Lage, Südwesten

Dauerregen und Hochwasser haben den Südwesten schwer getroffen.

19.05.2024 - 15:18:16

Lage im Südwesten entspannt sich. Das Ausmaß der Schäden ist noch unklar. Schon in der kommenden Woche könnten wieder heftige Regenfälle drohen.

  • Die Mosel hat die Altstadt von Zell überflutet. - Foto: Thomas Frey/dpa

    Thomas Frey/dpa

  • Die Blies, ein knapp 100 km langer Nebenfluss der Saar, hat sich in Folge des Hochwassers zu einer Seenplatte ausgeweitet. - Foto: Andreas Arnold/dpa

    Andreas Arnold/dpa

  • Die Hochwassersituation ist in Blieskastel immer noch angespannt. - Foto: Andreas Arnold/dpa

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  • Große Teile der Altstadt von Zell an der Mosel stehen unter Wasser. - Foto: Thomas Frey/dpa

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Die Mosel hat die Altstadt von Zell überflutet. - Foto: Thomas Frey/dpaDie Blies, ein knapp 100 km langer Nebenfluss der Saar, hat sich in Folge des Hochwassers zu einer Seenplatte ausgeweitet. - Foto: Andreas Arnold/dpaDie Hochwassersituation ist in Blieskastel immer noch angespannt. - Foto: Andreas Arnold/dpaGroße Teile der Altstadt von Zell an der Mosel stehen unter Wasser. - Foto: Thomas Frey/dpa

Nach den Unwettern im Südwesten hat sich die Lage weitestgehend entspannt und das große Aufräumen begonnen. «Aktuell gibt es keine kritischen Entwicklungen mehr, obwohl an einzelnen Schwerpunkten noch viele Einsätze laufen», sagte ein Sprecher des saarländischen Innenministeriums am Sonntag. «Die Pegelstände fallen nahezu überall.» Allerdings warnen Meteorologen vor neuen Unwettern und viel Regen in der kommenden Woche.

Enorme Regenmengen hatten im Saarland und in Rheinland-Pfalz am Freitag und in der Nacht zum Samstag für Überflutungen, Erdrutsche und vollgelaufene Straßen und Keller gesorgt. Allein in Rheinland-Pfalz gab es weit über 1000 Einsätze. «In den vergangenen 48 Stunden haben wir ein großes und flächendeckendes Hochwasser erlebt», sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Sonntag.  «Das Schadensausmaß an Gebäuden und Verkehrsinfrastruktur können wir erst einschätzen, wenn die akuten Einsätze beendet sind.» Aber auch hier hieß es: Die Lage habe sich deutlich entspannt. 

Besserer Versicherungsschutz für Hochwasser gefordert

In Zell an der Mosel in Rheinland-Pfalz liefen am Sonntag die Aufräumarbeiten. Menschen wateten mit Gummistiefeln durch das Wasser, Keller wurden leergepumpt, Schäden beseitigt. Wer hier länger wohne, kenne sich schon aus mit dem Hochwasser, sagte ein Anwohner. Ein griechischer Gastronom klagte, dass nach seiner Erfahrung die Anzahl der Hochwasser in den vergangenen Jahren zugenommen habe. Vermutlich liege es am Klima, sagte er. Viele seiner Kollegen seien frustriert, weil die Unterstützung seitens der Politik fehle: «Wir bekommen keinen Cent.» Derweil sprach sich am Sonntag manch ein Politiker für einen stärkeren Versicherungsschutz gegen die Folgen von Unwettern aus.

Im saarländischen Blieskastel wurde unterdessen die historische Altstadt mit Pumpen vom Wasser befreit. «Das Wasser steht dort noch stiefelhoch, die Lage ist unter Kontrolle», sagte der Sprecher des Innenministeriums am Vormittag. In einer Bundeswehrkaserne in Lebach, am Rande des Hochwassergebiets, wurde im Zuge eines größeren Einsatzes noch eine Weltkriegsbombe entschärft. «Das ist alles gut und ohne Probleme abgelaufen», hieß es im Anschluss. In den Kommunen Neunkirchen und Ottweiler waren einzelne Straßenzüge ohne Strom. Laut Ministerium wird es noch ein, zwei Tage dauern, bis die Versorgung wieder hergestellt ist.

Trotz der enormen Wassermassen - der Wetterdienst verzeichnete stellenweise mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter in nicht einmal 24 Stunden - ging es mit Blick auf mögliche Verletzte oder Tote vorerst glimpflich aus. In Saarbrücken war ein Mensch bei einem Rettungseinsatz verunglückt und musste wiederbelebt werden. Die Person kam in stationäre Behandlung. Neue Meldungen über den Gesundheitszustand wurden auch am Sonntag nicht bekannt. In Rheinland-Pfalz wurde nach Regierungsangaben niemand verletzt. 

Die saarländische Landeshauptstadt Saarbrücken als Untere Katastrophenschutzbehörde appellierte am Sonntag an alle Bürgerinnen und Bürger, in den von Hochwasser betroffenen Gebieten weiterhin achtsam zu sein und kein unnötiges Risiko einzugehen. Die Bewohner der Stadt könnten ihren Sperrmüll einfach am Straßenrand abstellen, dieser würde dann abgeholt werden. 

In der Landeshauptstadt stand zwischenzeitlich die Stadtautobahn unter Wasser und musste gesperrt werden. Auch ein Kohlekraftwerk im Saarland war überflutet worden, wie mehrere Medien berichteten. Der Bahnverkehr kam zeitweise zum Erliegen. Im Verlauf des Samstags konnte aber auch dieser wieder anrollen. 

Am Samstag machte sich auch Bundeskanzler Olaf Scholz gemeinsam mit der saarländischen Ministerpräsidentin Anke Rehlinger ein Bild von der Lage vor Ort. In Gummistiefeln sprachen die beiden SPD-Politiker unter anderem in Kleinblittersdorf mit Betroffenen. Innenministerin Nancy Faeser (SPD) versprach derweil Hilfe: «Der Bund unterstützt insbesondere das Saarland mit starken Kräften, um nach den schweren Überflutungen Menschenleben zu schützen und die Zerstörung durch die Wassermassen so weit wie möglich zu begrenzen.»

Es können neue Regenfälle kommen

Mit Bangen schauen sicher viele Bewohner auf die Wettervorhersagen für die kommende Woche: «Interessant wird es am Dienstag», sagte Meteorologe Markus Übel vom Deutschen Wetterdienst (DWD) am Sonntag in Offenbach. Dann entwickelten sich erneut teils kräftige Regenfälle, «die aus heutiger Sicht vor allem den Südwesten des Landes erfassen.» Nach Angaben der Meteorologen war eine exakte Vorhersage schwierig, da die genauen Schwerpunkte sowie die Regenmengen von den Modellen noch sehr unterschiedlich berechnet würden. Aber: «Wahrscheinlich werden Teile von Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Baden-Württemberg betroffen sein.» 

Zwar seien die berechneten Regenmengen nicht so hoch wie am vergangenen Freitag, allerdings komme der größte Teil des Regens innerhalb von sechs bis zwölf Stunden vom Himmel, sagte Übel. Und sollten das Saarland und die Pfalz erneut im Schwerpunkt der Regenfälle liegen, müsse dort wieder mit steigenden Pegelständen und möglicherweise auch mit Hochwasser und Überschwemmungen gerechnet werden.  

@ dpa.de