan Valencia/AP/dpa

Das Wrack der Cessna C206, die am 18. Mai 2023 im Dschungel von Solano im kolumbianischen Bundesstaat Caqueta abgestürzt ist. - Foto: -/Pressebüro der kolumbianischen Streitkräfte via AP/dpaDer Vater der geretteten Kinder, Manuel Ranoque, spricht vor dem Eingang des Militärkrankenhauses, in dem die Kinder medizinisch versorgt werden, mit Journalisten. - Foto: Ivan Valencia/AP/dpa

Nach der Rettung der vier im kolumbianischen Regenwald verschollenen Kinder werden immer mehr Details über ihr bewegendes Schicksal bekannt. So soll die Mutter der vier Geschwister erst einige Tage nach dem Flugzeugabsturz gestorben sein. «Meine älteste Tochter hat mir gesagt, dass ihre Mutter noch vier Tage gelebt hat», sagte der Vater der Kinder, Manuel Ranoque, in der Hauptstadt Bogotá. «Bevor sie starb, hat sie vielleicht gesagt: Geht.»

Viel mehr hätten ihm seine Kinder über die Zeit im Dschungel noch nicht erzählt. «Es ist nicht leicht, sie zu fragen. Sie haben 40 Tage nicht richtig gegessen, nicht gut geschlafen. Ich hoffe, dass die Kinder sich gut erholen, dann können sie selbst erzählen, was passiert ist.»

Erleichterung nach Entdeckung der Kinder

Suchtrupps hatten die Kinder am Freitag nach 40 Tagen im Regenwald im Süden des Landes gefunden. Sie waren am 1. Mai mit einer Propellermaschine vom Typ Cessna 206 im Department Caquetá abgestürzt. Erst mehr als zwei Wochen nach dem Absturz drangen am 16. Mai Mitglieder der Spezialeinsatzkräfte des kolumbianischen Heeres bis zu dem Flugzeugwrack vor und fanden dort die Leichen des Piloten, der Mutter und eines indigenen Anführers.

In einem von der Zeitung «El Tiempo» veröffentlichten Video war zu sehen, wie die indigenen Suchtrupps kurz nach Entdeckung der Kinder ihre Erleichterung schildern. «Wir haben die Kinder gefunden. Gelobt sei Gott. Der Glaube hat uns auf den Weg gebracht, den wir gesucht haben», sagte ein Mitglied der Suchmannschaft. «Hier sind die Kinder.»

Laut einem vorläufigen Bericht der Luftfahrtbehörde kollidierte das Kleinflugzeug vermutlich mit den Baumkronen und stürzte danach senkrecht zu Boden. Es wird angenommen, dass der Zusammenstoß mit den Bäumen den Aufprall so stark abbremste, dass der hintere Teil der Kabine kaum beschädigt wurde, weshalb die Kinder überlebten.

Vater berichtet von Drohungen

Nach der Rettung seiner vier Kinder aus dem Regenwald berichtete Manuel Ranoque von Morddrohungen durch eine Splittergruppe der Guerillaorganisation Farc. «Die Front Carolina Ramírez sucht mich, um mich zu töten. Es gibt Drohungen gegen mich, ich bin ein Ziel für sie», sagte Manuel Ranoque. «Sie haben wirtschaftliche Interessen, und wenn man nicht tut, was sie sagen, ist man ein Feind für sie.»

Die Front Carolina Ramírez ist eine Splittergruppe der Farc-Rebellen, die das 2016 unterzeichnete Friedensabkommen nicht mitträgt. Sie ist in den Drogenhandel verwickelt und soll im Süden des Landes zuletzt vier Minderjährige getötet haben. Die Kinder waren zum Zeitpunkt des Unglücks mit ihrer Mutter auf dem Weg zum Vater gewesen, der wegen der ständigen Bedrohungen durch die Farc-Splittergruppe aus der Region geflohen war.

Zwar hat sich nach dem 2016 zwischen Regierung und Farc geschlossenen Friedensabkommen die Sicherheitslage in Kolumbien verbessert. Allerdings werden noch immer Teile des südamerikanischen Landes von illegalen Gruppen kontrolliert. Vor allem Indigene, soziale Aktivisten und Umweltschützer geraten immer wieder ins Visier der kriminellen Banden.

@ dpa.de