Ein kleiner Junge wird in einem Dorf bei Neubrandenburg getötet.
15.09.2023 - 13:32:28Sechsjähriger nahe Bolzplatz erstochen. Die Ermittler müssen nun klären, was genau passiert ist. Sie haben nach eigenen Angaben viele Spuren gefunden.
Grausames Verbrechen im Osten Mecklenburgs: In Pragsdorf bei Neubrandenburg ist ein sechs Jahre alter Junge erstochen worden. Die genaue Tatwaffe sei aber noch unklar, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit.
Die Ermittlungen und Befragungen in dem Ort laufen auf Hochtouren. Die Polizei ermittelt wegen Totschlags und geht dabei mehreren Ermittlungsansätzen nach.
«Es sind zahlreiche Einsatzkräfte vor Ort, die mit Hunden nach dem Tatmittel suchen», sagte eine Polizeisprecherin. Das müsse es nicht zwangsläufig ein Messer sein.
Der Junge war am Donnerstagabend in der Nähe eines Bolzplatzes von Feuerwehrleuten mit «massiven Verletzungen am Oberkörper» in einem Gebüsch liegend gefunden worden, wie die Polizei mitteilte. Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos.
Er kam nicht vom Spielen nach Hause
Die Eltern hatten den Sechsjährigen am Donnerstag als vermisst gemeldet, weil er am Nachmittag nicht wie von vereinbart vom Spielen nach Hause gekommen war. Polizei, Feuerwehr und Anwohner hatten daraufhin nach dem Kind gesucht. Dabei kamen auch Suchhunde und ein Polizeihubschrauber zum Einsatz.
Unter den Suchenden war auch der Bürgermeister des 580-Einwohner-Ortes, Ralf Opitz. «Ich hatte mich auch an der Suche beteiligt - bis die Kameraden den schrecklichen Fund gemacht haben», sagte der 54-Jährige.
Viele Spuren am Fundort
Ob der Fundort auch der Tatort ist, da wollte sich Staatsanwalt Wischmann noch nicht festlegen. Anwohner berichteten aber, dass sie am Donnerstag laute Stimmen am Bolzplatz gehört hätten, die möglicherweise von einem Streit herrühren könnten. Am Fundort konnte die Polizei laut Wischmann viele Spuren sichern.
Das Gelände war noch am Freitag weiträumig mit rot-weißem Flatterband abgesperrt. Polizisten und Helfer suchten nach einer Tatwaffe und anderen Beweisstücken. In der Nähe des Sees kam dabei auch ein Metalldetektor zum Einsatz. Auch Taucher rückten an - bisher aber ohne Erfolg, hieß es. Am Nachmittag wurden Suchketten mit je 25 Beamten gebildet. Sie streiften mit langen Eisenstangen systematisch die Fläche ab, sich langsam vom See entfernend.
Viel Presse vor Ort
Im Dorf waren am Freitag überhaupt viel Bewegung. Etliche Reporter versuchten, die Einwohner zu befragen - was einige als befremdlich empfanden. Aber auch die Bewohner selbst waren unterwegs: Sie wurden von der Polizei in ein Feuerwehr- und Gemeindehaus gebeten, wo sie zu den Ereignissen befragt wurden. Wenn sich Bewohner danach begegneten, tauschten sie sich auch aus.
«Die Anteilnahme und die Aussagebereitschaft sind sehr hoch - das muss nun erst mal aufgeschrieben und verglichen werden», sagte eine Polizeisprecherin. Sollte man keinen Verdächtigen finden, würden die Ermittlungen am Wochenende fortgesetzt. Auch zum Motiv könne man noch nichts sagen.
Spendenaktion für die Familie
Die Gemeinde Pragsdorf hat auf der Internetplattform Facebook ihre Trauer nach dem Tod des Kindes bekundet. «Mit Trauer und Bestürzung haben wir heute früh vom schrecklichen Gewaltverbrechen und dem Tod von J. erfahren. Die Gedanken sind derzeit natürlich vor allem bei der Familie und den Angehörigen», hieß es. Gleichzeitig bat man darum, brauchbare Hinweise umgehend der Polizei zu melden.
Auf der Facebook-Seite der Gemeinde wurde auch auf eine Spendenaktion für die Familie des toten Kindes hingewiesen. Innerhalb weniger Stunden waren bereits rund 20.000 Euro gesammelt worden.
Andacht am Abend in der Kirche
Am Abend (18.00 Uhr) solle es zudem in der Kirche von Pragsdorf eine Andacht geben. «Lasst uns in dieser schweren Stunde Abschied nehmen von einem Menschen, der viel zu früh gehen musste. Die Familie soll wissen, dass sie in dieser Zeit mit ihrem Schmerz nicht alleine ist», hieß es dazu auf der Internetseite.
Der Junge ist laut Bürgermeister Ralf Opitz erst im August eingeschult worden. Das Schweriner Bildungsministerium teilte mit, dass Psychologen die Mitschülerinnen und Mitschüler sowie das Lehrpersonal unterstützen sollen. Zudem sei ein Trauerort in der Schule eingerichtet worden.
Sprachlose Bildungsministerin
«Während uns der Todesfall höchst betroffen und sprachlos zurücklässt, ist es unsere Aufgabe und Pflicht, nun die Familien und Freunde, Mitschülerinnen und Mitschüler sowie Lehrkräfte dabei zu unterstützen, mit der unfassbaren Situation umzugehen», wurde Mecklenburg-Vorpommerns Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) zitiert. «Ihnen gilt mein tief empfundenes Mitgefühl.»
Ab Montag werde an der betroffenen Schule für eine gesamte Woche auf Leistungskontrollen verzichtet. Schulpsychologinnen seien vor Ort. An Eltern sei ein Brief mit Unterstützungsangeboten verschickt worden. Betroffene sollen auf Wunsch ebenfalls psychologisch begleitet werden.