Schießerei, Brüssel

Ein Mann schießt auf Brüssels Straßen auf Menschen, die Regierung spricht von Terror, mehrere Tausend Menschen harren in einem Fußballstadion aus.

17.10.2023 - 02:09:04

Schüsse in Brüssel: Höchste Terrorstufe, Täter noch frei. Das alles weckt grausige Erinnerungen.

  • Polizisten ermitteln am Tatort in Brüssel. - Foto: Hatim Kaghat/Belga/dpa

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  • Ermittler arbeiten am Ort der Schießerei in Brüssel. - Foto: Nicolas Landemard/AP/dpa

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  • Polizeisperrung im Zentrum von Brüssel. - Foto: Nicolas Landemard/AP/dpa

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  • Schwedische Fußballfans spenden sich Trost. Das EM-Qualifikationsspiel zwischen Belgien und Schweden wurde nach den Schüssen in Brüssel abgebrochen. - Foto: Bruno Fahy/Belga/dpa

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Polizisten ermitteln am Tatort in Brüssel. - Foto: Hatim Kaghat/Belga/dpaErmittler arbeiten am Ort der Schießerei in Brüssel. - Foto: Nicolas Landemard/AP/dpaPolizeisperrung im Zentrum von Brüssel. - Foto: Nicolas Landemard/AP/dpaSchwedische Fußballfans spenden sich Trost. Das EM-Qualifikationsspiel zwischen Belgien und Schweden wurde nach den Schüssen in Brüssel abgebrochen. - Foto: Bruno Fahy/Belga/dpa

Nach den tödlichen Schüssen auf zwei Menschen steht Brüssel unter Schock. Für die belgische Hauptstadt wurde gestern Abend die höchste Terrorstufe ausgerufen, der Täter war noch auf freiem Fuß.

Bei den Opfern handelt es sich laut Premierminister Alexander De Croo um zwei Schweden. Sie starben rund fünf Kilometer entfernt vom Brüsseler Fußballstadion, wo die Nationalmannschaften Belgiens und Schwedens in einem EM-Qualifikationsspiel gegeneinander spielten. Das Spiel wurde abgebrochen. Wegen eines «potenziell terroristischen Motivs» zog die Bundesstaatsanwaltschaft die Ermittlungen an sich. Sie identifizierte einen mutmaßlichen Tatverdächtigen.

Drittes Opfer außer Lebensgefahr

Am frühen Abend war laut Nachrichtenagentur Belga ein bewaffneter Mann im Norden der Innenstadt von einem Roller abgestiegen und hatte auf der Straße Schüsse abgegeben. Als mehrere Menschen in einen Hauseingang flohen, soll er sie verfolgt und auf sie geschossen haben. Die Polizei bestätigte diese Angaben zunächst nicht. Ein drittes Opfer, ein Taxifahrer, ist laut Staatsanwaltschaft inzwischen außer Lebensgefahr.

Bei dem EM-Qualifikationsspiel verbreitete sich die Nachricht vom Tod der beiden Schweden in der Halbzeit. Nach Angaben des schwedischen TV-Senders SVT hätten die Spieler der schwedischen Nationalmannschaft daraufhin beschlossen, das Spiel nicht fortzusetzen. Die belgischen Nationalspieler hätten sich dem angeschlossen. Mehrere Tausend Menschen mussten aus Sicherheitsgründen zunächst im Brüsseler Fußballstadion ausharren, bis sie evakuiert werden konnten.

Erinnerungen an 2016

Es ist nicht das erste Mal, dass in Brüssel Menschen Opfer eines Anschlags werden. Erst vor rund vier Wochen endete der Prozess zu den Brüsseler Terroranschlägen von 2016.

Drei Selbstmordattentäter der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) hatten damals Bomben am Brüsseler Flughafen Zaventem sowie in einer U-Bahn-Station im Herzen der belgischen Hauptstadt gezündet. Sie töteten über 30 Menschen, 340 wurden verletzt. Für Fassungslosigkeit bei den Hinterbliebenen sorgten damals auch Medienberichte, wonach mehrere der Angeklagten vor den Anschlägen von den belgischen Sicherheitsbehörden überwacht worden waren - und später dennoch ihre Bluttaten verüben konnten.

Bei der aktuellen Tat sind die Motive noch offen. Einige Medien berichteten, dass die Schüsse einen islamistischen Hintergrund haben könnten. In sozialen Netzwerken wurde nach Angaben der Bundesanwaltschaft ein Beitrag einer Person geteilt, die sich als der Angreifer ausgebe und behaupte, von der Terrororganisation Islamischer Staat inspiriert zu sein. Zudem wird im Internet ein Video geteilt, das die Tat zeigen soll.

Staatsangehörigkeit möglicherweise Motivation

Die Nachrichtenagentur Belga zitierte einen Sprecher der Bundesstaatsanwaltschaft, wonach auch die schwedische Staatsangehörigkeit der Opfer eine Motivation für die Tat sein könnte. In diesem Jahr hatten Menschen in Schweden und später auch in Dänemark mehrmals Koran-Exemplare verbrannt und damit wütende Reaktionen unter Muslimen ausgelöst. Für die skandinavischen Länder hatte all das diplomatischen Ärger nach sich gezogen.

Der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson rief seine Landsleute in Belgien zur Vorsicht und Wachsamkeit auf. De Croo drückte Kristersson sein aufrichtiges Beileid aus: «Als enge Partner ist der Kampf gegen den Terrorismus ein gemeinsamer Kampf.» Der Sprecher der Bundesstaatsanwaltschaft stellte allerdings klar, dass es bislang keine Verbindung zwischen dem Anschlag und dem israelisch-palästinensischen Konflikt gebe.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach von einem «feigen Anschlag» und drückte den Menschen in Schweden ihr Beileid aus. Der belgische EU-Ratspräsident Charles Michel schrieb auf X: «Das Herz Europas wird von Gewalt getroffen. Mein Mitgefühl gilt den Familien der Opfer des tödlichen Anschlags im Zentrum von Brüssel.» Der belgische Königspalast zeigte sich «schockiert» und drückte seine «Unterstützung für die Sicherheitskräfte aus, die alles tun, um den Urheber der Taten zu fassen», hieß es auf X.

@ dpa.de